“Der Bader Meinhof Komplex“ ging leer aus. Zwei Auszeichnungen für Kate Winslet, posthume Ehrung für Heath Ledger als Joker in “The Dark Knight“.
Los Angeles. Das einfühlsame Kinodrama "Slumdog Millionaire" ist der große Gewinner bei den diesjährigen Golden Globes. Der Film von Danny Boyle über einen bettelarmen indischen Waisenjungen konnte in der Nacht zum Montag bei der Galazeremonie in Los Angeles gleich vier der begehrten US-Filmpreise absahnen, darunter den Hauptpreis als bester Film des Jahres.
Doppelten Preissegen gab es für die Britin Kate Winslet (33), die sowohl für ihre Rolle in der Bernhard-Schlink-Bestsellerverfilmung "Der Vorleser" wie auch im Ehedrama "Zeiten des Aufruhrs" geehrt wurde. Der vor einem Jahr gestorbene Schauspieler Heath Ledger erhielt für seine unvergessliche Darstellung des kaltblütigen Joker in dem Batman-Thriller "The Dark Knight" posthum einen Darstellerpreis.
Der deutsche Film "Der Baader Meinhof Komplex" von Uli Edel ging leer aus. In der Kategorie bester ausländischer Film gewann stattdessen der animierte Dokumentarfilm "Waltz With Bashir" aus Israel, der unter Mitarbeit der deutschen Produzenten Gerhard Meixner und Roman Paul entstand.
Für "Slumdog Millionaire" holte der britische Filmemacher Boyle ("Trainspotting") neben der Auszeichnung für den besten Film auch die Preise für die beste Regie und das beste Drehbuch. Die Filmmusik wurde ebenfalls ausgezeichnet. Boyle sagte, er danke dem Verband der Auslandspresse für ihre "verrückte, spannende Zuneigung" zu seinem Film, der im Vorfeld als Favorit gehandelt worden war.
Kate Winslet war von ihrem Doppelsieg zu Tränen gerührt. Sie hatte trotz mehrerer Nominierungen bisher noch nie einen Golden Globe oder einen Oscar erhalten. In "Zeiten des Aufruhrs", in dem ihr Mann Sam Mendes die Regie führte, stand sie Jahre nach dem Sensationserfolg mit "Titanic" erstmals wieder mit ihrem damaligen Partner Leonardo DiCaprio vor der Kamera.
"Ich habe Dich 13 Jahre lange geliebt", versicherte sie dem Leinwandschönling, dankte aber zugleich ihrem Mann für die harte Filmarbeit. In "Der Vorleser" nach dem gleichnamigen deutschen Erfolgsroman spielt sie die erfahrene Liebhaberin eines viel jüngeren Mannes, die sich später in einem NS-Kriegsverbrecherprozess verantworten muss.
Weitere Schauspielpreise gingen an den US-Darsteller Mickey Rourke für "The Wrestler" und an den Iren Colin Farrell für die tragikomische Mördergeschichte "Brügge sehen - und sterben?". Die Britin Sally Hawkins bekam die begehrte Weltkugel für ihre Rolle als optimistische Lehrerin in der Komödie "Happy-Go-Lucky". Woody Allens "Vicky Christina Barcelona" holte die Trophäe in der Kategorie "Beste Komödie". Der Filmemacher war bei der Preisverleihung nicht selbst anwesend.
Den Preis für Ledger nahm "Dark Knight"-Regisseur Chris Nolan entgegen. Er tue dies mit Trauer, aber auch mit unglaublichem Stolz, sagte der Filmemacher. Ledger sei ein herausragender, hingebungsvoller Schauspieler gewesen. Der Australier war im Januar 2008 mit 28 Jahren an einer Überdosis Medikamenten gestorben.
Starregisseur und -Produzent Steven Spielberg ("Schindlers Liste") wurde - wie bereits im vergangenen Jahr angekündigt - für sein Lebenswerk geehrt. Sein langjähriger Wegbegleiter Martin Scorsese überreichte ihm den Cecil B. DeMille Preis mit den Worten: "Spielberg und die Kunst des Kinos - das eine ist ohne das andere undenkbar."
Die Golden Globes werden alljährlich vom Verein der Hollywood- Auslandspresse in 25 Kategorien für Film und Fernsehen ausgelobt. Sie gelten als Indikator für die Oscars, die diesmal in der Nacht auf den 23. Februar vergeben werden. Seit mehreren Jahren gab es allerdings keine Übereinstimmung. Im vergangenen Jahr war die Golden-Globe-Zeremonie wegen des Streiks der Drehbuchautoren ausgefallen.
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