Palminger kombiniert auf seinem neuen Album Lyrik mit entspanntem Jazz und erzählt 41 Grad warme Geschichten aus dem Leben.

Hamburg. Gut, dass viele Autos heutzutage so eine Art Favela-Taste gegen Carjacker haben: ein Druck und die Türen sind von außen nicht mehr zu öffnen. Und von innen. Denn wer seine arglosen Mitinsassen mit Jacques Palmingers neuem Album "JZZ & LYRK" (Dschäss und Lürk?) überrascht, muss Fluchtreflexe einplanen. Anders gesagt: Es braucht einige Minuten, bis man sich an die Platte gewöhnt und langsam von Song zu Song tastet.

Aber was heißt Song, der Musiker, Schauspieler und Drilling des Guerilla-Humor-Trios Studio Braun spricht. "Dann nehme ich das dritte Glas und benetze die Frauen mit dem Sud. Sofort werden sie schwanger. Ich bitte sie: Gebt diesen Kindern meinen Namen. Sie fragen mich: Jacques, wie sollen wir die Mädchen nennen?" Während Jacques nur Jungen verspricht, schaut er auf die auf 41 Grad erwärmten Hände seines 440 Hz Trios: Richard von der Schulenburg am Klavier, Raphael Burgess am Bass und Olve Strelow am Schlagzeug.

Mit ebenfalls warmer Stimme erzählt Palminger absurde Geschichten aus seinem Leben: "Stadtpark", "Mein Schiff", "Bittermandel & Salat". Und das "Trio von ausnehmender Hässlichkeit" jazzt tiefenentspannt, aber vielseitig und versiert das Lounge-Fundament unter die Lyrik. Lürk. Tatsächlich erwärmt sich auch der Hörer und wird mit jedem Track neugieriger, wohin die Reise auf den halb verwehten Spuren von Manfred Krug oder Brecht-Interpretin Annekathrin Bürger geht.

Gern hält sich das Trio wie in "Es ist mein Leben" an repetitiven Akkorden fest, die an Lalo Shifrins "Bullitt"-Soundtrack erinnern - aber deutlich auf "It's My Life" von Dr. Alban (!) basieren. Mit "Que reste-t-il" wird sogar die luftige Erotik eines Serge Gainsbourg beinahe nicht erreicht. Ja, "JZZ & LYRK" ist von ausnehmender Hässlichkeit. Aber sehr hübsch gemacht.

Jacques Palminger & 440 Hz Trio: "JZZ & LYRK" (Staatsakt), CD Im Handel, www.palminger.de