Im Internet haben sich Gegner von DSDS zusammengetan, um die Charts zu manipulieren. Unterstützt werden sie von Menowin-Fans.

Hamburg. DSDS-Gewinner Mehrzad Marashi aus Hamburg könnte der erste Superstar sein, der mit seinem von Dieter Bohlen geschriebenen Gewinnerlied nicht auf Platz Eins der offiziellen deutschen Musikcharts landet. Bislang hatte jeder nach seinem Sieg bei "Deutschland sucht den Superstar" zumindest einen Nummer Eins-Hit sicher. Elias Bertold und Timo Breunig wollen das diesmal verhindern. Die beiden haben im Internet zum Boykott von "Deutschland sucht den Superstar" aufgerufen: Anstatt Geld in Anrufe während der Sendung oder den anschließenden Erwerb des Siegertitels zu stecken, solle im Kollektiv der 14 Jahre alte Song „Boomerang“ von Blümchen gekauft und damit auf Platz 1 der Charts gehievt werden, schrieben sie bei Facebook. Ausgerechnet von den Fans des DSDS-Verlieres Menowin Fröhlich wird diese Aktion nun unterstützt (siehe unten).

"Dass uns jetzt Menowin-Fans unterstützen, passt eigentlich nicht zu unserer Grundidee, aber es war abzusehen, dass sie sich anschließen werden", sagt Elias Bertold zu abendblatt.de. "Ich habe persönlich nichts gegen Mehrzad, ich finde ihn sogar sympathischer als viele andere Teilnehmer. Uns geht es um eine grundsätzliche Kritik an der Show." Den 14 Jahre alten Hit "Boomerang" auszuwählen, sei eine Spaßaktion gewesen, so Bertold. "Es sollte ein deutscher Künstler sein und ein Bumerang passt vom Bild her gut, weil wir Dieter Bohlen damit sozusagen wegstoßen wollen."

Mehrzad Marashis Lied zu verdrängen könnte funktionieren: Bei Facebook hat die Boykott-Gruppe schon mehr als 20.000 Unterstützer. Und bei den Downloadcharts von itunes und Musicload steht das Blümchen-Lied zur Zeit schon auf Platz 2, bei Amazon auf Platz 3. Noch häufiger als die Lieder von Blümchen und Mehrzad wurde auf Amazon allerdings Led Zeppelins Evergreen "Stairway to Heaven" heruntergeladen. Auch diese Käufer protestieren so gegen DSDS. Eine Einigung beider Protestgruppen auf ein Lied sei leider nicht möglich, sagt Bertold. Die Led Zeppelin-Gruppe werfe ihnen nämlich vor, von RTL oder der Bild-Zeitung instrumentalisiert worden zu sein. "Das ist aber definitiv nicht der Fall", so Bertold.

Die Idee haben beide Gruppen aus Großbritannien. Im vergangenen Dezember schafften es dort Fans der US-Band Rage Against The Machine mit dem 18 Jahre alten Song „Killing In The Name“, den Gewinner der Casting-Show „The X-Factor“, Joe McElderry, auf den zweiten Platz der englischen Single-Hitparade zu verweisen. In Deutschland konnten sich die DSDS-Gegner offenbar nicht auf ein Lied einigen. Schon im März wurde ein möglicher Boykott des DSDS-Gewinnerlieds im Internet diskutiert, damals hieß es, der Song "Tribute" von Tenacious D. solle gekauft werden. Allerdings hat Sony Music das Lied nicht für die Charts zugelassen - DSDS-Sieger Mehrzad Marashi steht nämlich bei Sony unter Vertrag...

Die offiziellen Musikcharts werden seit 1977 von der "Media Control GmbH" im Auftrag des Bundesverbandes Musikindustrie erhoben. Die Mitarbeiter werten CD-Käufe und Donwloads im Internet aus. Die offiziellen Single-Charts von "Media Control" werden am Freitag veröffentlicht, Downloads fließen bis 23.59 Uhr in die Wertung ein.

Menowin-Fans rufen zu Demos in deutschen Städten auf

Einen weiteren Konflikt in Sachen DSDS beschwören viele Fans des Verlierers Menowin Fröhlich herauf. Auf Facebook rufen seine Anhänger zu Demonstrationen in mehreren deutschen Städten auf - auch in Hamburg. Am Sonnabend wollen sich die Fans in roten T-Shirts - Menowins Fan-Farbe - und mit Protestplakaten versammeln.

Hintergrund: Beim Finale von "Deutschland sucht den Superstar" war Favorit Menowin nur Zweiter geworden. Möglicherweise hat das überraschende Ergebnis auch mit den Schlagzeilen über Menowin zu tun. Das vermuten jedenfalls die Fans. Einen Tag vor dem Finale war etwa bekannt geworden, dass gegen Menowin wegen Drogenbesitzes ermittelt werde. Die "Bild" -Zeitung hatte sich außerdem klar für Mehrzad als neuen Superstar ausgesprochen.