Es ist eine dieser Szenen, die typisch sind für alle James-Bond-Filme. Ganz lässig sitzt Pierce Brosnan alias James Bond in „Der Morgen stirbt nie“ auf dem Rücksitz seines BMWs.

Frankfurt/Main. Mit unglaublicher Geschicklichkeit lenkt er den Wagen per Fernsteuerung durch ein Hamburger Parkhaus im Rücken Unmengen von Bösewichten. Die werden mit Raketen, Reißnägeln und Reizgas außer Gefecht gesetzt. 007 springt aus dem Auto, rollt elegant ab, steuert den BMW per Funk weiter. Er lässt ihn eine Mauer durchbrechen und punktgenau in der Filiale einer Autovermietungsfirma landen.

Autofahren per Fernsteuerung: Das ist keineswegs völlig verrückt, stellen die Autoren Lois H. Gresh und Robert Weinberg in ihrem Buch "Die Wissenschaft bei Bond" fest. "Es ist nicht allzu schwierig, eine Fernsteuerung für einen BMW zu bauen", schreiben die beiden Amerikaner, die sich auf 284 Seiten mit den technischen Spielereien der Bond-Filme beschäftigen. Sie gehen der Frage nach, ob die Bond- Erfindungen realistisch sind und ob Schurken ihre Pläne auch außerhalb der Kinoleinwand in die Tat umsetzen könnten. Pünktlich zum bundesweiten Filmstart des 22. Bond-Films "Ein Quantum Trost" an diesem Donnerstag (6. November) ist das Buch nun in Deutschland erscheinen.

Zum technischen Schnickschnack gehört zum Beispiel der Düsenrucksack, mit dem Sean Connery in "Feuerball" abhebt und vor seinen Feinden flieht. Dieses sogenannte Jetpack habe es wirklich gegeben, heißt es im Buch. Die US-Armee wollte damit die Mobilität der Truppe erhöhen. Allerdings fasste das Gerät nur Treibstoff für einen Flug von 20 Sekunden und war damit für das Militär unbrauchbar. Seit 2001 gebe es jedoch den 150 Kilogramm schweren "Solo Trek" mit einer Reichweite von bis zu 150 Kilometern. "Vielleicht taucht die Flugmaschine ja im nächsten Bond-Film auf", vermuten Gresh und Weinberg.

Auch falsche Fingerabdrücke, wie sie Bond in "Diamantenfieber" einsetzt, scheinen mittlerweile tatsächlich möglich zu sein. Die Autoren verweisen auf ein deutsches Hacker-Duo namens Starbug und Lisa, das angeblich einen Fingerabdruckscanner entwickelte, um damit Fingerkuppenüberzieher aus Latex herzustellen. "Es sieht so aus, als würde die Realität die Welt von James Bond allmählich einholen", glauben Gresh und Weinberg.

Als unmöglich bezeichnen sie jedoch die Bissfestigkeit von "Beißer". Der Mann mit dem Titangebiss tritt gleich in zwei Bond- Filmen auf. Meist zerfleischt er die Kehle seiner Opfer mit seinen Edelstahlzähnen. In "Moonraker streng geheim" beißt er das Kabel einer Seilbahn über Rio de Janeiro durch. Im Buch heißt es dazu, dass ein Mensch maximal einen Druck von 67 Bar mit seinen Zähnen erreichen könne. Das Seil einer Seilbahn halte jedoch etwa 2000 Bar aus.

Auch das Miniatemgerät, das James Bond in "Feuerball" unter Wasser benutzt, halten Gresh und Weinberg für unrealistisch. Die kleinste verfügbare Sauerstoff-Flasche für den Notfall habe in etwa die Größe einer Getränkedose. In der realen Welt hätte sich Sean Connery also nicht aus dem Haifischbecken befreien können. Die beiden Autoren, die sich wissenschaftlich auch schon mit Comic-Superhelden wie X-Men und Spiderman sowie mit Indiana Jones auseinandergesetzt haben, lieben nach eigenen Worten James-Bond- Filme. "Wir wollen nur, dass sie logische Handlungen und intelligente Wissenschaft enthalten", fügen sie zugleich kritisch hinzu. Ein unterhaltsamer und ein erfolgreicher Bond-Film müsse glaubwürdig seien. Die sei schwierig, wenn der Held ein Auto mit Schleudersitz fahre und der Schurke ein genetisch veränderter Nazi-Bösewicht sei. "Solche Geschichten funktionieren nur, wenn der Rest des Werks fest in der realen, alltäglichen Welt verwurzelt ist."