Elmenhorst. Die elektrobetriebenen Vitos von Mercedes mit neun Sitzplätzen sollen auch für die Jugendarbeit und Seniorenfahrten genutzt werden.

Die kleine Gemeinde Elmenhorst im Amt Bargteheide Land und ihre Freiwillige Feuerwehr haben sich für das neue Jahr ehrgeizige Ziele gesetzt, mit denen sie sich anschicken, sogar zu Vorreitern fürs ganze Land zu werden. Nicht nur, dass bis Ende 2023 eine moderne Feuerwache entstehen soll. Geplant ist zudem der Erwerb zweier Mannschaftstransporter mit Elektroantrieb. Und das stellt ein Novum in der Ausstattung von Freiwilligen Feuerwehren in Schleswig-Holstein dar.

Reichweite von 340 Kilometern erscheint ausreichend

„Ja, wir wollen mit dieser Entscheidung ein Zeichen setzen für eine zukunftsweisende Mobilität und den Klimaschutz“, sagt Bürgermeister Norbert Ohl. Zur Verfügung stehen sollen die beiden neuen Transporter unterdessen nicht nur der Elmenhorster Feuerwehr, sondern auch der Jugendfeuerwehr im Ortsteil Fischbek, der Jugendarbeit in der Gemeinde und für Ausflüge der Senioren.

Das Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Elmenhorst am Gemeindezentrum. Rechts der Verbindungsbau zur alten Schule.
Das Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Elmenhorst am Gemeindezentrum. Rechts der Verbindungsbau zur alten Schule. © HA | Björn Fritz

Nach intensiven Recherchen hat sich der Gemeinderat für ein Modell der Nutzfahrzeugschmiede von Mercedes-Benz entschieden. „In Ausstattung und Komfort überzeugte die Marke mit dem besten Angebot“, so Ohl. Auf Basis des Modells Vito sollen in den beiden baugleichen Mehrzweckfahrzeugen, ausgestattet mit Blaulicht und Martinshorn, je neun Mitfahrer Platz finden. „Die maximale Reichweite von 340 Kilometern ist für den Aktionsradius der Transporter unserer Ansicht nach ausreichend“, sagt Ohl.

Aktivregion Alsterland ist mit 96.000 Euro dabei

Allerdings hat die Neuanschaffung mit insgesamt 183.000 Euro einen stolzen Preis. Davon muss die Gemeinde aller Voraussicht nach aber nur 66.000 Euro tragen. Beide Ortswehren steuern aus ihren Förderkassen jeweils 6000 Euro bei, weitere 5000 Euro sagte ein anonymer Spender aus der Gemeinde zu. Und rund 4000 Euro werden aus dem Verkauf des Bestandsfahrzeugs erwartet.

Das Gros der Kosten will unterdessen die Aktivregion Alsterland mit einem Zuschuss in Höhe von 96.000 Euro übernehmen. „Die Gremien der Aktivregion haben den Antrag bereits genehmigt, der nun noch die Prüfung durch das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume durchlaufen muss“, berichtet der Bürgermeister. Liege der Förderbescheid vor, würden die Neufahrzeuge umgehend bestellt. Die, so alles planmäßig läuft, noch vor dem nächsten Jahreswechsel in Dienst gestellt werden sollen.

Nächste Hauptversammlung im neuen Domizil

Nicht minder gespannt sehen die Elmenhorster dem Neubau des neuen Feuerwehr-Gerätehauses an der Straße Siebenbergen vis-à-vis der Tennisanlage entgegen. Der erste Spatenstich erfolgte bereits am 2. Juli vergangenen Jahres, die feierliche Grundsteinlegung am 29. Oktober. Das Richtfest soll Ende Februar, Anfang März gefeiert werden.

So soll die neue Feuerwache einmal aussehen.
So soll die neue Feuerwache einmal aussehen. © HA | Hauke u. Grube Freischaffende Architekten

Trotz des schlechten, regnerischen Wetters zum Jahreswechsel ist Ohl zuversichtlich, dass die neue Feuerwache im Herbst dieses Jahres übergeben werden kann. „Ich bin mir sicher, dass die nächste Hauptversammlung der Feuerwehr bereits in ihrem neuen Domizil stattfinden wird“, so der Bürgermeister optimistisch.

Neue Feuerwache kostet 3,9 Millionen Euro

In das wichtigste Elmenhorster Bauvorhaben investiert die Gemeinde rund 3,9 Millionen Euro. Auch für dieses Projekt konnten mit mehr als 1,1 Millionen Euro ungewöhnlich hohe Fördermittel eingeworben werden. Der Neubau am südöstlichen Ortsausgang Richtung Bargteheide soll die in die Jahre gekommene Feuerwache am Gemeindezentrum ersetzen.

„Der Neubau ist ein wichtiges Puzzlestück unserer Ortsentwicklung, von der am Ende auch die Kindertagesstätte profitieren wird“, sagt Ohl. Ein Architekturbüro soll noch in diesem Jahr Vorschläge erarbeiten, ob und in welchem Umfang die bisher von der Feuerwehr genutzten Räume für eine Kitanutzung saniert und umgebaut werden können. Wahrscheinlicher seien indes Abriss und Neubau.

Bislang fehlt Platz für eine Frauenumkleide

Der alte Standort der Wehr war nicht mehr zeitgemäß und ihrer Bedeutung für den Ort und den aktuellen Erfordernissen längst nicht angemessen. Das bestätigt auch Ortswehrführer Carsten Jackschitz. Mitte der 1960er-Jahre war die Wache am ehemaligen Rathaus aus den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts eingerichtet worden, das später Schule war und dann Kita wurde. 1977 war dann für einen Schnäppchenpreis von heute unvorstellbaren 300.000 Mark das bestehende Gerätehaus gebaut worden, das schließlich mittels eines Flachbaus mit der alten Schule verbunden wurde.

Im Auftrag der Innenministerin verlieh Bürgermeister Norbert Ohl (2.v.l.) dem Hauptfeuerwehrmann Jörg Seemann (2.v.r.) für 25-jährigen aktiven Feuerwehrdienst das Brandschutzehrenzeichen des Landes in Silber. Rechts Ortswehrführer Carsten Jackschitz.
Im Auftrag der Innenministerin verlieh Bürgermeister Norbert Ohl (2.v.l.) dem Hauptfeuerwehrmann Jörg Seemann (2.v.r.) für 25-jährigen aktiven Feuerwehrdienst das Brandschutzehrenzeichen des Landes in Silber. Rechts Ortswehrführer Carsten Jackschitz. © HA | Manfred Giese

„Weil uns dort aber der Platz für eine zweite Umkleide fehlt, findet sich in unseren Reihen mit insgesamt 52 Mitgliedern bislang nur eine Frau“, sagt Jackschitz (46). Er erhoffe sich durch die neue Feuerwache unter anderem mehr weiblichen Zulauf. Dafür soll in diesem Jahr zudem eine professionelle Mitgliederwerbekampagne gestartet werden.

Ansonsten schaut die Wehr auf ein ereignisreiches Jahr zurück. Mit 43 Einsätzen verzeichnete sie eine neue Höchstzahl, die zuvor bei 38 gelegen hatte. Unter den zehn Brandeinsätzen war ein Großfeuer in der eigenen Gemeinde am 5. Juli 2022, bei dem ein Dachstuhl in Flammen stand. Hinzu kamen 22 technische Hilfeleistungen, darunter die Beseitigung von Ölspuren und Unfalleinsätze wie jener am 17. November, als auf der B 75 Richtung Bad Oldesloe drei Fahrzeuge kollidiert waren.

Außerdem absolvierte die Elmenhorster Wehr 26 Übungen, zwei davon gemeinsam mit der benachbarten Ortswehr Fischbek. Hinzu kamen eine Sonderausbildung für Rettungsmaßnahmen nach Schwerlastunfällen sowie zehn Lehrgänge auf Kreisebene und zwei an der Landesfeuerwehrschule. Fortgesetzt wurden zudem beliebte Traditionsveranstaltungen wie das Pfingstkonzert mit gemeinsamem Grillen und die Ferienaktion der Jugendwehr.