Für sein Konzert in der Laieszhalle heute Abend hat Tenor Rolando Villazón lauter Leckerbissen von Georg Friedrich Händel herausgepickt.

Hamburg. Man muss es so sagen, bei aller Skepsis vor Superlativen: Heute Abend findet in der Laeiszhalle ein Gipfeltreffen statt. Rolando Villazón, der berühmteste Tenor unserer Zeit, hat aus dem riesigen Œuvre Georg Friedrich Händels, des berühmtesten Komponisten seiner Zeit lauter Leckerbissen herausgepickt. Ein Verfahren übrigens, das sich bei Händel nahezu aufdrängt, hatte doch der Meister trotz unablässig sprudelnder Einfälle keinerlei Scheu, Erfolgsmelodien, eigene wie fremde, nach Bedarf wiederaufzubereiten.

Händel und Villazón – das lässt aber auch staunen. Mit Tenören hatte der Komponist nämlich nicht viel im Sinn. Die meisten seiner Opernhelden tummeln sich in der für die Barockzeit typischen geschlechtlichen Uneindeutigkeit zwischen Mezzosopran und Countertenor; oft genug verkörperten Frauen jene antiken Herrscher, denen die Opernstoffe so gerne Kränze flochten.

Immerhin zwei Tenorpartien hat Villazón aus Händels Kosmos zutage gefördert: den Grimoaldo aus „Rodelinda“ und Bajazet aus „Tamerlano“. Für „Xerxes“ und „Ariodante“ mutiert Villazón zum Countertenor; die Arien hat er für seine Tonlage adaptiert – das ist nebenbei auch stimmschonender.

Villazón hat sich als Verdi- oder Donizetti-Sänger einen Namen gemacht. Anders als beim Belcanto geht es bei Händel weniger um Extremklettern in der dünnen Luft hoher Cs, sondern um Beweglichkeit und rhetorische Genauigkeit. Aber ein wenig stilistischer Abenteuergeist ist ja wohl gestattet.

Im Wechsel mit den Arien spielen die Gabrieli Players unter Paul McCreesh die Ouvertüre „Die Ankunft der Königin von Saba“ und andere Instrumentalwerke. Und kurzfristig ist die englische Sopranistin Lucy Crowe dazu gestoßen. Sie singt zwei Arien der Cleopatra aus der Oper „Giulio Cesare in Egitto“ und schmachtet mit, wenn Villazón als Bajazet an Gift stirbt.

Crowes Vita zieren so illustre Namen der Barockszene wie Marc Minkowski oder Trevor Pinnock. Von Spezialistentum hält sie nicht viel: Sie verehrt auch Abba, Maria Callas oder Bands wie Guns N' Roses und Metallica. Da trifft sie sich mit Villazón; Der hatte seinen ersten öffentlichen Auftritt dieses Jahres in der britischen Reality-Serie „Popstar to Operastar“.

Rolando Villazón, Lucy Crowe, Gabrieli Players, Paul McCreesh heute (Montag, 26. April) 20 Uhr, Laeiszhalle. Karten zu 15,- bis 149,- an der Abendkasse