Am Sonnabend tritt Roman Lob beim Eurovision Song Contest für Deutschland an. Von Nervosität will der 21-Jährige kurz vor dem Finale aber nichts wissen. Im Interview gibt er sich gelassen. Lob spricht über seine ärgsten Rivalen, seine Favoriten und seine Zukunftspläne.
Baku. Selbst eine herbe Niederlage beim Eurovision Song Contest wirft den deutschen Kandidaten Roman Lob nicht aus der Bahn. „Ich feier auch, wenn ich Letzter werde“, sagte der 21-Jährige am Donnerstag in einem Interview der Nachrichtenagentur dapd in Baku. Für ihn gelte in dem Fall das Motto: „Kopf hoch, weiter und fertig“. Wettbüros zufolge dürfte es für den Sänger aus Rheinland-Pfalz aber kein Debakel geben: Britische Buchmacher trauen ihm derzeit einen Platz zwischen Rang zehn und zwölf zu. Lob selbst peilt einen Top-Ten-Platz an. Das Finale des traditionsreichen Musikwettbewerbs steigt am Samstag (26. Mai) in der aserbaidschanischen Hauptstadt. 26 Teilnehmerländer treten an. Im Interview gibt sich Roman Lob gelassen. Mit dem 21-Jährigen sprach Nathalie Waehlisch (dapd) über seine ärgsten Rivalen, seine Favoriten und seine Zukunftspläne.
Der britische ESC-Kandidat Engelbert hat gesagt, er singe für die deutschen Frauen im Finale. Wer ist Ihre Zielgruppe?
Roman Lob: Er singt für die deutschen Frauen? Ok Ich singe für alle, das ist meine Zielgruppe. Ich versuche, alle in den Bann von „Standing Still“ zu ziehen.
Was tun Sie gegen Nervosität vor dem Auftritt?
Lob: Mein Rezept ist immer, viel Süßigkeiten zu essen. Man sollte schon immer eine kleine Schüssel Süßigkeiten am Start haben – und dann reinhauen.
Sie sind jetzt eine Woche in Baku. Konnten Sie schon alle Eindrücke verarbeiten?
Lob: Manchmal denke ich schon noch, wenn ich aus dem Fenster vom Hotelzimmer gucke oder jetzt hier von dieser Terrasse, wie krass das eigentlich alles ist, wie wahnsinnig Baku ist. Es ist wie in einem kleinen Spielfilm. Man singt vor so vielen Leuten, beim Bürgermeister-Empfang haben die Leute meinen Namen gerufen. Das ist schon Wahnsinn.
Es gab ja eine große Diskussion rund um den ESC über die politische Lage in Aserbaidschan. Kann der ESC etwas für das Land bewirken?
Lob: Auf jeden Fall. Wenn man auf die Straße geht und sieht, wie viele Leute diese ESC-T-Shirts anhaben – die Leute sind hier total im ESC-Fieber. Und ich glaube, der ESC ist der Träger dafür, dass den Leuten gezeigt wird: „Baku ist schon ganz interessant, aber da war ja was mit den Menschenrechten“. Ich hoffe, dass sich bei den Leuten, die dafür zuständig sind, durch den ESC wirklich etwas bewegt.
Unter den Gewinnern des ersten Halbfinales sind die russischen Omas. Wie finden Sie die?
Lob: Wir waren mit der Delegation in der Halle, und die hat getobt. Ich glaube, die werden in den Top Fünf sein. Da bin ich fest von überzeugt, weil die einfach die Leute in den Bann ziehen. Das sind ja auch süße ältere Damen, und das kommt charmant rüber. Diese Mischung zwischen dem Kulturellen und diesem Partysong kommt gut an bei den Leuten.
Wen sehen Sie als Ihre größten Konkurrenten? Beziehungsweise, was gefällt Ihnen musikalisch am besten?
Lob: Im ersten Halbfinale auf jeden Fall Zypern, dieses „La La Love“ geht ins Ohr. Und Dänemark ist bei mir eh ganz vorne, in den Top Drei. Ich fand es sehr schade, dass Trackshittaz nicht ins Finale gekommen sind, weil die Jungs einfach auch sie selbst sind: Die ziehen ihr Ding durch, haben Bock drauf und sind entspannt.
Was wird nach dem ESC kommen ? Urlaub?
Lob: Urlaub nicht. Ich will erstmal weitermachen. Es kommt sehr wahrscheinlich noch eine neue Single raus. Dann wird weiter am nächsten Album geschrieben. Ich versuche, für das neue Album relativ viel selbst zu schreiben. Im Sommer findet dann die Festivalsaison statt, und meine Tour startet am 9. Oktober. Dieses Jahr ist also noch volles Programm, und das ist auch gut so.
Also konzentrieren Sie sich jetzt ganz auf die Musik, der gelernte Beruf liegt erst einmal weiter auf Eis?
Lob: Ich versuche natürlich, auch in den nächsten Jahren mit der Musik weiterzumachen. Ich lasse das aber einfach mal auf mich zukommen. Man kann halt leider nicht in die Zukunft blicken.
Können Sie sich vorstellen, nochmal am ESC teilzunehmen?
Lob: Ich bin mir nicht ganz sicher. Das ist eine super Erfahrung und macht mir viel Spaß. Aber ich will jetzt erst einmal abwarten, es ist ja noch nicht mal mein erster ESC vorbei, das Finale kommt erst noch. Ich würde niemals nie sagen – deswegen halte ich das noch offen.
Was machen Sie am Samstag direkt nach dem Finale, wird gefeiert, egal, ob Sie jetzt Erster oder Zehnter werden?
Lob: Ich feier auch, wenn ich Letzter werde. Auch wenn man Letzter wird: Kopf hoch, weiter und fertig.