Die Finanzkrise hat erste Auswirkungen auf die Hamburger Kultur-Förderung. Die “Zeit“-Stiftung musste - wie gestern berichtet - die Förderung der “Autorentheatertage“ am Thalia-Theater und des Internationalen Sommerfestivals auf Kampnagel kürzen. Die Zinssätze sind gefallen, wodurch sich auch die Renditen von Stiftungen verringern.

Hamburg. Die Finanzkrise hat erste Auswirkungen auf die Hamburger Kultur-Förderung. Die "Zeit"-Stiftung musste - wie gestern berichtet - die Förderung der "Autorentheatertage" am Thalia-Theater und des Internationalen Sommerfestivals auf Kampnagel kürzen. Die Zinssätze sind gefallen, wodurch sich auch die Renditen von Stiftungen verringern.

Die meisten Institutionen mit großen Kapitalvermögen bestreiten bisher direkte Konsequenzen. Die Hapag-Lloyd-Stiftung erhält das breite Förderprogramm (vom Jungen Schauspielhaus über die BallinStadt bis zum St.-Pauli-Theater), wie Eva Gjersvik dem Abendblatt bestätigte. Die Körber-Stiftung ist durch 60 Prozent Anteilsgemeinschaft an der Körber AG abgesichert, die Haspa-Stiftung kürzt keine Leistungen im sozialen Engagement, versichert Haspa-Sprecher Andre Grunert. Auch die Alfred-Toepfer-Stiftung brauchte bisher keine Abstriche zu machen, wie Sprecherin Sonja Krajewski erklärte. "Das gefallene Zinsniveau könnte uns langfristig betreffen, was bisher nicht der Fall ist." Christiane Gabor, Leiterin des bundesweiten "Jugend kulturell"-Projekts der HypoVereinsbank, musste 2008 eine Kürzung verkraften, führt aber die Nachwuchsförderung fort.

Anders die "Zeit"-Stiftung. Sie reagierte auf Ertragseinbußen. Für den Vorstandsvorsitzenden Michael Göring keine dramatische Entwicklung. "Wir sind ein Unternehmen wie andere auch, können uns nicht von der Wirtschaft abkoppeln. Trotz unserer konservativen Anlagenpraxis müssen wir mit dem leben, was wir haben. Ein Jahr fällt magerer aus, das nächste besser." Göring betont, dass viele Großprojekte - auch außerhalb Hamburgs - unbetroffen bleiben. "Das Festival 'Ostertöne' unterstützen wir auch im nächsten Jahr, wie den 'Ring'-Zyklus an der Staatsoper." Auch der dreibändige Bestandskatalog italienischer Zeichnungen in der Kunsthalle und das Jugendstil-Plakate-Projekt im Museum für Kunst und Gewerbe bleiben unberührt. Allerdings rechnet Göring damit, dass die Quote der Absagen auf Förderanträge höher ausfallen werde.

Gerade junge, noch wenig bekannte Künstler und weniger prestigeträchtige Produktionen haben es künftig schwieriger, Fördergelder zu erhalten. Dieser Entwicklung will Gesa Engelschall gegensteuern. "Wir sind natürlich von der Krise betroffen, stehen aber noch gut da", sagt die Geschäftsführerin der Hamburgischen Kulturstiftung. Sie muss drei Viertel der Fördergelder - jährlich in Höhe einer halben Million Euro - akquirieren und ist abhängig von Spendern. "Bis jetzt haben wir nur eine Absage bekommen, die Sachspenden betrifft", meint Engelschall und rechnet künftig mit weiteren. "Wir werden den Gürtel enger schnallen und Konsequenzen ziehen müssen. Statt große Projekte lieber mehrere kleine fördern, den Fokus auf Jugendkultur und die junge Kunstszene in der Stadt verlegen."