Als Sohn eines Klavierlehrers 1923 in Hamburg geboren, wuchs Ralph Giordano in Barmbek auf. Sein Großvater war aus Sizilien nach Deutschland...

Als Sohn eines Klavierlehrers 1923 in Hamburg geboren, wuchs Ralph Giordano in Barmbek auf. Sein Großvater war aus Sizilien nach Deutschland ausgewandert. Giordano besuchte das Johanneum, von dem er 1940 aufgrund der Nürnberger Gesetze verwiesen wurde. Als Sohn eines Juden war er immer wieder Demütigungen und Verfolgungen ausgesetzt. Er wurde von der Gestapo verhaftet, verhört und misshandelt und stand jahrelang in der Gefahr, deportiert zu werden. Die Befreiung am 4. Mai 1945 erlebten er, seine beiden Brüder und die Eltern in einem Kellerversteck in Alsterdorf, in dem sie mehrere Monate ausgeharrt hatten.

Nach dem Krieg absolvierte Giordano, der der KPD beitrat, eine Ausbildung am Leipziger Literaturinstitut. Er lebte zwei Jahre in der DDR, kehrte desillusioniert in den Westen zurück und löste sich vom Kommunismus. 1961 erschien sein Buch "Die Partei hat immer Recht", in dem er mit dem Stalinismus abrechnete.

Giordano wurde Fernsehjournalist und produzierte in vielen Ländern Dokumentationen, oft zu historischen oder zeitgeschichtlichen Themen. Aufsehen erregte sein Buch "Die zweite Schuld oder Von der Last, ein Deutscher zu sein", in dem er 1987 die mangelnde Bereitschaft eines großen Teils der Öffentlichkeit anprangerte, sich mit der Aufarbeitung der NS-Verbrechen auseinanderzusetzen.

Einem großen Leserkreis wurde Ralph Giordano aber bereits 1982 bekannt, als er sein großenteils autobiografisches Buch "Die Bertinis, die Lebensgeschichte einer Familie" veröffentlichte. 40 Jahre hatte er an diesem Roman geschrieben, in dem er auf ebenso spannende wie anrührende Weise das Überleben einer jüdischen Familie in der NS-Zeit schilderte. Der Titel des Buches, das 1988 auch erfolgreich vom ZDF verfilmt wurde, gab dem Bertini-Preis den Namen, an dem jeweils am 27. Januar, dem Auschwitz-Befreiungstag, Einzelpersonen und Gruppen für Zivilcourage und mitmenschliches Engagement geehrt werden.