“Don Giovanni. Keine Pause“ lautete der rätselhafte Titel des “Musiktheaters nach Mozart“ das Donnerstag auf Kampnagel Premiere hatte.
Der Name ist Programm: In 75 Minuten, ohne Pause, jagt der Regisseur David Marton sein Publikum durch die hinlänglich bekannte Story. Das Geschehen ist in ein modernes Hotel verlegt, Leporello hat es vom Diener zum verklemmten Intellektuellen gebracht und statt Mozart pur gibt es auch Rockiges zu hören. Ein wenig verwirrend ist Martons Version des Stoffes schon. Doch "Don Giovanni. Keine Pause" ist so exzellent besetzt, das man sogar die Verwirrung genießt.
An den Keyboards des Drei-Mann-Orchesters sitzt ein geniales Tastentier namens Jan Czajkowski, der seinem Nachnamen alle Ehre macht und wahlweise ein Orchester, einen Cembalisten, einen Barpianisten oder den Masetto ersetzt. Dazu kommen eine Geigerin und ein E-Gitarrist mit herausragenden musikalischen und beachtlichen darstellerischen Qualitäten. Mit größter Selbstverständlichkeit wechseln die drei zwischen Mozart, Minimal Music, Rock und Nebenrollen.
Große Stimmen und große Schauspielkunst gibt es in den Hauptrollen: Elvira ist kokett, Anna ein Drachen und Octavio ein Schleimer, doch man sieht und hört sie in jedem Moment mit Genuss. David Martons besondere Pointe ist die Soul-Lady Yelena Kuljic. Sie verkörpert eine Donna Giovanna, deren Sinnlichkeit ebenso verspielt und neugierig wie unschuldig ist. Tief verstört empfängt sie am Schluss das Verdammungsurteil der Egomanen, die ihr zuvor an die Wäsche gewollt hatten.