Uwe Tellkamp ist der Gewinner des Deutschen Buchpreises 2008. Die mit 25 000 Euro dotierte Auszeichnung für “den besten Roman deutscher Sprache“ wurde zum vierten Mal vergeben.
Hamburg. Uwe Tellkamp ist der Gewinner des Deutschen Buchpreises 2008. Die mit 25 000 Euro dotierte Auszeichnung für "den besten Roman deutscher Sprache" wurde zum vierten Mal vergeben. Der 39 Jahre alte Autor und gelernte Arzt entwirft am Beispiel des Bildungsbürgertums seiner Heimatstadt Dresden in seinem Roman "Der Turm" (Suhrkamp Verlag) ein gesellschaftliches Panorama der letzten sieben Jahre der zerfallenden DDR. "Was Tellkamp in seinem 974 Seiten starken Roman mit geradezu mikroskopischer Genauigkeit beschreibt, hat etwas der Zeit Enthobenes. Es ist ein merkwürdiges Milieu, das so gar nicht zur kleinbürgerlich-proletarischen DDR-Gesellschaft zu passen scheint und das es doch an diesem einen Ort, dem Dresdner Villenviertel Weißer Hirsch, gegeben hat. Hier lebte ein Bildungsbürgertum, das sich allen realsozialistischen Zumutungen zum Trotz vier Jahrzehnte lang zu behaupten wusste", hieß es in der Rezension im Abendblatt (24. September). In den Feuilletons wurde der Roman in den vergangenen Wochen als meisterhafter Abgesang von Buddenbrookschen Qualitäten auf die DDR-Gesellschaft gefeiert. "Der Turm" ist stark autobiografisch geprägt. Tellkamp verweigerte im Zuge der Wende als NVA- Panzerkommandant 1989 den Befehl und wurde inhaftiert.
Einem Interview mit der "Welt" zufolge hat Uwe Tellkamp am 16. Oktober 1985 um 15:30 Uhr seine Berufung zum Schriftsteller entdeckt: An diesem Tag habe er in seinem Garten die Schönheit roter Rosen entdeckt und den Wunsch verspürt, dieses Bild in Versen auszudrücken. Nach einer Stunde hatte er den Text in Prosa formuliert. Der Deutsche Buchpreis hat sich innerhalb kurzer Zeit zur Auszeichnung mit der größten öffentlichen Aufmerksamkeit in Deutschland entwickelt. 2007 hatte Julia Franck ("Die Mittagsfrau") den Preis erhalten. 2006 wurde Katharina Hacker ("Die Habenichtse") geehrt, 2005 hatte der österreichische Schriftsteller Arno Geiger ("Es geht uns gut") den Preis bekommen. Die Gewinner des Deutschen Buchpreises landeten bisher stets auf den Bestsellerlisten. Dort allerdings befindet sich Tellkamps Epos bereits seit vier Wochen.
In die Endausscheidung hatten es außerdem Ingo Schulze ("Adam und Evelyn"), Dietmar Dath ("Die Abschaffung der Arten"), Iris Hanika ("Treffen sich zwei"), Sherko Fatah ("Das dunkle Schiff") und Rolf Lappert ("Nach Hause schwimmen") geschafft. Die Kritiker-Jury hatte in diesem Jahr aus 161 Einsendungen ausgewählt.