Ein Kommentar von Birgit Reuther
"Bring mich nach Hause" heißt das neue Album der Band Wir sind Helden, das Ende August erscheint. Gerade in unserer digitalen, flexiblen Welt stellt sich jedoch verstärkt die Frage, wo es denn genau liegt, dieses Zuhause. Der Wechsel des Wohnorts gehört ebenso zum postmodernen Zickzackweg des Lebens wie kreuz und quer über Länder verstreute Freunde und Familie. Real. Und virtuell. Wie relevant ist also eine Stadt für Kreative? Und umgekehrt?
Wenn Rockmusiker Marius Müller-Westernhagen nun nach mehr als 40 Jahren Residenz in Hamburg die Stadt verlässt, weil ihn die Dynamik in Berlin begeistert, was bedeutet das dann für die Szene zwischen Alster und Elbe? Nichts. Jemand zieht um. Anders als etwa der Maler Daniel Richter war Westernhagen nicht wirklich präsent in der Stadt. Dass sein Umzug bereits stattgefunden hat, hat schlicht und einfach keiner gemerkt. Lokalpatrioten (vielleicht auch ein etwas nervös werdendes Stadtmarketing) aber befürchten den großen Aderlass des Musischen gen Hauptstadt. Ist das wirklich so?
Tomte-Frontmann Thees Uhlmann mag mit seiner Tochter in Berliner Sandkästen spielen, die von ihm gegründete Plattenfirma Grand Hotel von Cleef sitzt nach wie vor im Karoviertel. Und der aus dem Rheingau stammende Neuberliner Gisbert zu Knyphausen gibt auf seiner MySpace-Seite direkt vorsorglich (und großflächig) Deutschland als Wohnort an, schreibt aber schönste Hamburg-Hymnen.
Wo spielt also die Musik in einer Zeit, in der Künstler längst online Sound-Pakete um den Globus schicken und weltweit vernetzt an Songs arbeiten? Die Antwort: überall. Wir sind Helden etwa kommen aus Berlin, Hannover und Hamburg zusammen, um ihr neues Album mit einem englischen Produzenten aufzunehmen.
Nach Hause kommen, auch künstlerisch, kann also nur, wer immer wieder aufbricht.