Zum Heim-Auftakt der “The Big Mash Up Tour“ zeigte sich in der Hamburger O2 World am Donnerstag, dass Scooter keine Experimente wagen darf.

Hamburg. Der Hyper-Rave, den Scooter mit Gastars wie Jan Delay und Heinz Strunk im Juni 2011 vor 20 000 Fans im Stadion am Volkspark entfesselte, war das bisherige Maximum des Möglichen für das Hamburger Trio. Laserbatterien, die selbst den Warpkern der Enterprise in die Knie gezwungen hätten, Feuerwerk, mit dem Kiss und Rammstein eine ganze Tournee lang ausgekommen wären und mehr Monitore als in der TV-Abteilung eines Elektromarkts.

Am Donnerstag kochen Baxxter und seine beiden Tasten- und Knöpfchendrücker Rick J. Jordan und Michael Simon aber wieder auf kleinerer Flamme in der O2 World. Das im Oktober 2011 veröffentlichte Album "The Big Mash Up" verwirrte so manchen Scooter-Jünger mit Dubstep-Einflüssen und vorsichtigem Gebrauch der Bremse und chartete enttäuschend auf Platz 15. Aber das reicht für die Arena neben der Arena, 9000 Besucher kommen zum Tourauftakt. Das sind immer noch eine Menge.

+++ Konspirativ in Wilhelmsburg: Mit Scooter kocht die Küche +++

+++ Die Bässe pumpen, H.P. Baxxter brüllt ein Lied dazu +++

Und die bekommen zu Beginn, was sie wollen: den akustischen Karnickelf..., "Faster, Harder, Scooter", Laser im Nebel, Flammenmeer, Gogo-Ballett - Beat, Beat, Beat. Baxxter und sein Team strapazieren allerdings die Toleranz, sobald ein Rhythmus quer kommt. So geht das neue Stück "David Doesn't Eat" mit seinem Nick-Straker-Sample ("I Walk In The Park") unter. Zu kompliziert, zu viele Breaks. "Die neue Pladde is zu wenig Bammbammbamm", beschwert sich ein Fan im Umlauf. Experimente unerwünscht.

"Keine Angst", ruft Baxxter, "jetzt gibt es auf die Zwölf... ihr Schweine!" Die Regler werden wieder hoch gerissen ("Jigga Jigga!"), Konfettikanonen schießen Salve auf Salve, die Gogo-Girls fegen anschließend die Bühne mit blondierten Feudeln. Immer und immer wieder. Bammbammbamm.

Denn so ist Scooter unterhaltsam: Wenn 9000 "One (Always Hardcore)" oder "Maria (I Like It Loud)" mitgrölen und den kompletten moralischen Überbau abwerfen wie die Bierflaschen im Shuttlebus. Reduktion auf Atmen, Schreien, Glieder strecken. Geburtszustand. Stumpf ist Trumpf, Hyper ist Hyper. Zwei Stunden wie ein mexikanischer Kindergeburtstag. Die Ohren sind die Pinata, vollgestopft mit Beat-Bonbons. Verprügelt, bis sie platzen.