Auch der Rockmusiker Marius Müller-Westernhagen hat Hamburg Richtung Spree verlassen. Wolf Biermann und Udo Lindenberg überlegen noch.
Hamburg. Marius Müller-Westernhagen wohnt nicht mehr in Hamburg, sondern in Berlin. Das teilte nun das Management des Rocksängers mit. Bereits seit dem 1. Juli lebt der gebürtige Düsseldorfer in Berlin-Mitte, nachdem er vorher 40 Jahre in Hamburg gemeldet war. Zuletzt befand sich die Bleibe Westernhagens in einer Seitenstraße in Alsternähe.
"Die Zeit in Hamburg war wunderschön. Die Stadt ist wirklich bezaubernd, ich habe mich sehr wohl gefühlt. Je älter ich werde, desto neugieriger werde ich. Deshalb suche ich neue Einflüsse. Berlin hat mich mit seiner Dynamik begeistert. Hier ist erstmals wieder eine wirklich internationale, deutsche Metropole entstanden. Die Stadt zieht Künstler an. Es ist ihr auch mit mir gelungen", erklärt Westernhagen seinen Schritt nach Berlin in der Pressemitteilung. Klingt nach Lust auf Veränderung, was bei einem 61-Jährigen ja nicht die Regel ist. Wegen des Charmes der Hauptstadt geriet zuletzt auch der Ottenser Liedermacher Wolf Biermann, 73, ins Überlegen, er verspürte große Lust auf einen Umzug an die Spree. Überhaupt, die "alten" Männer: Anders als Biermann sind weder Müller-Westernhagen noch Udo Lindenberg gebürtige Hamburger. Auch Letzterer spielt mit dem Gedanken, die Stadt an der Elbe zu verlassen und ostwärts zu ziehen.
Der 64-Jährige, der seit vielen Jahren im Atlantic-Hotel wohnt, ist unzufrieden mit der Kulturpolitik Hamburgs. In Berlin startet im Herbst sein erstes Musical - kein Wunder, dass Lindenberg auf Berlin gut zu sprechen ist. In Hamburg versucht Lindenberg derzeit, ein "Panik"-Museum in der Speicherstadt zu eröffnen. Es fehlt allerdings ein geeigneter Investor. Lindenberg moniert, dass die Kulturbudgets falsch verteilt werden, unlängst formulierte er recht barsch seine Kritik: "Ich weiß nicht, ob ich in Hamburg bleibe. Ich bin mit der Kulturpolitik nicht einverstanden. Die Stadt ballert Millionen in die Elbphilharmonie, aber für Musikförderung, Nachwuchsbands, Workshops, Probebühnen und neue Kulturprojekte und so ist kein Geld da. Hamburg ist keine Rock-City mehr!" Harte Worte. Bleibt abzuwarten, ob er nur eine Drohkulisse aufbaut - oder Westernhagen tatsächlich folgt.