Die erste Sendung des deutschen Vorentscheids zum “Eurovision Song Contest 2012“ bescherte ProSieben im Quotenrennen ein mäßiges Ergebnis.

Köln/Hamburg. Der Auftakt des Grand-Prix-Vorentscheids 2012 hat 2,44 Millionen Zuschauer erreicht. Damit kam die erste Folge der ARD/ProSieben-Castingshow "Unser Star für Baku“ am Donnerstagabend auf einen Marktanteil von 8,2 Prozent, wie ProSieben am Freitag mitteilte. In der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen waren es 1,86 Millionen Zuschauer und 15,6 Prozent.

Im Vergleich: Quotensieger am Donnerstagabend war der ARD-Film „Kennen Sie Ihren Liebhaber?“ mit Christine Neubauer in der Hauptrolle, den 5,28 Millionen Menschen (16,2 Prozent) einschalteten. Die ZDF-Serie „Die Bergretter“ hatte 4,37 Millionen Zuschauer (13,4 Prozent).

Vor dem Start von "Unser Star für Baku" hatte Stefan Raab eine "neue Zeitrechnung im Unterhaltungsfernsehen" angekündigt, was schon sehr mutig ist. Schließlich ist die ARD-ProSieben-Kooperation nur eine TV-Castingshow, die bewährten Gesetzen folgt: Die Kandidaten singen Songs aus meist fremder Feder (gern Amy Winehouse), eine Jury beurteilt den Beitrag und der Fernsehzuschauer stimmt per Televoting für seinen Favoriten ab.

Und doch ist einiges neu beim nationalen Vorentscheid für den nächsten "Eurovision Song Contest" am 26. Mai in Aserbaidschans Hauptstadt Baku. Fanta-Vier-Rapper Thomas D übernimmt von Stefan Raab die Jury-Präsidentschaft, die Vorabauswahl aus 5000 Casting-Teilnehmern und die musikalische Leitung und Betreuung des späteren Gewinners. Raab und Frida-Gold-Sängerin Alina Süggeler beschränken sich auf die Rolle als feste Gast-Juroren. Das Prinzip der in jeder Folge wechselnden Juroren wird für mehr Kontinuität geopfert - vielleicht auch, weil Nena, Rea Garvey und Xavier Naidoo (2010 noch Gast-Juroren bei "Unser Star für Oslo") zurzeit mit "The Voice Of Germany" beschäftigt sind. Oder weil sie zu lange Haare haben. Sandra Rieß vom Bayerischen Rundfunk und ProSieben-Blinzelmaschine Steven Gätjen sind statt Sabine Heinrich und Matthias Opdenhövel das neue Moderatoren-Duo, das hauptsächlich dafür da ist, auf Produkte der Sponsoren hinzuweisen.

Die tatsächliche Innovation ist aber das von Raab erst vor vier Wochen erdachte Echtzeit-Votingsystem. Schon bei der Vorstellung der zehn Kandidaten für die erste Vorrunde können die Zuschauer zum Telefon greifen und abstimmen. Wie bei einer Bundesliga-Blitztabelle ändern sich die in Prozentwerten angezeigten Platzierungen laufend. So liegt beim Auftakt nach der Selbstvorstellung zuerst Jil Rock vorne, vielleicht weil ihr Name aus dem ... ääh... Rahmen fällt. Roman Lob zieht noch schnell vorbei und wird als letzter in das Rennen eingreifen.

+++ "Der Nachname ist Programm": Raabs Lob für Sänger Roman +++

Dann geht es zum Sound der Liveband wild durcheinander. Katja Petri aus Berlin, zu Beginn auf dem letzten Platz, kann sich als Starterin mit "Merry You" von Bruno Mars lange an der Spitze halten. Totalausfälle wie Jan Verwej aus Mönchengladbach (sang "Closer To The Edge" von 30 Seconds To Mars) hingegen bleiben hinten kleben. Das Konzept der Echtzeit-Wahl hat entgegen der ersten Befürchtung tatsächlich ein transparentes wie spannendes Moment, sei es Freude beim zwischenzeitlichen Durchmarsch von Leonie Burgmer aus Essen mit dem Amy-Winehouse-Song "Stranger Than Me" oder Empörung beim noch schnelleren Durchmarsch von Shelly Phillips (Coburg) beim überambitionierten Winehouse-Cover - die nun wieder - "Valerie". Thomas D ist jedenfalls begeistert: "Ganz großes Showgeschäft. A Star is born... Alder."

Wobei der D-Thomas neben dem überzeugend dynamischen Echtzeit-Voting die eigentliche Entdeckung von "Unser Star für Baku" ist. Seine unterhaltsamen, fast immer angemessen lobenden und kritischen Urteile lassen Stefan Raab sehr herkömmlich und Alina Süggeler schlicht überflüssig aussehen. Ein Präsident, der sein Amt mit Würde und Verantwortung ausübt. Jeder Satz ein Knaller. Als Roman Lob aus Neustadt (Wied) mit "After Tonight" von Justin Nozuka das Feld - warum auch immer - von ganz hinten aufrollt, ist Thomas D kaum zu halten: "Ich habe fast geweint! Du machst mich zum weißen Bruce Darnell."

Allerdings lässt der Präsi-D-ent mit der Auswahl der Kandidaten noch Wünsche offen. Bis auf Leonie Burgmer war nicht viel Bemerkenswertes in der ersten Runde dabei, ein "die oder keine!"-Künstler wie Lena Meyer-Landrut 2010 bei "Unser Star für Oslo" erst recht nicht. In die nächste Runde schaffen es Shelly Phillips, Roman Lob, Céline Huber aus Lörrach, Leonie Burgmer und Katja Petri. Und am kommenden Donnerstag startet die nächste Ausscheidungsrunde mit 10 weiteren Kandidaten. Da geht noch was... Alder.

Unser Star für Baku nächste Folge am 19.1., 20.15, ProSieben; www.unser-star-fuer-baku.tv

Und das sahen die Hamburger am Donnerstagabend:

1. ZDF - Notruf Hafenkante - 102.000

2. ARD - Tagesschau - 101.000

3. ZDF - heute - 99.000

4. ZDF - SOKO Stuttgart - 97.000

5. NDR-HH - HAMBURG JOURNAL - 92.000

Mit Material von dapd