Hamburg. "Er ist kein politischer Extremist, aber ein revolutionärer Denker", charakterisierte Laudator Christoph Stölzl den isländischen Dichter und Filmemacher Andri Snaer Magnason. In einer Schauspielhaus-Matinee erhielt der engagierte Umwelt-Aktivist, Lyriker und Kinderbuchautor ("Die Geschichte vom blauen Planeten") für sein Sachbuch und die Filmdokumentation "Dreamland" den Kairos-Preis 2010.
Die Toepfer-Stiftung vergab zum vierten Mal den mit 75 000 Euro dotieren Europäischen Kulturpreis, der außerordentliche Leistungen mit großer nachhaltiger Wirkung zum richtigen Zeitpunkt würdigt.
In "Dreamland" (Traumland) hat Magnason zehn Jahre vor dem Crash in Island die Krise beschrieben.
Um die Wirtschaft anzukurbeln, hatte die Regierung Natur für die Aluminium-Industrie geopfert - und verlor nun beides.
An den isländischen Problemen zeige Magnason wie in einem Prisma jene der Welt, sagte Birte Toepfer. Und Nike Wagner vom Kairos-Preis-Kuratorium bezeichnete den Literaten, der ein Fabrikprojekt für Arbeitslose aufbaut, als ein "Ideenkraftwerk zur Rettung der Welt aus der Kraft der Poesie".
In seiner Dankesrede erinnerte der Mittdreißiger und Vater von vier Kindern an unsere Verantwortung: "Meine Enkel könnten bis 2130 leben", rechnete er vor. Das wirke zwar in unseren Augen wie Science- Fiction, dürfe aber kein Grund sein, die Welt zu behandeln, als ob sie uns nichts anginge. "Dieses Fehlen von Fantasie wird einen Verlust an Wirklichkeit zur Folge haben."
Andri Magnason: Love Star , Lübbe Paperback, 300 S., 13,99 Euro.