Im deutschsprachigen Raum gilt der Österreicher Christoph Waltz schon seit langem als erste Wahl für schillernde, zwiespältige Charaktere.

Los Angeles. Er ist endgültig auf dem Film-Olymp angekommen: Nach der Goldenen Palme von Cannes und einem Golden Globe hat Christoph Waltz nun auch einen Oscar. Der 53-Jährige füllte die Rolle des charmant-zynischen SS-Offiziers Landa in der Nazi-Satire „Inglourious Basterds“ von Quentin Tarantino mit derartiger Intensität und feinsinnigem Spiel aus, dass sich Hollywood-Größen mit Lob nur so überboten. „Absolut, der ist ja wunderbar. Der Waltz wird mit Sicherheit gewinnen“, hatte der deutsche „Das Boot“-Held Jürgen Prochnow am Oscar-Vortag gesagt – und recht behalten.

Waltz selbst wurde schon durch seine Nominierung zu einem der gefragtesten Interviewpartner und empfand das als ganz „schöne Anstrengung“. Dennoch blieb er nach außen locker: „Ich werde mich rechtzeitig anziehen“, verkündete er vor der Gala – und ergänzte: „Ich gehe zum Schrank und hole meinen Smoking raus. Mein Hemd bügle ich selber, keiner bügelt so gut Hemden wie ich!“

Im deutschsprachigen Raum gilt Waltz schon seit langem als erste Wahl für schillernde, zwiespältige Charaktere. Er hat den alkoholkranken Schlagerstar Roy Black gespielt („Du bist nicht allein“) und wurde dafür mit vielen Fernsehpreisen geehrt. Er brillierte als Amokläufer von Euskirchen („Tag der Abrechnung“) oder mimte den eiskalten Entführer des Industriellensohns Richard Oetker („Tanz mit dem Teufel“).

„Gucken Sie sich meine Visage an“, sagte Waltz einmal in einem Interview. „Würden Sie mich für einen Otto-Normal-Verbraucher besetzen?“ Über seine Rollenauswahl sagt der 1956 in Wien geborene Sohn einer Künstlerfamilie: „Das ist auch das Reizvolle in unserem Beruf. Man kann das Verkorkste, das Versteckte, was in jedem von uns begraben ist, je nach Bedürfnis und Rolle herauskitzeln.“

Seit Mitte der 1970er Jahre steht Waltz auf der Bühne, arbeitete in Wien, Hamburg oder Zürich mit Regisseuren wie August Everding, Jürgen Flimm und Thomas Langhoff. Seine Film- und Fernsehkarriere begann Anfang der 80er Jahre. Der Dreh mit Regisseur Tarantino für „Inglourious Basterds“ sei für ihn ein „Naturereignis“ gewesen, erzählte Waltz einmal in einem Interview. Er wünsche sich dringend eine Wiederholung dieser Erfahrung: „So stelle ich mir eine Sucht vor.“

Waltz, der häufig mit dem Kulturbetrieb hadert, lebt wegen des „feinen britischen Humors“ seit vielen Jahren in London. Seine Ehe mit einer amerikanischen Psychotherapeutin, die er bei seiner Ausbildung am legendären Institut von Lee Strasberg in New York kennengelernt hatte, ist mittlerweile geschieden. Seine neue Lebensgefährtin, eine Kostümbildnerin, lebt in Berlin. Eine Rückkehr nach Deutschland steht für ihn vorerst dennoch nicht zur Debatte.