Hamburg. Das ehemalige Portonovo an der Außenalster will unter neuem Namen durchstarten. Doch bei den Speisen kommt nicht wirklich Freude auf.

Lange Jahre galt das frühere Portonovo an der Außenalster als Treff der – mehr oder minder – Bekannten und Betuchten. Als Normalsterblicher hingegen hatte man häufig den Eindruck, dass hier preissensibel eingekaufte Zutaten mäßig bereitet zu stolzen Preisen auf den Tellern der Gäste landeten. Nun startete das Lokal unter zwei neuen Betreibern, die hier vorher angestellt tätig waren, als Portolino neu durch und wirbt mit einer wortmächtigen Website.

Restaurant Hamburg: Website betont den „Promi“-Faktor

Darauf verkündet das sich so titulierende „Promi-Restaurant“: „Wir bieten Ihnen eine exzellente und saisonale Küche, die von unserem erfahrenen Küchenteam mit viel Liebe und Leidenschaft zubereitet wird-“ Weiter heißt es: „Wir sind stolz darauf, unseren Gästen ein kulinarisches Erlebnis der Extraklasse zu bieten“.

Portolino: Solides Carpaccio mit etwas ominöser Käsecreme

Das macht neugierig, und auf Anregung allerhöchster Abendblatt-Kreise kehrten wir zu dritt dort ein. Während meine Begleiter sich zum Auftakt an einem soliden Carpaccio mit etwas ominöser Käsecreme und ein paar Trüffelscheibchen (23,90 Euro) und einem akzeptablen Vitello tonnato (18,90 Euro) bedingt erfreuten, hatte ich, um mir einen möglichst umfassenden Eindruck zu verschaffen, zu den berühmten „Antipasti Misto Portolino“, einem Signature Dish des Hauses, gegriffen (22,90 Euro). Eiskalt aus der Küche kamen herangeschwebt: zwei Sorten gegrillter Pilze, nach mählicher Erwärmung leicht muffig, ein recht geschmacksneutraler Scampi auf ungewürzter gelber Paprika, ein wenig vom Vitello tonnato, gute Burrata auf einer Tomatenscheibe, ein Wachtelbrüstchen auf faden, verkochten braunen Linsen und ein Stück angewärmte Calamari.

Ungewürzte Spaghetti auf einer mäßigen Weißweinsauce

Bei den Hauptgerichten hatte sich meine Frau für „Spaghetti mit Scampi und Vongole Aglio-Olio in Weißwein“ (25,90 Euro), eigentlich ein aromensatter italienischer Klassiker, entschieden: Im Portolino hockte ein Berg ungewürzter Spaghetti auf einer kleinen Pfütze mäßig aromatischer Weißweinsauce, flankiert von einigen Scampi und ein paar Venusmuscheln. Ich hatte mich für Steinbeißerfilet alla pizzaiola auf Spinat und Rosmarinkartoffeln entschieden (32,50 Euro).

Da Steinbeißer aus war, offerierte man das gleiche Gericht mit Steinbutt für stramme 42,50 Euro. Die Steinbuttfiletstückchen waren durchaus umfänglich gegart und an den Rändern etwas tranig, die Pizzaiola-Sauce eine amorphe, geschmacklich akzeptable rote Tunke mit ein paar versprengten Kapern, der Spinat völlig geschmacksneutral und aufgewärmt – und statt der Rosmarinkartoffeln gab es ein Schnittchen ebenfalls wohl etwas betagteres, notdürftig erwärmtes Gratin.

Unser dritter Mitesser hatte mit seinen Tagliatelle mit Rinderfiletstreifen und Trüffelscheiben (28,90 Euro) offenkundig in den Glückspott gegriffen und war ganz zufrieden. Dem liebevollen, leidenschaftlichen Küchenteam könnte man noch den spannenden Tipp geben, dass es auch so was wie frische Kräuter gibt.

Auf der Weinkarte ragt höchstens der Grüne Veltliner heraus

Die relativ uninspirierte Weinkarte offeriert zahlreiche italienische Chardonnays, Pinot Grigios und Sauvignons zwischen 39,90 und 62,90 Euro – und als Lichtblick aus der Ferne den ausgezeichneten Grünen Veltliner „Am Berg“ von Bernhard Ott (39,90 Euro). Damit konnte man sich das kulinarische Erlebnis der Extraklasse ein wenig schöntrinken.

Alsterufer 2, Tel. 714 08 90-0, Mo-So 12-23 Uhr, portolino.de