Metallica brachte die Fans beim “Rock im Park“ zum Ausrasten, die Toten Hosen beenden den “Rock am Ring“. Rekordverdächtig viele Besucher.

Nürburg/Nürnberg. In Nürnberg und am Nürburgring gehen am Sonntag die Zwillingsfestivals "Rock im Park" und "Rock am Ring" zu Ende. Beim "Rock im Park" feierten zehntausende Fans auf dem Zeppelinfeld eine große Party mit Bands wie Metallica, den Toten Hosen, Deichkind oder Billy Talent. Im vergangenen Jahr zählten die Veranstalter runf 55.000 Besucher, in diesem Jahr dürften es mehr als 70.000 gewesen sein. Das ist nach Veranstalterangaben rekordverdächtig. Als letzte Headliner sollen am Sonntag noch Linkin Park auftreten, auch Schockrocker Marilyn Manson gibt sich die Ehre.

Zum Abschluss der Riesen-Party beim "Rock am Ring" an der legendären Rennstrecke in der Eifel treten auf der Hauptbühne die Toten Hosen auf, die in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum feiern. An den vorangegangenen Tagen hatten unter anderem die kalifornische Band Linkin Park ("In the End“), Metallica ("Enter Sandman“) und Gossip um Frontfrau Beth Ditto den 85.000 Besuchern am Ring ordentlich eingeheizt. Insgesamt treten bei dem Event 85 Bands auf. Am letzten Tag müssen sich die Rockfans nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes auf Regen einstellen.

Das Highlight beim "Rock im Park" gab es gleich am ersten Abend: Metallica eröffneten das Festival als Headliner im wahrsten Sinn des Wortes mit einem Feuerwerk eröffnet. Am Freitagabend brachten sie das Nürnberger Zeppelinfeld zum Kochen, zeitweise mussten die Zugänge zur Bühne gesperrt werden. Bei ihrem wohl größten Hit "Enter Sandman" rasteten die Fans förmlich aus, die Ballade "Nothing Else Matters" verwandelte die Menge in ein Meer aus Feuerzeugen. Gegen Ende schossen immer wieder Leuchtraketen von der Bühne aus gen Himmel.

"Nürnberg, es ist schon eine Weile her“, sagte Sänger James Hetfield. Schon fünf Mal stand die Band beim Parkfestival auf der Bühne – zuletzt 2006. "Diejenigen, die noch keine Metallica-Fans waren, sind es hoffentlich jetzt. Willkommen in der Metallica-Familie.“ Bei "Rock am Ring" traten die Metal-Ikonen am Sonnabendabend auf.

Dafür gab es dort am Freitag Gossip und Linkin Park in Bestform. Beth Ditto, die stimmgewaltige Gossip-Sängerin, heizte den Massen barfuß und im engen schwarzen Kleid ein – mit Songs wie "Love Long Distance“. Mehrmals kletterte sie über die Absperrgitter und nahm ein Bad in der Menge. Eher schlicht kam im Vergleich dazu der Auftritt der wiedervereinigten Band Soundgarden daher, die in Originalbesetzung antrat. Gleichwohl überzeugten sie mit zeitlosen Hits wie "Black Hole Sun“.

Die Karten waren Monate im Voraus weg. Was für die große Schwester "Rock am Ring" in der Eifel mit 85.000 verkauften Tickets selbstverständlich ist, ist für den Park neu. Entsprechend voll war es überall auf den Campingplätzen und vor allen Bühnen.

Doch nicht nur für die Fans ist das diesjährige Line-up etwas besonderes, für die Bands offensichtlich auch. Für die Kanadier von Billy Talent war es "so eine Ehre, auf der gleichen Bühne aufzutreten wie Metallica“. Und die Toten Hosen, die als Headliner am Sonnabendabend in Nürnberg ihr 30. Bühnenjubiläum feiern sollten, reisten extra am Freitag an, um sich den Auftritt der Metal-Legenden anzusehen. "Auch Campino & Co. sind große Fans von Metallica und sind bereits einen Tag früher zu Rock im Park angereist um den Auftritt hautnah von der Bühne miterleben zu können!", hieß es auf der "Rock im Park"-Facebookseite.

Abseits der Bühne blieb es zunächst weitgehend ruhig – wenn auch auf den Campingplätzen heftig gefeiert wurde. Am Ring und im Park tobte wie jedes Jahr der übliche Festivalwahnsinn – endlose Zeltstädte, dröhnende Stereoanlagen und Massen-Grillevents. Hier schlurft ein sichtlich müder Indianer-Häuptling mit Federschmuck auf dem Kopf durch das Camping-Labyrinth, dort spielt ein junger Mann so gut wie nackt im "Borat"-Badeanzug ein Trinkspiel. Überall laufen Männer in Schottenröcken durch die Gegend.

Die Polizei meldete bei beiden Festivals bis zum Sonnabendmittag kaum Vorkommnisse. Kleinere Diebstähle habe es gegeben – und die ein oder andere gefälschte Eintrittskarte sei aufgetaucht. Auch bei den Sanitätern blieb es überschaubar.

Waren es in den vergangenen Jahren Sonnenbrände oder Hitzschläge, die den Hilfskräften zu schaffen machten, sind es in diesem Jahr Zeckenbisse, Verbrennungen, Schürfwunden, Verstauchungen – und Blasenentzündungen. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hatte wesentlich weniger zu tun als noch vor einem Jahr. Damals machte die Hitze vielen Rockern zu schaffen. "Das Wetter spielt uns in die Karten", sagte DRK-Sprecher Thorsten Trütgen bei "Rock am Ring".