Der britische Regisseur Danny Boyle wurde mit Filmen wie “Trainspotting - Neue Helden“ (1996) bekannt. “Slumdog Millionär“ wurde mit Preisen...

Hamburg -. Der britische Regisseur Danny Boyle wurde mit Filmen wie "Trainspotting - Neue Helden" (1996) bekannt. "Slumdog Millionär" wurde mit Preisen überschüttet. Er erhielt acht Oscars, unter anderem für den besten Film und die beste Regie.


Hamburger Abendblatt:

Herr Boyle, wie haben Sie die Dreharbeiten in Indien erlebt?

Danny Boyle:

Ich bin ein begeisterter Städter, und Mumbai ist die größte vorstellbare Stadt. Sie lässt sich nicht kontrollieren. Wir sind mit ihrem Flow gegangen und haben versucht, unserer Erzählung zu folgen, aber es gab Abende, an denen wir nicht sicher waren, ob wir die Szene im Kasten hatten, die wir brauchten.



Abendblatt:

In ihren Filmen zeigen Sie gerne Menschen in Extremsituationen. Was reizte Sie an einem Aschenputtel-Märchen?

Boyle:

Für mich ist Liebe die extremste aller Empfindungen. Dieser Junge lässt sich für das Mädchen sogar foltern. Auch das spiegelt diese verrückte, auch romantische Stadt. Es geschehen schreckliche Dinge, und im nächsten Moment wird getanzt.



Abendblatt:

Welches Bild hatten Sie vor dem Dreh von Indien?

Boyle:

Ich glaube, es tut gut, wenn jemand von außen in ein System kommt. Das gibt einen frischen Blick. Wir haben die Kulisse nicht im Studio nachgebaut, sondern sind in die Slums gegangen. Das ist der britische Realismus in mir.



Abendblatt:

Das Schicksal spielt im Film eine große Rolle. Ist das für uns Westler nicht befremdlich?

Boyle:

Für uns ist es ein politisches Mittel, um Menschen an ihrem Ort zu halten, aber in Indien sitzt der Glaube daran viel tiefer. Ich empfinde es sehr befreiend als Konzept, denn es erlaubt einem wirklich aus voller Kraft zu leben.



Abendblatt:

Es gibt eine Kussszene zwischen Jamal und Latika. In Indien sind solche Szenen doch eigentlich verpönt?

Boyle:

Inzwischen küssen sie dort schon ein bisschen. Es ist wie mit der Nacktheit hierzulande. Es geht nichts ohne Genehmigung.



Abendblatt:

Sie haben viele Kategorien ausprobiert. Müssen Sie das Genre jedes Mal wechseln?

Boyle:

Für mich bedeutet es, zu den Anfängen zurückzukehren. Etwas Neues anzufangen, ohne zu wissen wie man es anstellt, ist fantastisch - vorausgesetzt, man überlebt die Panik.