Tipps von Eckhard Freise, dem ersten Jauch-Millionär

Vor zwölf Jahren triumphierte Eckhard Freise aus Münster als Erster in "Wer wird Millionär?". Damals brachte die richtige Antwort auf die Frage "Mit wem stand Edmund Hillary 1953 auf dem Gipfel des Mount Everest?" dem Geschichtsprofessor eine Million Mark. Die Antwort auf seine Millionenfrage lautete übrigens "Tenzing Norgay". Wie sein Auftritt sein Leben verändert hat, erzählt der heute 67-Jährige.

Hamburger Abendblatt:

Sie wurden vor zwölf Jahren Günther Jauchs erster Fernseh-Millionär. Wie hat sich Ihr Leben seitdem verändert?

Eckhard Freise:

Mehr, als ich gedacht hatte. Ich dachte, nach vier Wochen ist die Geschichte vorbei, ich habe wieder meine Ruhe und keiner erkennt mich mehr. Da habe ich mich gründlich geirrt. Ich werde bis heute erkannt und habe seit knapp zwölf Jahren eine Menge um die Ohren. Da ich nun mal der Erste war, bekomme ich bis heute mediale Einladungen verschiedenster Art.

Was haben Sie denn mit dem ganzen Geld gemacht?

Freise:

Das ist schon lange weg. Das ist binnen eines Jahres ausgegeben worden - und zwar ganz bewusst. Wir wollten die Million nicht bunkern, sondern unter die Leute bringen. Wir haben viel gespendet und den Rest in unsere Doppelhaushälfte gesteckt.

Sie haben sich damals angemeldet, weil Sie eine Wette gegen Ihren Sohn verloren hatten. Was hat der von dem Geld abbekommen?

Freise:

Ja, der Sohn war der Auslöser. Er brauchte eine neue Grafikkarte für seinen Computer und hat mit allen Tricks versucht, mich ins Fernsehen zu kriegen - nach dem Motto: Du weißt ja eh alles, dann kannst du damit auch für die Familie Geld verdienen. Davon war ich gar nicht begeistert. Andererseits sollte er damals in Shakespeares "Sommernachtstraum" auf der Bühne stehen und Latein reden. Das war eine ziemliche Zumutung für ihn, und dann haben wir einen Deal gemacht: Ich gehe ins Fernsehen und er stellt sich auf die Bühne.

Waren Sie nachher enttäuscht, dass Sie nur halber Euro-Millionär geworden sind? Damals gab es noch die D-Mark.

Freise:

Erstens bin ich nicht wegen des Geldes ins Fernsehen gegangen, sondern wegen einer Wette, und zweitens, weil ich meinem Sohn mal vorführen wollte, was das hinter den Kulissen für ein Laden ist. Er saß auf dem Spotlight-Platz und wir haben munter über Bande gespielt, Jauch, mein Sohn und ich.

Fiebern Sie heute noch im Fernsehen mit den Kandidaten mit?

Freise:

Ich gucke ab und zu rein und wundere mich. Erstens sind die Fragen schwerer geworden. Keine Frage: RTL rückt die Million nicht mehr so schnell raus. Außerdem sind die Mitspieler schlauer geworden. Sie wissen, wie sie sich im Fernsehen zu benehmen haben.

Wenn Sie selbst noch einmal ran dürften: Würden Sie heute die Risikovariante mit einem vierten Joker spielen?

Freise:

Natürlich - no risk, no fun. Es ist ein Spiel. Dass es um Geld geht, war mir eher nebensächlich. Ich wollte mit Jauch mal eine Partie "Trivial Pursuit" spielen. Ich habe zwischendurch auch gar nicht mitgekriegt, wo ich stand. Solange ich es nicht auf dem Konto habe, ist es nur Buchgeld. Mir ging es um das Spiel.

Was raten Sie anderen Kandidaten?

Freise:

Erstens, nicht ans Geld denken. Zweitens, nicht vorher bulimiemäßig Wissen bunkern. Das hat man in dem Augenblick nicht parat. Und man sollte auf jeden Fall auf dem Stuhl das Denken beibehalten. Ich sehe immer wieder Kandidaten, die vor lauter Nervosität plötzlich das Denken einstellen.