ABENDBLATT: Warum kommen die Simpsons so spät ins Kino?

MATT GROENING: Schon 1993 haben wir über einen Kinofilm nachgedacht. Aber wir hatten einfach nicht die Leute für so ein großes Projekt, das parallel zur Serie laufen musste. Im November 2003 haben wir dann angefangen, Ideen für den Plot zu sammeln. Und es hat auch deshalb so lange gedauert, weil wir immer wieder umgeschrieben haben, denn wir wollten, dass der Film wirklich gut wird.

ABENDBLATT: Sie haben lange ein großes Geheimnis um den Inhalt gemacht. Worum geht's?

GROENING: Um eine Umweltkatastrophe. Ein sehr dummer Mann verursacht sie, und Springfield wird zerstört. Und dieser Mann muss schließlich etwas unternehmen, um seine Familie und die Welt zu retten.

ABENDBLATT: Wie groß ist Ihre Kontrolle über die Arbeit?

GROENING: Es geht bei unserer Arbeit nicht um Kontrolle. Die wäre kontraproduktiv, denn wir stehen bei der Produktion von 24 TV-Episoden unter einem enormen Zeitdruck. Mein Job ist es, dabei zu helfen, dass es funktioniert, und nicht zu sagen: Das ist nicht lustig. Stattdessen muss ich einen besseren Witz anbieten. Das ist auch fürs Klima besser und bringt die Leute dazu, sich noch mehr anzustrengen.

ABENDBLATT: Wie sieht der kreative Prozess aus?

GROENING: Das ist immer ein Wettstreit der Ideen. Die wiederum können von überallher kommen. Ob sie tragfähig sind, muss ich zeigen. Gestern zum Beispiel hörte ich, dass das Münchner Oktoberfest schon im September stattfindet. Da habe ich mir sofort Touristen vorgestellt, die vergebens anreisen. Leute wie Homer. Der würde bleiben und aufs nächste warten. Vielleicht lässt sich aus so einer Situation etwas machen.

ABENDBLATT: Wie ist Ihnen der Coup mit Thomas Pynchons Gastauftritt gelungen?

GROENING: Ganz einfach. Ein Mitarbeiter schlug vor, ihn für die Show zu gewinnen. Ich sagte: "Ruf ihn doch an." Überraschenderweise hat er sofort zugesagt.

ABENDBLATT: Und Salinger, der andere große Unbekannte der amerikanischen Literatur?

GROENING: Einer aus dem Team hat's versucht. Die Antwort war: Sind Sie verrückt?

ABENDBLATT: Gibt es Zeichner, die Sie beeinflusst haben?

GROENING: Carl Schultz, Dr. Seuss und James Thurber. Und John Lennon, dessen Zeichnungen ich mochte. Aber ich habe dabei gedacht: Er kann nicht zeichnen, das macht mir Hoffnung für meine Versuche.

ABENDBLATT: Träumen Sie von den Simpsons?

GROENING: Nur einmal. Ich habe geträumt, dass die Simpsons den Nobelpreis bekommen würden. Ich habe daraufhin gesagt: "Das geht nicht, wir sind ein Cartoon." Woraufhin mir klargemacht wurde, dass ich besser eine Dankesrede parat hätte. Als ich dann schließlich auf die Bühne ging, dachte ich die ganze Zeit, dass ich einen Witz für die Rede bräuchte. Ich habe dann gesagt, dass ich sehr überrascht sei, denn seit Porky Pig habe kein Cartoon mehr den Nobelpreis bekommen. Kein guter Joke, aber für einen Traum okay. Mein Kollege James Brooks wollte diesen Traum seinem Therapeuten erzählen.