Laienschauspieltruppe mit zu großem Budget in Gotham City. Das Musical ist bunt, unglaublich laut und unglaublich zusammenhangslos.

Hamburg. Zwischendurch schaut man immer wieder verdattert in sein Getränk: Sind da möglicherweise bewusstseinerweiternde Substanzen drin? Denn bei der Hamburg-Premiere von "Batman Live" in der O2 World ist alles unglaublich bunt, unglaublich laut. Und unglaublich zusammenhanglos. Zwei Stunden lang reiht sich für die knapp 2500 Gäste eine Szene an die nächste, die Charaktere agieren mit großen Gesten und deklamieren per Voiceover hölzerne Texte, die für Außenseiter nur wenig zur Klärung beitragen. Wer mit dem Fledermausmann, mit seinen Freunden und Gegenspielern nicht vertraut ist, hat Pech gehabt.

Gut, die grobe Linie ist erkennbar: Batman ist der ehrenhafte Rächer, der die Nacht durchflattert, Robin verzweifelt auf der Suche nach dem Mörder seiner Eltern und der Joker generell gestört. Die zwischendurch auftretende Menagerie der Nebencharaktere jedoch ist mehr als unnötig. Der zahlende Zuschauer kann sich möglicherweise an die tatsächlich beeindruckenden Szenenwechsel via monströser Videowand klammern, zwei-drei Portionen Applaus für die artistischen Einlagen spenden. Einfach, um das Gefühl zu haben, einen reellen Gegenwert für das Eintrittsgeld bekommen zu haben. Dazwischen sollte er sich aber tunlichst die Ohren zuhalten. Denn das, was als Dialog aus den Boxen dringt, würde selbst vom unterbezahlten Synchronisationsteam einer Billigseifenoper, die im Nachtprogramm eines obskuren Fernsehsenders ausgestrahlt wird, als talentfrei abgelehnt.

+++ Mix aus Theater, Akrobatik und Kino in Gotham City +++

+++ Eine Riesenshow für den Superhelden +++

Zumindest für superheldenaffine Kinder hätte die Show ein schönes Spektakel mit viel Krachbumm sein können. Wenn, ja wenn eine einigermaßen stringent erzählte Geschichte dahinter stecken würde, wenn man nicht auf Joker komm raus versucht hätte, alle nur möglichen Figuren der über mehr als 70 Jahre spannenden Geschichte von Batman in eine Show zu pressen. Nach dem gnädigen Ende, dem Showdown im Irrenhaus Arkham Asylum und der großen Verbrüderung von Batman und Robin, ist man sich zumindest einer Tatsache sicher: Die lustigen Drops haben die Macher der Show bekommen, nicht man selbst. Denn der Hemweg im Regen ist beruhigend farblos und frei von gestelzten Satzhülsen der Marke: "Bringt heran die Wand des Todes!"