Wer zum Hurricane-Festival nach Scheeßel fährt, nimmt Campingplatz, Rudelduschen und den einen oder anderen Regenschauer gern in Kauf
Hamburg. Die ersten machen sich schon am Donnerstag auf den Weg, die letzten werden erst am Montag wieder abziehen: Jedes Jahr herrscht im beschaulichen Dorf Scheeßel für ein Wochenende der Ausnahmezustand. Seit 1997 - 2012 also schon zum 16. Mal - ist dort Ende Juni das stets gleiche Naturphänomen zu beobachten: der Hurricane, zu deutsch: eines der größten Musik-Festivals Deutschlands.
75 000 Menschen kommen auch 2012 wieder zusammen, um gemeinsam zu zelten, zu tanzen, das eine oder andere Bierchen zu vernichten und jede Menge Musik zu hören. Vier Bühnen verteilen sich rund um den Eichenring, mehr als 90 Bands werden zwischen Freitagmittag und Sonntagnacht auftreten. Altbekannte sind dabei, Die Ärzte und The Cure, Blink-182 und die Sportfreunde Stiller. Aber wer sich nicht scheut, einigermaßen früh aufzustehen, der kann auch die eine oder andere musikalische Entdeckung machen: Ob Hoffmaestro oder das belgische Duo Black Box Revelation, Mutter oder All Mankind, sie alle eint das Schicksal der Nicht-gar-so-Bekannten. Sie treten auf, wenn große Teile der Zeltstadt noch in tiefem Schlummer liegen oder ihre Insassen noch auf der Suche nach Kaffeepulver, Gaskocher und Zahnbürste sind.
Ein gewisses Maß an Duldsamkeit gegenüber widrigen Umständen gehört zu jedem Festivalbesuch, da macht das Hurricane keine Ausnahme. Es ist dazu noch als Schlechtwetterfestival verschrien, Gummistiefel und größere Mengen Müllsäcke, die als notdürftiger Regenschutz herhalten sollen, sind für viele Teil der Standardausrüstung. Doch schafft es selbst der fieseste Gewitterschauer im Normalfall nicht, die gute Laune längerfristig zu drücken. Der echte Stimmungskiller lauert hingegen auf alle, die die Entscheidung, nach Scheeßel zu fahren, zu lange vor sich hergeschoben haben. Denn Karten gibt es an der Tageskasse keine mehr, das Hurricane ist komplett ausverkauft.
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Wer nun aber völlig verzweifelt zwielichtigen Gestalten Geld in die Hand drückt, um an eines der begehrten Tickets zu kommen, der könnte am Ende doppelt angeschmiert sein: Denn längst nicht jeder "Verkäufer" hat tatsächlich eine Original-Karte im Angebot. Und für eine teuer gekaufte billigen Kopie bekommt man höchstens ein mitleidiges Lächeln am Einlass; aber sicher kein Festivalbändchen. Doch selbst ohne Ticket kann man ein bisschen live dabei sein, zumindest vor dem Bildschirm: Das Abendblatt liefert mit dem Festival-Blog das ganze Wochenende lang Impressionen aus erster Hand. Und am Sonnabend überträgt ZDFkultur ab 20.00 Uhr vier Stunden lang vom Hurricane. Ganz ohne Matsch, Staub und Dixie-Klos.