Er ist der Senkrechtstarter in seinem Jahrgang. Bei der “Kiezstürmer“-Plattform für Nachwuchsregisseure 2007 schaffte Alexander Riemenschneider mit “Der Schaum der Tage“ nach Boris Vians Roman den Durchbruch.
Hamburg. Seine bezaubernd verspielte und musikalische Inszenierung der melancholischen Geschichte um Liebe und Tod wurde zu Festivals in Paris, Salzburg und Moskau eingeladen und erhielt den ersten Preis beim "istropolitana project 2008" in Bratislava. Noch während des Studiums an der Theaterakademie inszenierte der heute 28-Jährige am Schauspielhaus ("Entschleunigung") und im März 2009 am Deutschen Theater in Göttingen ("Die Ehe der Maria Braun"). Heute Abend präsentiert Riemenschneider "Caligula" von Albert Camus in der "Aufbruch"-Reihe der Diplominszenierungen auf Kampnagel.
Er sieht aus wie ein introvertierter Germanistikstudent. Deutsch hat der gebürtige Rheinländer allerdings auch studiert - an der Bonner Universität. Aber dazu noch Musik- und Medienwissenschaft. Denn er ist leidenschaftlicher Musiker, tourte mit Bands und spielt auch am Theater in Bonn. Dort ist er hängen geblieben, arbeitete als Regieassistent und inszenierte zum ersten Mal: "Faster Santa Claus, Kill Kill".
2005 hat Riemenschneider das Regiestudium in Hamburg begonnen. Er gastierte auch gleich mit seinen Studienprojekten. Beim plattform-Festival am Ernst-Deutsch-Theater zeigte er "Schutt" von Dennis Kelly. Und Strindbergs "Mit dem Feuer spielen" beim Hamburger "Kaltstart"-Festival.
Riemenschneider zeichnet sich durch klare Konzepte aus, besticht durch handwerkliches Können und weiß mit Schauspielern einfühlsam, doch zielstrebig umzugehen. Bestes Beispiel war seine reduzierte, suggestive, aufs Wort konzentrierte szenische Adaption von Franz Kafkas "In der Strafkolonie". Und Riemenschneider befindet sich weiterhin auf Erfolgskurs: Seine fesselnde Vian-Version "Der Schaum der Tage" gastiert vom 4. bis 6. Juni beim Festival "Premières" in Straßburg und wird von Arte aufgezeichnet. Außerdem arbeitet er in der kommenden Spielzeit in Berlin, Potsdam und auch in Hamburg. Am Jungen Schauspielhaus hat am 5. Dezember seine Inszenierung "Von Mäusen und Menschen" nach John Steinbecks Roman Premiere. (-itz)
Caligula 28.-30.5., 21 Uhr; Einsame Menschen von Gerhart Hauptmann (Regie: Franziska Henschel) 4.-6.6., 19.30 Uhr; Kampnagelfabrik , Karten: 27 09 49 49. Don Juan von Molière ist auf November verschoben.