Die Zukunft der 100 Aktiven des Frauenmusikzentrums (FMZ) im Stadtteil Ottensen ist nach der Kündigung der Räume Ende Januar ungewiss.
Hamburg. "Die Kündigung war erst mal ein Schock. Aber wir werden den Kopf nicht in den Sand stecken. Wer weiß, was das auch für eine Chance sein kann", sagt Maria Pallasch, schaut zuversichtlich und lächelt offen. Es ist bemerkenswert, welchen Optimismus die 31-Jährige derzeit entwickelt. Ende Januar war dem Frauenmusikzentrum (FMZ) in Ottensen, dessen Geschäftsführerin sie ist, vom privaten Vermieter gekündigt worden. Seit 25 Jahren bietet das Haus im Hinterhof der Großen Brunnenstraße Musikerinnen ein entspanntes kreatives Umfeld, um sich auszuprobieren, zu üben, zu entfalten.
Erst vor fünf Jahren ist das FMZ aufwendig umgebaut worden. Jetzt sucht Pallasch gemeinsam mit den derzeit gut 100 Aktiven dringend nach einem Investor oder Stifter, der das Objekt als Kapitalanlage kauft und den Verein dort weiterhin als Mieter führt.
"Das wäre unsere Traumvorstellung", sagt Pallasch. Erste Gespräche seien bereits gelaufen, aber bisher ohne Ergebnis. Und die Zeit drängt. Der Eigner führe bereits Interessenten durch die Räume. Und die blicken dann auf ein Banner im Foyer, auf dem steht: "Wir wollen bleiben!" Drei, vier Wochen hätte das FMZ wohl noch Zeit, um einen Geldgeber zu finden, der diesen Wunsch Wirklichkeit werden lässt, schätzt Pallasch. Und sie erläutert das Zahlenwerk: 875 000 Euro sollen die 414 Quadratmeter kosten, von denen das FMZ 229 nutzt. "Der Rest ist Bürofläche des Vermieters. Aber der will in die HafenCity ziehen", sagt sie. Die Summe selbst aufzubringen sei für den Verein vermutlich zu teuer.
"Der Preis ist unverschämt, da wird ein Scheinmarkt geschaffen", empört sich Kathrin Angelstein und verschränkt die Arme in ihrem Kapuzenpulli. Seit knapp zwei Jahren probt sie mit ihrem Quartett Gebrüder Burghardt in einem der fünf Proberäume. Schlagzeug, Gitarre, Bass und Mikrofon, Verstärker, Kabel und ein mobiles Aufnahmestudio - all das finden die Frauen vor Ort. Und sie sind nicht die Einzigen. Hinter den Doppeltüren üben Pianistinnen, Sängerinnen und Saxofonistinnen. Eine Drummerin tackert einen Beat. Kein Nachbar in einem Mietshaus würde dieses Training lange mitmachen. Das FMZ ist ein Freiraum, akustisch und künstlerisch.
"Stilistisch geht das bei uns von Heavy Metal bis zur Oper. Der Schwerpunkt ist Rock-Pop, aber wir haben auch ein Dudelsackduo", erzählt Pallasch, die als Flötistin bei dem Ensemble Elb' an Flutes aktiv ist. Vor knapp einem Jahr übernahm sie die Geschäftsführung von Susie Reinhardt. Und sie genießt den generationenübergreifenden Charakter des Vereins, in dem Frauen von zehn bis 70 Jahren musizieren. "Ins FMZ kommen auch noch Gründungsmitglieder, denen reißt man das zweite Zuhause unterm Hintern weg", sagt Angelstein. Wie die anderen zahlt sie 45 Euro Beitrag im Monat. Dreiviertel der Kosten bestreitet das FMZ aus eigenen Einnahmen. 20 000 Euro Förderung steuert die Kulturbehörde jährlich bei.
Wenn sich jedoch nicht rechtzeitig ein Investor findet, muss sich die Initiative nach einem anderen Domizil umsehen. Glück im Unglück: Erst zum 31. März 2013 müsste der Verein aus der Nummer 63a ausziehen. Mit Kulturbehörde und Kreativgesellschaft hätte es bereits "sehr gute Gespräche" gegeben, sagt Pallasch. Sie bleibt zuversichtlich.