8000 Fans kamen, der Schlager-Ikone zum Geburtstag zu gratulieren - und schenkten Udo Jürgens wie immer bündelweise Rosen.

Hamburg. Je später der Abend, desto gehetzter die Geburtstagsgäste – gerade so eben schafften wir es durch den Stau zum Jubiläumskonzert von Udo Jürgens in der Color-Line-Arena. Gut 8000 Fans waren gekommen, um der - mit Verlaub - Schlager-Ikone nachträglich zum 75. Geburtstag (30. September) zu gratulieren. Viele Gäste haben mit 66 Jahren begonnen, erneut aufzuleben. Aber auch manche sehr junge Lady und sogar ein Zimmermannspaar auf der Walz sicherten sich noch schnell eine Karte an der Abendkasse.

Bevor der Klagenfurter Weltenbummler (Ausnahme: New York und Hawaii) auf die Bühne kam, spielte das Orchester Pepe Lienhard ein Medley seiner größten Hits, aber dann, nach dem Tourmotto-Song „Einfach ich“, bat der edel bezwirnte Maestro am Klavier zum „Tanz auf dem Vulkan“, zur Reise bis zur letzten Ausfahrt Richtung Liebe.

Möge dort auch Stau sein, Udo hatte „Alles im Griff“ („Wer Schwein hat, bekommt keine Grippe“), tanzte am Bühnenrand, bedankte sich für die Möglichkeit, erneut in Hamburg auftreten zu dürfen, wo er, wie er sagt, so oft aufgetreten ist wie nirgends sonst. 134 Mal! „Ich kann mich natürlich nicht an jedes Konzert erinnern“. Wir auch nicht, aber dieses Konzert wird uns als am schwersten zu schreibender Text in Erinnerung bleiben, weil die Finger die ganze Zeit mitschnipsen wollten.

Die James-Last-Krankheit, besonders tückisch bei leichtem Swing und Discofox („Narrenschiff“). Die ersten Rosen wurden überreicht („Hinter jeder Blume steckt ein Mensch und eine Geschichte“), die er ebenso gelassen entgegen nahm wie frühe Rufe nach „Aber bitte mit Sahne“. „Keine Angst, wir spielen heute alles!“. Gesagt, getan, gespielt: „Nur ein Liebeslied“, „Tante Emma“, „Die Schwalben fliegen hoch“. In der Pause überlegten wir, was Udo mit „Die Felder unserer Liebe sind bestellt“ meinte (Bauer sucht Frau?), da ging es auch schon mit „Schenk mir noch eine Stunde/Singin’ In The Rain“ weiter.

Das große Geburtstagsinterview

Die Fans stürmten vor die Bühne, zwei zündeten Feuerzeuge zu „Mit dir“ an, der Rest behalf sich mit Handy-Displays. „Hört denn da jemand mit?“ fragte Udo und fügt gleich passend das Lied „Völlig vernetzt“ an. Mit 75 Jahren darf man ja auch ein besseres Verhältnis zu „Tante Emma“ als zur „Navi-Tante“ haben. Noch mehr Rosen, noch ein Lächeln, Streicherteppiche, Besinnlichkeit. Rührung. Die Traube am Bühnenrand wollte vielleicht tanzen, aber Udo spielte eben alles, bat Gastsänger und Solisten nach vorne und rührte mit „Was für ein Land“ und „Ich bin dafür“ mächtiges Pathos an als Auftakt zur Wegläufer-Hymne. Die mit New York und Hawaii, ausgeweitet zum Medley rund um Sinatra, Swing und den Big Apple.

Die Color-Line-Arena: „Ein ehrenwertes Haus“, denn es kam nach fünf weiteren überreichten Sträußen der finale Schwung in die Hütte. „Aber bitte mit Sahne“, „Griechischer Wein“, „Mit 66 Jahren“ und „Siebzehn Jahr, blondes Haar“ – unverwüstliches Gassengehaue durch dunkle Vorstadtstraßen, am Ende natürlich wieder im Bademantel. Nach 135 Minuten hieß es „Mercie Cherie“, auch wenn Udo Jürgens auf diesen Hit verzichtete. Nicht aber auf die Rosen. Die holte er bei aufflammender Saalbeleuchtung noch schnell vom Flügel. Also, mercie, danke für 134 - aus Hotelzimmern gemopste? - Bademäntel. Die konnte man auch am Fanartikelstand für 99 Euro kaufen.