Europapremiere - Eine Begegnung mit Hollywoodstar Jessica Alba: Sie spielt in “Fantastic Four“ eine Wissenschaftlerin mit kosmischen Kräften.

Hamburg. Eigentlich müßte man Jessica Alba auch allein losschicken können. Denn die Schauspielerin kann im Film "Fantastic Four" bei Bedarf unsichtbar werden und einen Schutzschild um sich aufbauen. Trotzdem steht im Hotel vor ihrer Tür ein kräftiger Kerl mit schützenden Absichten, in ihrer Suite verfolgen zwei entschlossen dreinblickende Männer am Nebentisch das Interview.

Das Besondere an den "Fantastic Four", erzählt die sorgfältig geschminkte Schauspielerin, die auch für einen Kosmetikriesen wirbt, sei der lustige Ton und der familiäre Hintergrund. "Sonst sind Comic-Helden oft isoliert und maskiert." Alba mußte sich für ihre Rolle nur in einen körperbetonten Overall zwängen - kein Nachteil bei ihrer Figur - die Haare blond färben und ihre braunen Augen mit blauen Kontaktlinsen abdecken.

Mit einer spektakulären Vorführung vor 400 Gästen und den Hauptdarstellern Alba, Ioan Gruffudd, Chris Evans und Produzent Bernd Eichinger hatte Dienstag abend "Fantastic Four" Europapremiere auf dem Dach des Elbberg-Campus im Hafen. Die Verfilmung des gleichnamigen Marvel-Comics hat bei seinem US-Start trotz mäßiger Kritiken in drei Tagen 56 Millionen Dollar eingespielt und kommt auch bei uns heute in die Kinos. Erzählt wird von Astronauten, die bei einer Weltraummission in kosmische Strahlung geraten und danach außergewöhnliche Fähigkeiten entwickeln. Die Rolle der Sue Storm spielt Alba - und die 24 Jahre alte US-Schauspielerin ist ab kommender Woche auch in der Comic-Verfilmung "Sin City" zu sehen.

"Jede Kultur ist fasziniert von überlebensgroßen Helden. Das ist doch eine moderne Version der griechischen Mythologie", sagt Alba, die als Jugendliche für "Superman" schwärmte. Ihre Heldin im wahren Leben sei jedoch ihre Oma. "Sie mußte die Schule früh verlassen, um zu arbeiten, hat fünf Kinder großgezogen, ein Restaurant geleitet und meinem Großvater das Studium finanziert. Nachdem er seinen Abschluß gemacht hatte und ihre Kinder alle erwachsen waren, ist sie zum College gegangen und hat mit 38 selbst ihr Diplom gemacht. Sie ist erstaunlich."

Ihre Enkeltochter wird immer wieder gewählt, wenn es darum geht, Pseudo-Ranglisten mit sexy Schauspielerinnen zu erstellen. Alba profitiert von ihrem guten Aussehen, sieht das Thema Schönheit aber differenziert: "Es kann manchmal ganz schön frustrierend sein, wenn es nicht um meine Leistung, den Charakter oder die Geschichte geht, sondern nur um mein Aussehen. Es gibt da wohl noch etwas mehr, denn viele sehen aus wie ich, aber ich bekomme den Job."

Sich selbst charakterisiert sie so: "Ich kann zwar auch albern sein, aber eigentlich interessiere ich mich sehr für die Dinge, die ich mache." Und auch bei Männern hat sie eindeutige Vorlieben: "Ich mag Typen, die ihr Gehirn benutzen." Ihr Typ auch sein Telefon, denn ihr Handy klingelt, nein, es singt sogar. Was macht man da, mitten im Interview? Rangehen natürlich. "Honey?" Sie sagt, daß es gerade nicht paßt und daß er weiterschlafen soll. "I love you, too", verabschiedet sie sich von dem Freund, dessen Namen sie nicht preisgibt.

Jessica Alba will auch als Produzentin arbeiten. Schon als sie für "Dark Angel" mit Regisseur James Cameron ("Titanic") ihre Rolle besprach, brachte sie viele eigene Ideen in die Geschichte ein. Cameron meinte schon damals, daß sie Regie führen sollte, und sagte: "Das hast du in dir." Aber noch zögert sie. "Das ist soviel Stress. Fragen Sie mich in zehn Jahren noch mal! Schauspielerei ist meine Leidenschaft."

Sie will Vielfalt, möchte nicht mehr nur "das Mädchen" sein, sondern auch Dramen und schwer verdauliche Rollen spielen. "Ich würde gern wählen: Jetzt mach' ich dies, dann das, ich will diesen Autor und jenen Regisseur. Aber ich bin nicht Tom Cruise." Ups! Das wollte sie wohl nicht sagen, denn sofort rudert sie lachend zurück. "Schlechtes Beispiel! Fragen Sie mich bitte nichts über sein Privatleben!"

Während die Filmheldin Sue Superkräfte entwickelt, wenn sie frustriert ist, reagiert Jessica ganz anders. "Ich werde dann sehr still und ziehe mich emotional zurück. Das ist mein Abwehrmechanismus." Nicht abgewehrt hat sie die Anfrage, ob sie auch in der Fortsetzung der "Fantastic Four" mitspielen will, die wegen des US-Erfolgs schon jetzt geplant wird. Der Comic liefert interessante Möglichkeiten: "Da heiratet Sue ihren Kollegen, und sie bekommen Kinder. Die haben dann natürlich auch Superkräfte. Das wird bestimmt lustig."