„Lipstick Jungle“ heißt der neue Wurf von „SatC“-Schöpferin Candace Bushnell - und die Ähnlichkeit ist überdeutlich.

Hamburg. Sie sind reich, gutaussehend und sie haben, ganz wichtig, die richtigen Schuhe. Leopardenfellstiefelchen zum Beispiel oder Overknees aus Lackleder. Wendy, Nico und Victory sind erfolgreich in der Filmbranche, Medienbranche, Modebranche beschäftigt. Und wenn für ProSieben alles gut läuft, sind sie die legitimen Nachfolgerinnen von Carrie, Samantha, Miranda und Charlotte – von „Sex and the City“ eben. „Lipstick Jungle“ heißt der neue Wurf von „SatC“-Schöpferin Candace Bushnell, und die Ähnlichkeit mit der Vorgängerserie ist fast schon überdeutlich: Wieder sind wir mitten in New York, wieder fahren die Protagonistinnen ständig Taxi, essen teure Salate, reden über Sex und gehen gemeinsam shoppen.

Aber wo „SatC“ eine gelungene Kombination aus Überdrehtheit und Herzenswärme auszeichnete und „Desperate Housewives“ auch in der aktuellen fünften Staffel noch hübsch gemein daherkommt, wirkt "Lipstick Jungle“ insgesamt doch eher krampfig und altbacken.

Dabei ist die Handlung durchaus ernsthaft und vermeintlich „erwachsen“ angelegt, geht es doch im Kern vor allem darum, wie schwer es Frauen in Chefpositionen haben – und wir reden hier von Frauen, die es in die Top 50-Hitparade der einflussreichsten New Yorker Persönlichkeiten geschafft haben.

Erfolg macht einsam – das bekommen die drei Protagonistinnen jeweils in der ersten Folge zu spüren. Victory (Lindsay Price) muss einen Rückschlag mit ihrer neuen Kollektion bei der Fashion Week verkraften, Wendy (Brooke Shields) rettet im Alleingang ein wackeliges Filmprojekt, Nico (Kim Raver) bekommt die Ellenbogen ihres Konkurrenten zu spüren.

Auch das Privatleben ist ein täglicher Kampf: der eine Ehemann in der Midlifecrisis, der andere ein notorischer Workaholic. Und Singlefrau Victory datet millionschwere Männer, die ihre Verabredung zum Abendessen von der Sekretärin arrangieren lassen. Manchmal, erzählt „Lipstick Jungle“, hilft nur Törtchenfuttern und Martinitrinken.

Es gibt Blindates, Sex auf der Damentoilette und Telefonate mit Leonardo di Caprio (hier: Leo) – man kann also nicht behaupten, die Serie leide an Handlungsarmut. Das Hauptproblem liegt in der Figurenzeichnung, die sich mit Behauptungen und liebloser Etikettierung begnügt: die Heulsuse, die Karrieremami, die bis in die Haarspitzen perfekte Arbeitsbiene.

Sie alle durchschreiten die Stadt mit energischen Schritten, schlagen selbstbewusst die Taxitür, und schminken sich, wenn sie Entschlossenheit demonstrieren wollen, die Lippen nach. Nur: Wie genau sie ticken, was sie also liebenswert macht, erfährt man nicht. Genauso wenig, was ihre Freundschaft auszeichnet, mal abgesehen davon, dass sie sich gegenseitig „Süße“ nennen und sogenannte „Mädelsabende“ abhalten.

Das Credo, dass Frauen kämpfen müssen, um etwas zu erreichen, dass sie nichts geschenkt bekommen im Leben und Kind und Karriere sich nach wie vor gegenseitig ausschließen, wird „Lipstick Jungle“ letztendlich zum Verhängnis. Weil die Serie so schmallippig geraten ist wie ihre Protagonistinnen. Beide, Serie und Frauen, sind so sehr damit beschäftigt, gut auszusehen, dass ihnen jede Leichtigkeit abhanden gekommen ist. Es gibt zwar Prosecco, aber er schmeckt reichlich abgestanden.

ProSieben: mittwochs, 21.15 Uhr