Die Filmfestspiele in Cannes warten dieses Jahr mit zahlreichen Sozialdramen auf. Popcornkino hingegen liefert „Robin Hood“.
Cannes. Mit Regisseuren wie Abbas Kiarostami, Takeshi Kitano, Mike Leigh und Alejandro González Inárritu konkurrieren Cannes-Stammgäste bei den 63. Filmfestspiele um die Goldene Palme.
Die Deutschen haben nach dem Erfolg von „Das weiße Band“ im vergangenen Jahr gar keine Aussicht auf einen Hauptpreis. Kein deutscher Filmemacher ist nominiert. Die prominenteren Namen sind eher außer Konkurrenz vertreten: Woody Allen stellt seinen neuen Film „You Will Meet A Tall Dark Stranger“ vor. Oliver Stone zeigt 23 Jahren nach seinem Hit „Wall Street“ und nach dem Börsencrash die Fortsetzung: „Wall Street – Money Never Sleeps“.
Den Wettbewerb an der Côte d'Azur dominiert vor allem schwere Kost: In „Biutiful“ des Mexikaners Inárritu, der 2006 in Cannes für die Regie von „Babel“ ausgezeichnet wurde, geht es um den Kampf eines einsamen Mannes, der um sein Überleben kämpft und gleichzeitig versucht, seine kleinen Kinder vor allzu großer Armut und Leid zu bewahren.
Der Franzose Xavier Beauvois erzählt in „Des Hommes Et Des Dieux“ die wahre Geschichte von acht französischen Mönchen, die in Nordafrika friedlich mit Muslimen zusammenleben, bis Gewalt und Terror auch das Kloster erreichen. Und in „Another Year“ bleibt der Brite Mike Leigh seinem Ruf als Spezialist für soziale Themen treu. Fast auf den letzten Drücker wurde der britische Filmemacher Ken Loach mit seinem jüngsten Film „Route Irish“ noch für den Wettbewerb als 19. Beitrag nominiert.
Frankreich geht mit vier Filmen und den meisten Beiträgen in den Wettbewerb. Neben Beauvois schickt Mathieu Almaric „Tournée“ ins Rennen. Der 44 Jahre alte Filmemacher und Schauspieler war 2008 in Cannes für seine Rolle in „Schmetterling und Taucherglocke“ als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet worden. Bertrand Tavernier ist mit „La Princesse De Montpensier“ im Wettbewerb. Und Rachid Bouchareb sorgte mit „Hors La Loi“ schon im Vorfeld zumindest in Frankreich für kontroverse Diskussionen. Ihm wird vorgeworfen „anti-französisch“ zu sein, handelt sein Film doch von dem Massaker im algerischen Sérif, bei dem 1945 hunderte algerische Demonstranten von der französischen Armee getötet wurden.
Insgesamt kommen die meisten Wettbewerbsbeiträge aus nichteuropäischen Ländern. Erstmals dabei: ein Film aus dem Tschad und zwar von Mahamat-Saleh Haroun mit „Un Homme Qui Crie“. China geht mit „Chongqing Blues“ von Xiaoshuai Wang ins Rennen, Südkorea ist gleich zwei Mal vertreten und aus Thailand bringt Filmemacher Apichatpong Weerasethakul „Uncle Boonmee Who Can Recall His Past Lives“ mit an die Croisette.
Hollywood ist nur mit einer Produktion vertreten: In Dough Limans „Fair Game“ um die Geheimagentin Valerie Plame spielt Sean Penn die Hauptrolle.
Opulentes Popcornkino bietet der Eröffnungsfilm von Ridley Scott. Sein „Robin Hood“ mit Russell Crowe und Cate Blanchett setzt vor der bekannten Geschichte des englischen Rebellen an. Das mitunter martialische Gemetzel über zwei Stunden erinnert fatal an Scotts Historienepos „Gladiator“ ebenfalls mit Crowe in der Titelrolle.
Ruhiger geht es in in der Reihe „Un certain regard“ der offiziellen Auswahl zu. Dort zeigt der deutsche Regisseur Christoph Hochhäusler „Unter Dir die Stadt“. Der 37-Jährige war im Jahr 2005 schon einmal mit „Falscher Bekenner“ nach Cannes geladen.
Ebenfalls zu sehen ist der Beitrag „Film socialisme“ Jean-Luc Godard, dem Mitbegründer der „Nouvelle Vague“. Einen Dokumentarfilm über den deutschen Künstler Anselm Kiefer stellt Sophie Fiennes vor, die Schwester der Filmstars Ralph und Joseph Fiennes.
Doch auch wenn für das 63. Festival erstmals seit mehreren Jahren weniger Spielfilme eingereicht wurden, wie der künstlerische Leiter Thierry Frémaux Mitte April verkündet hatte, wird es an Glamour nicht fehlen. Allein die Jury wird mit dem Paradiesvogel Tim Burton als Vorsitzenden und unter anderem den Schauspielern Kate Beckinsale und Benicio Del Toro für Starrummel sorgen.
Isabelle Huppert, Dauergast und Jurypräsidentin im vergangenen Jahr, wird ebenso an die Côte kommen, wie Diane Kruger und Javier Bardem („Biutiful“), der hoffentlich seine schöne Penélope Cruz über den Roten Teppich führen wird. Und auch Mick Jagger wird erwartet: Er wirbt für den Dokumentarfilm „Stones in Exile“ in einer Nebenreihe, in dem er mit seinen Bandkollegen zu sehen ist. Für Partystimmung wird also gesorgt sein.