Der Skandal blieb aus beim Aufstand der Armen gegen die Reichen im Deutschen Schauspielhaus. Aber es gab anwaltlichen Protest einiger Hamburger Millionärs-Familien...

Hamburg. Der Skandal blieb aus beim Aufstand der Armen gegen die Reichen im Deutschen Schauspielhaus. Aber es gab anwaltlichen Protest einiger Hamburger Millionärs-Familien. Sie wollten im Epilog von Volker Löschs Inszenierung des Dramas "Die Verfolgung und Ermordung des Jean Paul Marat" nicht öffentlich genannt werden und drohten mit einstweiligen Verfügungen vom 23. Oktober 2008.

Das Volk ein Chor aus 25 Arbeitslosen und Hartz-IV-Empfängern zitierte aus dem Manager-Magazin, verlas zum Schluss der Aufführung an der Rampe die Ranglisten der 36 Millionäre und Milliadäre in der Hansestadt und forderte endlich einen Vertreter, der ihre Sache ernsthaft vertritt: "Wir brauchen endlich einen Abgeordneten des Volkes!"

Schon im Vorfeld musste Lösch auf Einspruch des Suhrkamp-Verlages der Titel des Stücks ändern. "Marat, was ist aus unserer Revolution geworden?" heißt er nun nach einer Zeile aus dem Text. Der Regisseur machte aus dem historischen Schauspiel im Irrenhaus von Charenton eine Revue über die Geschichte des revolutionären Scheiterns. Marat verwandelt sich in eine von oben in die blaue Gummizelle des Zwangskonsums einschwebende Lenin-Statue, wird dann zum Hippie, zu Fidel Castro und zu Oskar Lafontaine. Der Wahnsinn der heutigen Welt mit Profitgier und Finanzspekulation ist das eigenliche Thema von Löschs dokumentarischem Lehrtheater, das viel Beifall und Zustimmung beim Publikum fand.

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