Sparen beim Etat für Hamburgs Kultur? “Nein“, warnte Abendblatt-Kulturchef Hans-Juergen Fink in einem Plädoyer (erschienen am 16.10.). Ihm antwortet Michael Göring, Vorstandsvorsitzender der Zeit-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius.
Der für 2009 und 2010 verabschiedete Doppelhaushalt der Stadt, der für die Kulturförderung abzüglich der Elbphilharmonie für 2010 rund 212 Millionen Euro vorsah, bietet - wie sich jetzt andeutet - offenbar nur eine trügerische Sicherheit. Das ist besonders schmerzlich nach einem kulturell so erfolgreichen Jahr 2009: Die Symphoniker werden zum A-Orchester, mithilfe der Kühne-Stiftung startet das große Literaturfestival Harbour Front, mithilfe der Zeit-Stiftung und der Opernstiftung gibt es wieder einen Hamburger "Ring", mit subvision kommt ein kleines off-off Festival, mit dem neuen Theaterfestival locken arrivierte Weltensembles, die Elbphilharmonie-Konzerte beginnen und vieles mehr. Was kann, was wird bleiben?
Sorgenvoll schauen zu Recht all diejenigen, die ihre institutionelle Grundversorgung über die städtischen Mittel abdecken und zugkräftige Sonderveranstaltungen über private Mittel von Stiftungen und Sponsoren finanzieren müssen. Denn auch da fließt das Geld ja nicht mehr so reichlich: Die Stiftungen legen ihr Geld aus gutem Grund möglichst risikoarm an und müssen sich derzeit mit mageren Zinsen begnügen. Viele Unternehmen sind froh, wenn sie ihre Rechnungen und Löhne bezahlen können. Sie verschieben größere Sponsoring-Maßnahmen auf bessere Zeiten. Wer aber als Stiftung oder als Unternehmen jetzt fördert, erwartet natürlich, dass die geförderte Einrichtung nicht aus dem letzten Loch pfeift oder gar von der Einstellung bedroht ist. Da wird jeder genau hinschauen, wen die Kürzungen treffen. Doch jeder, der das Rechnen nicht verlernt hat, muss einsehen, dass die Stadt im kommenden Jahr weniger zu verteilen hat. Wir müssen bescheidener werden: Es wird weniger "Events" geben, doch so mancher wird Erstaunliches im Bestand unserer Museen finden. Auch die Zahl der Neuinszenierungen an unseren Theatern wird nicht wachsen können, was zu verschmerzen ist, wenn nur die Qualität bleibt.
Da aber die Kultur unserer Stadt uns alle angeht, sollten wir bei aller notwendigen Bescheidenheit gleichzeitig zwei Dinge versuchen: eine große Bürgerinitiative in Form einer Patenschaftsaktion wie einzelne Theateraufführungen, neue Inszenierungen, einzelne Konzerte, Ausstellungen, Ausstellungskataloge, Opernabende, Installationen, Kammermusiken, Ballettabende, Vernissagen. Auch kleinere Stiftungen, die nur über wenige Tausend Euro im Jahr verfügen, oder private Mäzene und Unternehmen, die den kulturellen Aufschwung in dieser Stadt eben nicht abbrechen lassen wollen, können hier mit begrenzten Mitteln viel bewegen. Vielleicht können die Hamburgische Kulturstiftung oder die Bürgerstiftung die Koordination übernehmen und Paten und Kultureinrichtungen zusammenbringen.
Zweitens braucht Hamburg eine neue große private Stiftung, die sich ganz der Kulturförderung in Hamburg widmet. Zeit-Stiftung, Körber-Stiftung, Toepfer-Stiftung, Reemtsma-Stiftung: Sie alle tun ihr Möglichstes für Hamburg, aber sie haben mit Wissenschaft, Bildung und Erziehung, Völkerverständigung und ähnlichen Satzungszwecken nun einmal nicht nur die Kultur als Förderziel. Die Wissenschaft in Hamburg hat mit der Gründung der finanzstarken Joachim- Herz-Stiftung großes Glück gehabt. Nun wäre eine zweite Stiftung dieser Größenordnung für Hamburgs Kultur der Durchbruch.