Warum nur soll man diese Sendung anschauen? Nach der ersten Ausgabe der Late Night Show von Oliver Pocher bleibt der Zuschauer ratlos zurück.

Hamburg. Oliver Pocher sollte nach der Trennung von Harald Schmidt die ganz große Show stemmen bei Sat.1, doch die erste Ausgabe der Oliver-Pocher-Show am Freitagabend blieb ein erschütternd zahnloser Humorversuch. Ja, manche Witzchen des Gastgebers sind respektlos - aber viel zu sehr wird das mit dem virtuellen Zeigefinger angezeigt, damit es auch ja jeder merkt. Gut sind sie ohnehin selten. Guido Westerwelle - hier als Westerwilli im Doppelpack mit der Biene Merkel auf die satirische Zielscheibe gepinnt - ist ein zu einfaches Ziel für schlechte Scherze. Die anzüglichen Sprüche über dessen Homosexualität wirken dumm und flau; zu oft quasselt der seltsam gehemmt wirkende Pocher nur, weil er nichts zu sagen hat.

Gründe dafür und dagegen, die Sendung zu sehen.

Im Duell mit dem geübten Show-Cowboy und Sat.1-Rückkehrer Johannes B. Kerner gerät Pocher schnell an die Grenzen seiner ziellosen Fragekunst, und Kerner lässt ihn mit stark eigenwerblichen Sprüchen freundlich abtropfen. Auch die nette Idee, mit Kerner und Shakira eine kölsche Kneipe unsicher zu machen, kommt unfassbar dilettantisch inszeniert über den Bildschirm. Shakira erträgt es mit kühler Professionalität, hilft Pocher nett über viele Sprachlosigkeiten hinweg, die durch dessen unterirdisches Englisch entstehen, erduldet sogar seinen aufdringlichen Sprachunterricht ("Würstchen") und den unsinnigen Besuch auf der Kegelbahn im Kneipenkeller. Ebenso cool blockt sie Pochers Witzchen ab, überspielt mit Grandezza sogar den Moment, als ihm auf ihre Ansage, nicht über Sex und Religion reden zu wollen, ein Spruch über "Sex im Dom" am Hirn vorbei ins Mikrofon rutscht.

Nichts ist hier wirklich originell, geschweige denn gut. Die Showtreppe nicht, die Damenkapelle nicht. Und den Vater als Running Gag und dummen August in die Sendung einzubauen ist schlicht degoutant. Am Ende steht Ratlosigkeit: Warum bloß soll man das sehen? Und wie soll das besser werden? An diesem Abend war das Format der Late Night Show noch mindestens drei Nummern zu groß für Pocher. In der Sendung nahm er schonmal vorweg, was Kritiker an Allerschlechtestem zu diesem Debüt schreiben könnten. Vom Ende her betrachtet, war das doch deutlich übertrieben: Denn Pocher war nicht mal richtig schlecht, er war einfach nur mittelmäßig - und langweilig.