Los Angeles. Martin Scorsese brauchte 26 Jahre bis zu seinem großen Oscar-Triumph. Der Deutsche Florian Henckel von Donnersmarck flog hingegen kometenhaft in den goldenen Hollywood-Himmel: Er erhielt gleich für seinen ersten Spielfilm "Das Leben der Anderen" am Sonntagabend den Oscar für den besten fremdsprachigen Film. Die Geschichte der Bespitzelung eines Künstlerpaares durch die Stasi in der DDR 1984 haben in Deutschland 1,5 Millionen Zuschauer gesehen. Scorseses Gangsterdrama "Departed - Unter Feinden" wurde in Los Angeles zum besten Film des Jahres gekürt und mit vier Trophäen ausgezeichnet, darunter der lang erwartete Regie-Oscar. Der auch als Favorit gehandelte Film "Babel" ging nahezu leer aus.

Scorsese war einfach dran. 1981 war er das erste Mal als Regisseur für den Oscar nominiert worden. Beim siebten Mal klappte es jetzt. Er habe es geahnt, als seine alten Freunde Steven Spielberg, Francis Ford Coppola und George Lucas ihn vor der Verkündung des Namens kurz angeblickt hätten. "Departed"-Autor William Monahan erhielt den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch und Thelma Schoonmaker für den besten Filmschnitt.

Diesmal hatte Clint Eastwood das Nachsehen. Sein Kriegsdrama "Flags of Our Fathers" wurde übergangen, und "Letters From Iwo Jima" konnte nur den Oscar für den besten Tonschnitt verbuchen. 2005 hatte Eastwood die Oscars für den besten Film und die beste Regie mit "Million Dollar Baby" eingeheimst und Scorseses "The Aviator" in den Schatten gestellt.

Bei der Kür der besten Schauspieler überraschten die Männer: Den Oscar für die beste Hauptrolle erhielt Forest Whitaker für die Darstellung des ugandischen Diktators Idi Amin in "Der letzte König von Schottland". Seine Konkurrenten waren Leonardo DiCaprio in "Blood Diamond", Ryan Gosling in "Half Nelson", Will Smith aus "The Pursuit of Happyness" und Peter O'Toole aus "Venus". Bester Nebendarsteller wurde der 72-jährige Alan Arkin in der Komödie "Little Miss Sunshine", die auch für das beste Drehbuch (Michael Arndt) ausgezeichnet wurde.

Den Oscar für die beste Schauspielerin gewann wie erwartet die Britin Helen Mirren für ihre Darstellung von Königin Elizabeth II. in "Die Queen". Im Rennen waren auch Meryl Streep mit ihrer 14. Nominierung ("Der Teufel trägt Prada"), Penelope Cruz ("Volver"), Judi Dench ("Tagebuch eines Skandals") und Kate Winslet ("Little Children"). Der Oscar für die beste Nebendarstellerin Jennifer Hudson im Musical "Dreamgirls" war keine Überraschung.

"Dreamgirls" war mit den meisten (acht) Nominierungen ins Rennen gegangen und hatte wegen der Auszeichnung mit drei Golden Globes als Favorit gegolten. Das Musical konnte aber nur noch für "Beste Tonmischung" einen weiteren Oscar verbuchen. Bester Filmsong wurde "I Need to Wake Up" von Melissa Etheridge aus dem Dokumentarfilm "Eine unbequeme Wahrheit", für den auch der Autor, der frühere US-Vizepräsident Al Gore ausgezeichnet wurde.Für den deutschen Autor und Regisseur Henckel von Donnersmarck ging ein Traum in Erfüllung. Sein bereits in Europa vielfach preisgekröntes Stasi-Drama überzeugte auch die Mitglieder der amerikanischen Filmakademie. Der 33-Jährige dankte seinen Teamkollegen und Arnold Schwarzenegger dafür, dass er ihn gelehrt habe, die Wörter "Ich kann nicht" aus seinem Vokabular zu streichen. Zur Verleihung begleiteten ihn seine Frau sowie die Darsteller Sebastian Koch und Ulrich Mühe.

Bundeskanzlerin Angela Merkel gratulierte Donnersmarck und dem Produktionsteam: "Der Oscar ist eine fantastische Bestätigung für diesen eindrucksvollen Film mit einer authentischen deutschen Erzählung."