Dokuspiel: Die Treuhänderin: Ein Porträt der Birgit Breuel. 23.25 Uhr ARD
Als Birgit Breuel ihre politische Karriere anfing, hätten sich nicht mal kühne Fantastinnen vorstellen können, dass 30 Jahre später eine Kanzlerin die Republik regieren würde. Das allein ist schon mal ein guter Grund, sich näher mit dem Leben dieser Frau zu beschäftigen. Für den zweiten Grund sorgte die RAF, als sie 1991 Detlev Karsten Rohwedder ermordete, den Chef der "Treuhand", jener Einrichtung, die maroden DDR-Betrieben nach der Wiedervereinigung den Weg aus der Plan- in die Marktwirtschaft ebnen sollte. Breuel wurde Rohwedders Nachfolgerin, und da im Verlauf ihrer Arbeit diverse ostdeutsche Unternehmen abgewickelt wurden, machte sie sich zwangsläufig nicht nur Freunde. Ein dritter Aspekt liegt in ihrer Persönlichkeit: Gerade weil Breuel eine sachliche Erzählerin ist, wirkt ihr persönlicher Rückblick unbestechlich und frei von Eitelkeiten. Ausgerechnet dieser Punkt gereicht ihr als Hauptfigur des Dokuspiels über "Die Treuhänderin" allerdings auch wieder zum Nachteil: Nüchtern und zumindest äußerlich emotionslos schildert sie ihren Lebensweg. Sie verzieht dabei keine Miene; kaum einmal huscht ein Lächeln über ihr Gesicht. Beinahe zwangsläufig hätte der Film daher auf Dauer etwas freudlos gewirkt; insofern lag es nahe, dass NDR-Redakteur Horst Königstein, Koautor diverser preisgekrönter Werke von Heinrich Breloer ("Todesspiel", "Die Manns - Ein Jahrhundertroman", "Speer und er"), auch in diesem Film dem gewohnten Schema treu bleibt und Breuels Erzählungen immer wieder durch Spielszenen illustriert.
In diesen oft bloß sekundenlang zwischengeschnittenen Passagen liegt jedoch eine ganz erhebliche Schwäche des Films. In ihrem Versuch, Breuels emotionale Sparsamkeit möglichst authentisch zu verkörpern, beraubt sich die Hamburger Schauspielerin Johanna Christine Gehlen jeder Ausstrahlung.
Umso interessanter sind die Gespräche mit Birgit Breuels politischen Wegbegleitern. Auch hier gibt es ergänzende Spielszenen, auch hier fragt man sich, warum beispielsweise der persönliche Referent aus der Zeit im niedersächsischen Kabinett (bis 1990) von einem Schauspieler verkörpert wird, der weitaus älter aussieht als der Referent heute. Zudem dürfte Breuels Zeit bei der Treuhand ungleich spannender gewesen sein als ihr Wirken in Hamburg und Hannover; in Königsteins dokumentarischen Spiel nimmt diese Zeit aber den kleinsten Raum ein.