Die Ausstellung über ihn gefällt ihm so gut, dass Udo Lindenberg jetzt täglich selbst ins Museum geht - um sie noch besser zu machen.
Hamburg. Das Glück der späten Jahre bleibt Udo Lindenberg treu. Nach seinem souveränen Comeback im Frühjahr 2008 mit dem Album "Stark wie zwei", das ihn ganz unerwartet wieder in den Rang eines der erfolgreichsten deutschsprachigen Pop/Rock-Künstler katapultierte, liegt über allem Tun des panischen Sängers nichts als Segen.
Seit einigen Wochen belegt Udo Lindenberg auch mit seinem Nachfolge-Album "MTV Unplugged - Live aus dem Hotel Atlantic" wieder den vordersten Platz der Charts. Am 13. Januar vergangenen Jahres hatte in Berlin das Udo-Musical "Hinterm Horizont" Premiere, für das der Veranstalter Stage Entertainment schon vor dem ersten Geburtstag mehr als 500 000 Besucher zählte.
Nun stößt auch die Udo-Lindenberg-Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe seit ihrer Eröffnung am 22. Dezember auf riesiges Interesse. Mehr als 10 000 Besucher aus allenAltersgruppen strömten schon zu "UDO. Die Ausstellung", die sehr informativ und ausführlich Leben und Wirken des Panikrockers in Szene setzt. Was die Anziehungskraft noch erhöht, ist die große Chance auf eine persönliche Begegnung mit dem Meister desLikörells und der Lebenskunst. Denn Lindenberg betätigt sich gewissermaßen als Kurator in eigener Sache, schaut regelmäßig im Museum nach dem Rechten und verwandelt die Schau in ein "Work in Progress".
Die Begeisterung der Museumsbesucher über die Ausstellung kann er gut nachvollziehen: "Ich find es selber sehr antörnend. Es kickt mich cool an, ist overgeil", sagte er gestern dem Abendblatt. "Die Ausstellung ist gut gemacht und außergewöhnlich, weil alle Elemente zusammenkommen: Musik, Malerei und Film. Das Element Film ist sehr stark mit eingebaut, mit etlichen großen Leinwänden mit Ausschnitten aus der MTV-Show unplugged und aus Konzerten in der O2 World. Außerdem sieht man einen großen Teil meines malerischen Werks und Stationen meines Lebens."
Lindenberg malt Weihnachtsbild fürs Hamburger Abendblatt
Bisher hat Lindenberg noch keinen Tag ohne einen Kontrollbesuch verstreichen lassen. Für Facettenreichtum und Vollständigkeit sorgt er in Etappen: "Ich habe immer noch kleine Verfeinerungen vorgenommen: hier noch 'ne Leinwand hin, da noch 'n Screen hin. Da noch 'n anderes Bild hin." Sogar aus seinen Privatgemächern im Hotel Atlantic hat Lindenberg Bilder mitgebracht: "Mir fehlte da noch einiges." Die Inszenierung der Objekte und deren Zusammenspiel mit der Musik erlebt Lindenberg nicht als Ausstellung, sondern vielmehr als Happening. "Andere Ausstellungen sind eher statisch, diese ist sehr lebendig. Hier kommst du von einer Stimmung, von einer Gefühlswelt in die andere. Du hörst ständig Sounds, Panik-Songs und so, ne."
Beim Austausch mit den Besuchern registriert Lindenberg "große leuchtende Augen, Freude über die unverhoffte Begegnung". Dass ihn offenbar keiner für eines der vielen Lindenberg-Doubles hält, hat für ihn allenfalls den Nachteil, dass er die Ausstellung trotz vieler Besuche selbst noch gar nicht komplett sehen und alle Texte lesen konnte: "Ich mache dauernd mit den Besuchern Fotos, vom Kleinkind bis zum heißen Greis. Aber die Leute sind hell begeistert und empfangen mich wahnsinnig herzlich. Und viele sagen: Udo, geh bloß nicht weg aus Hamburg!"
Udo Lindenberg erneut an der Spitze der Album-Charts
Es befriedigt den Künstler, dass trotz seines vorrangigen Ruhms als Sänger das Interesse der Besucher auch seinen anderen Aktivitäten gilt. "Die Leute finden hier die Lebensgeschichte von einem Typ, der immer nach dem Motto gelebt hat: Ich mach mein Ding. Der sein Ding immer durchgezogen hat, sei es die Ostpolitik oder der Kampf gegen die Raketen oder der Mauerfall bis hin zur Verständigung zwischen den Religionen und Kulturen - und die Musik, die ja dazugehört und immer damit korrespondiert."
Ein bisschen fühle er sich auch selbst wie ein Ausstellungsstück, gibt Lindenberg zu. "Udo ist mit seinem Look auch eine Kunstfigur. Aber die Neugier auf Projekte, die Lebendigkeit, sich auf Neues einzulassen, die ist mir geblieben", sagt er. "Und die Kunstfigur ist natürlich auch ein bisschen Tarnung, denn ein Hauch von Intimsphäre ist mir schon wichtig. Obwohl ich ja immer in einer großen Öffentlichkeit unterwegs bin. Die Intimsphäre verberge ich dann hinter der Hutkrempe. Sie ist Tarnung und Trademark gleichzeitig."
Wer mit ihm im Museum plaudern möchte, hat allerdings erst einmal Pech. Lindenberg geht jetzt auf Kreuzfahrt in die Karibik. "Ich bin 14 Tage unterwegs, da treibe ich dann reichlichst Sport und mache mich knallefit für die große Tournee im März." Sobald er zurückkommt, wird Udo Lindenberg auch in die Ausstellung zurückkehren. Als eine Art lebendiges Exponat. "Ich freue mich, dass so viele Leute kommen. Und alle freuen sich ganz dolle über das plötzliche Rendezvous mit der flexiblen Panik-Nachtigall."