Das lange Warten auf das Fantasy-Epos “Avatar - Aufbruch nach Pandora“ hat ein Ende. Der Film kommt am Donnerstag in die Kinos.
Hamburg. Gebannt blicken die Wissenschaftler einer außerirdischen Kolonie auf das schlanke Wesen, das der Retorte entsteigt. Dieser blauhäutige Avatar, eine gentechnische Kreuzung aus Mensch und Ureinwohner des Planeten Pandora, wird mental von einem an den Rollstuhl gefesselten Ex-Soldaten (Sam Worthington) gesteuert. Doch mit schnellen Schritten entflieht das Hybridwesen in die Wildnis. Bei diesem flotten Spurt wirbelt es kleine Steinchen auf, die dem Zuschauer wie Hagelkörner ins Gesicht zu fliegen scheinen.
Mit seinem in Stereo 3D gefilmten Actionabenteuer „Avatar - Aufbruch nach Pandora“ entführt der amerikanische Autor, Erfolgsregisseur und Produzent James Cameron (“Titanic“,„Terminator“, „True Lies“) den Zuschauer nicht nur in eine faszinierende, fremde Welt, sondern revolutioniert das Seherlebnis im Kino: wagemutig, wundersam, wirklichkeitsgetreu.
Die Idee zu diesem ambitionierten Filmprojekt, für das ein Universum aus außerirdischen Ureinwohnern, Tieren und Pflanzen erschaffen wurde, hat der 3D-Pionier bereits vor 15 Jahren entwickelt. „Unsere Vorstellungen gingen weit über das hinaus, was damals technisch möglich war“, berichtete Cameron bei seinem Deutschlandbesuch vor Journalisten in Berlin. „Denn wir wollten Figuren kreieren, die absolut lebensecht wirken.“
Aus diesem Grunde musste der Oscar-gekrönte Regisseur sein Vorhaben für knapp zehn Jahre auf Eis legen. Erst 2005 sah er durch ein neues Motion-Capture-System die Chance, seine Vision zu verwirklichen. Dieses Verfahren erlaubt es, mit einer kleinen Kamera, die an einem Spezialhelm befestigt ist, jede Mimik, Muskel- und sogar Augenbewegung der Schauspieler aufzunehmen. „Dies ist kein Animationsfilm, bei dem die Schauspieler den Figuren nur ihre Stimme geliehen haben“, versicherte Cameron. „Jede einzelne Nuance und jedes Achselzucken, das wir auf der Leinwand sehen, haben die Schauspieler kreiert.“
Damit Cameron bereits am Set sehen konnte, ob sich die Darsteller in der computergenerierten Welt wie gewünscht bewegen, wurde eine virtuelle Kamera entwickelt. „Wenn er einen Schauspieler im Studio durch diese Kamera angeschaut hat, sah er dessen digitale Figur“, erläuterte der Produzent Jon Landau. „Zugleich führte ihm dieses Gerät auch die virtuelle Umgebung vor Augen, in der sich die Figur gerade befand.“
Zur Mission des Militärexperten in der Avatar-Hülle gehört es, die Ureinwohner von Pandora auszuspionieren, weil sie den Menschen bei der Gewinnung wertvoller Rohstoffe im Wege sind. Doch als ihm die junge Häuptlingstochter (Zoë Saldana) das Leben rettet, beginnt er die Lebensweise des Naturvolkes zu respektieren und wird nach verschiedenen Prüfungen von dem Stamm aufgenommen und kämpft für deren Überleben schließlich gegen seine eigene Armee. Für die Bewohner von Pandora ließ Cameron eine eigene Sprache kreieren.
Zu den größten Herausforderungen bei der Produktion gehörte es, die Action-Szenen mit den realen Schauspielern in 3D aufzunehmen. Dafür entwickelte Cameron zusammen mit dem Unterwasserkamera-Spezialisten Vincent Pace ein digitales 3D-Kamerasystem, das erstmals 2003 bei seinem 3D-IMAX-Films „Die Geister der Titanic“ zum Einsatz kam. Während für die Innenaufnahmen gigantische Sets in Neuseeland gebaut wurden, entstanden alle Außenaufnahmen am Rechner, was eine aufwendige digitale Bildbearbeitung in Peter Jacksons Postproduktionsschmiede Weta Digital in Wellington erforderte. Alle Szenen wurden schließlich bei Modern VideoFilm in Los Angeles zusammengefügt.
Mit seinem fulminanten Fantasy-Epos „Avatar - Aufbruch nach Pandora“ ist Cameron visuell und technisch ein Meisterwerk gelungen, das als Meilenstein in die Filmgeschichte eingehen dürfte. Dank der ausgeklügelten Technik wirken selbst die computergenerierten Charaktere derart menschlich, dass sie problemlos als Darsteller akzeptiert werden - allen voran Sigourney Weaver als Dr. Grace Augustine. Emotional erreicht „Avatar“ aufgrund der actionlastigen Story zwar längst nicht den Tiefgang von „Titanic“, besticht dafür aber durch einen ungewöhnlichen Genre-Mix aus Science-Fiction, Fantasy und Indianer-Film mit der durchaus ernst zunehmenden Botschaft, dass der Ausbeutung der Natur Grenzen gesetzt werden müssen. Das lange Warten auf „Avatar“, den Cameron zwölf Jahre nach seinem Mega-Hit „Titanic“ präsentiert, hat sich damit gelohnt.