HAMBURG. Die Chili Peppers spielen im Stadion? Sind die so langweilig geworden?" Der hämische Kommentar des Freundes am Telefon entbehrte nicht einer gewissen Wahrheit, denn wer die kalifornischen Crossover-Rocker schon seit "Mother's Milk" (1989) und vor allem "Blood Sugar Sex Magik" (1991) beobachtet, der erkennt durchaus eine leichte Altersmilde in den letzten drei enorm erfolgreichen Chili-Alben "Californication" (1999), "By The Way" (2002) und "Stadium Arcadium" (2006). Aber langweilig?

Von Langeweile war jedenfalls am Sonntag in der (mit laut Veranstalter angeblich 35 000 Chili-Fans) mäßig gefüllten HSH-Nordbank-Arena wenig zu spüren, als zuerst Bassist Flea, Gitarrist John Frusciante und Schlagzeuger Chad Smith mit einem kurzen Jam das Konzert eröffneten.

Glasklar war jedes Becken, jeder Ton zu hören - zumindest im Mittelrang, Stadion-Konzerte sind soundtechnisch ja immer eine Lotterie. Als dann Sänger Anthony Kiedis in einer Art Bademantel-Poncho die anfangs nur durch eine Handvoll Strahler und eine schlecht einsehbare Leinwand illuminierte Bühnenmuschel betrat und zu "Can't Stop" einstieg, kannte der Jubel keine Grenzen mehr. Ein Meer von Armen wogte wie ein Weizenfeld im Licht der untergehenden Sonne zu "Dani California", "Otherside", "Snow" und "Get On Top".

Die beste Figur machte dabei mal wieder Bass-Derwisch Flea, der wohl noch mit 80 glaubhaft seine Hummeln im Hintern spazieren tragen wird und mit sattem Groove ein Fundament für Frusciantes Gegniedel legte.

Schade, dass sich die Chili Peppers dabei auf Material der letzten drei Alben beschränkten und Rumpelbass-Monster Marke "Suck My Kiss" oder "Sir Psycho Sexy" der Vergangenheit anzugehören scheinen. Doch gerade, als sich mancher fragte, ob die Produktionskosten der bescheidenen Beleuchtung die 5-Euro-Grenze noch überschreiten werden, überraschten nach einer Stunde plötzlich vier weitere riesige LED-Leinwände und viel Lichtzauber, die "Hump De Bump" und "By The Way" den Weg in den Zugaben-Teil ebneten.

Auch hier hatten die vier Kalifornier nach einem Drumsolo und "Give It Away" eine Überraschung parat: Kiedis verschwand nach bis dahin 80 Minuten mit kurzer Ansage, während der Rest sich anschließend in einer 25-minütigen Jam-Orgie erging. Mancher hätte sich vielleicht eher über "Under The Bridge", "Californication" oder "Power Of Equality" gefreut. Aber vielleicht war Kiedis langweilig? Er hatte eigentlich keinen Grund dazu.