Als Leinwand-Schurke wird er das Duell mit dem berühmtesten Geheimagenten der Welt nicht überstehen. Im wirklichen Leben scheint der Schweizer Schauspieler, der seit knapp zehn Jahren in Berlin lebt, derzeit alles richtig zu machen.

Berlin. Soviel ist klar: Anatole Taubman wird scheitern. Er wird James Bond nicht aufhalten können. Als Leinwand-Schurke wird er das Duell mit dem berühmtesten Geheimagenten der Welt nicht überstehen. Im wirklichen Leben scheint der Schweizer Schauspieler, der seit knapp zehn Jahren in Berlin lebt, derzeit alles richtig zu machen. In dem neuen 007-Film "Ein Quantum Trost" ist der 36-Jährige als Handlanger und Cousin des Oberbösen bald weltweit vor Millionenpublikum zu sehen. Bis Ende Oktober steht er beim Dreh des Sönke-Wortmann-Films "Die Päpstin" als intriganter Geistlicher vor der Kamera. Und obendrein bekam er den eidgenössischen "Prix Walo" als "bester Schweizer Schauspieler 2007".

Deutschsprachige Gegenspieler haben in der Welt von James Bond Tradition. Gert Fröbe ("Goldfinger", 1964), Klaus Maria Brandauer ("Sag niemals nie", 1983) und Gottfried John ("Goldeneye", 1995) traten gegen 007 an. Inzwischen sind die Rollen deutscher Gegenspieler auf Mini-Parts geschrumpft. Zuletzt huschte Clemens Schick in "Casino Royale" mit grimmigem Gesichtsausdruck durchs Bild.

In dem neuen Bond-Film verkörpere er keinen eindimensionalen Schläger, sagt Taubman. "Ich spiele eine schillernde und schräge Figur namens Elvis, der Cousin und Handlanger vom Oberbösen Dominic Green ist." Elvis nehme sich viel zu ernst und sei dadurch auch ein "komödiantisches Ventil". Das besondere an der Rolle sei auch, dass er mit Oberfiesling Mathieu Amalric vor der Kamera nicht nur über 007, sondern auch über Alltagsthemen parliere. Mehr will er über seinen Part gar nicht verraten. "Das ist alles noch unter Verschluss", sagt er. Vier Monate war er für den Dreh in Panama, London und Bregenz.

Das Duell mit James Bond ist für ihn der vorläufige Höhepunkt seiner Karriere als Leinwand-Böser. Er war schon als muslimischer Terroristenführer ("Fay Grim", 2006), serbischer Kriegsverbrecher ("Waking the Dead", 2008) und fanatischer Kosovo-Albaner in "Mörderischer Frieden" (2007) zu sehen. "Ich kann jeden europäischen Akzent im Englischen ziemlich glaubhaft nachmachen", erklärt er, warum er als Böser aus fernen Ländern herhalten muss. Er kämpfte vor der Kamera gegen US-Soldaten, Bosnier und die Bundeswehr. Nun also Bond, James Bond.

Den Begriff Leinwand-Schurke hört er nicht gern. "Ich spiele auch viele Sympathieträger", meint er. In "Chanel & Stravinsky The Secret Story" steht er alsbald als Chanels Geliebter vor der Kamera. Unter der Regie von Tom Hanks spielte er 1999 einen KZ-Überlebenden in der Serie "Band of Brothers". "Die Rolle war für mich ein Türöffner für internationale Produktionen." Damals nahm er einige Kilo ab und blieb damit seinem Prinzip des "Method Acting" treu, also des realitätsnahen Verinnerlichens einer Rolle.

"Ich würde fast alles machen für eine Rolle", meint er. Seine Gesundheit ließe er sich allerdings nicht ruinieren, schließlich habe er Familie. Taubman ist seit 2001 mit Schauspielerin Claudia Michelsen ("42 plus") liiert. Die beiden haben zwei Töchter.

Taubman ist der Inbegriff eines Multi-Kulti-Künstlers in Zeiten der Globalisierung. Er stammt aus einer Familie mit polnischen, russischen und slowakischen Wurzeln, wuchs in London und in Zürich auf. Dass er trotz 50 Film- und Serienrollen in nur zehn Jahren in Deutschland nicht allzu bekannt ist, liegt auch an seinem internationalen Werdegang: Nach der Ausbildung an einer Schauspielschule in New York spielte er in Produktionen aus halb Europa und den USA mit. Dadurch war er in der hiesigen TV-Landschaft nicht allzu oft zu sehen.

"Ich würde gerne mal in einem Rosamunde-Pilcher-Film mitmachen", sagt Taubman plötzlich und lacht. "Ich habe gehört, da dreht man von morgens neun bis um 15.00 Uhr. Das ist doch toll. Bei vielen Low-Budget-Produktionen arbeitest du 18 Stunden am Tag und bekommst wenig Geld." Allerdings würde er als Ex-Bond-Bösewicht wohl kaum als unglücklich verliebter Graf besetzt werden.