Ein Kommentar von Maike Schiller
In einem sind sich die meisten mittlerweile einig: Es gibt in Deutschland zu wenig Frauen in Führungspositionen. Ja, auch in den Medienhäusern. Und auch darin scheint man sich grundlegend einig: Das muss sich ändern. Irgendwann. Irgendwie. Ob die Quote das richtige Mittel ist? Ja, meinen jetzt 340 Journalistinnen, die sich der Aktion Pro Quote angeschlossen haben und Verleger und Chefredakteure konkret und direkt fragen, ob sie die 30 Prozent innerhalb von fünf Jahren schaffen. Dass es diese Aktion nun gibt, mag so mancher mit Augenrollen begleiten oder dem Hinweis, "diese ewige Quotendiskussion" sei doch nun langsam wirklich ermüdend. Absolut. Ermüdend, nervig, anstrengend, unangenehm.
Leider trotzdem notwendig.
Schon mit Quotendiskussion sind wir gesellschaftlich nicht da, wo wir sein müssten. Wo also wären wir ohne ? Gäbe es die Selbstverpflichtungen mancher Unternehmen? Und ist es schlau, sich - seit es die gibt - darauf zu verlassen, dass sich bestimmt alle an die wohlklingenden Vorhaben halten (im Wissen, immerhin, dass es solche Versprechungen und Vorhaben ja schon unter Gerhard Schröder gab, und der ist ja nun auch schon eine Weile nicht mehr Kanzler)?
Nein, das wäre nicht schlau. Das Problem besteht. Die Debatte ist erst vorbei, wenn der Sachverhalt sich ändert. Als Frau muss man überlegen, ob man eine grundsätzlich eingeforderte Verantwortung auch konkret und persönlich übernehmen will. Als Mann auf der Führungsetage, ob man sich auf einen neuen Ton, ein neues Miteinander und neue Arbeits(teil-)zeitmodelle einlassen will. Als Gesellschaft (und als Paar), ob man es ertragen kann, dass dann Männer auch mehr Erziehungsarbeit übernehmen. Denn auch das ist die Folge. Das Thema ist kein Frauen-Thema. Schade deshalb, dass zum Auftakt der Aktion keine Männer eingeladen wurden, den Aufruf zu unterschreiben.