Bargteheide. An dem virtuellen Auftakttreffen haben sich Vertreter der Grünen, von SPD, CDU und des DGB beteiligt.

Dass Menschen, die wegen ihrer sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität von der gesellschaftlichen Cisgender-Heteronormativität abweichen, noch immer Vorurteilen und offenen Anfeindungen ausgesetzt sind, ist vielfach belegt. Um sich besser zu vernetzen und noch effektiver für Toleranz und Vielfalt kämpfen zu können, hat sich die Queere Community Stormarn gegründet, die sich jüngst zu ihrem ersten digitalen Treffen zusammenfand.

„Auch wenn wir zum Auftakt nur eine kleine Runde waren, so hat mich der Austausch sehr motiviert“, sagt Nils Bollenbach von den Grünen, einer der Initiatoren. Unter anderem sei es Ziel gewesen, weitere Mitstreiterinnen und Mitstreiter zu finden, um den Vorstoß auf eine breitere Basis stellen zu können.

Verbale Attacken beim Insta-Talk

An dem virtuellen Premierentreffen waren Mitglieder der Kreisgrünen, der SPD Stormarn, der IGayBAU, des Kinder- und Jugendbeirats Bad Oldesloe sowie der Gruppe Gayhin beteiligt. Unter den elf Teilnehmenden befanden sich zudem der Vorsitzende der Jungen Union Bargteheide, Arthur Hauser, und der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds Stormarn, Heiko Winckel-Rienhoff. Mehmet Dalkilinc vom SPD-Kreisvorstand Stormarn stellte die überparteiliche Position des neuen Verbunds heraus. „Hier können alle mitmachen, die sich für queeres Leben interessieren, sowie gegen Ressentiments und Diskriminierung angehen wollen“, erklärte Dalkilinc.

Erst Mitte Februar war der Bargteheider Kommunalpolitiker und Grünen-Kandidat für den Deutschen Bundestag, Nils Bollenbach, bei einem Insta-Livetalk mit der Europa-Abgeordneten Katrin Langensiepen zum Thema Vielfalt in Parlamenten von Usern mit homophoben Äußerungen verbal attackiert und massiv beleidigt worden. Bollenbach ist laut eigener Aussage Schmähungen und Beleidigungen gewohnt, sie gehörten seit Langem zu seinem Alltag.

Keine Schutzräume bei der Selbstfindung

„Es fehlen Schutzräume zum Kennenlernen und Austauschen“, sagt der 20 Jahre alte Jungpolitiker. Natürlich sei Hamburg dicht dran, wo es bekannte Treffpunkte der Szene gebe. „Aber ein queeres Jugendzentrum oder einfach nur die Sichtbarkeit anderer queerer Menschen in meiner Nähe hätten mir bei meiner Selbstfindung sehr geholfen“, sagt der Bargteheider.

Damian Schwichtenberg, Sprecher der Grünen Jugend Stormarn, kennt zwar die gleichen Probleme. Er hat aber in Nordrhein-Westfalen, wo er aufgewachsen ist, durchaus bessere Erfahrungen gemacht. „In meiner Phase des Outings hat mir eine Anlaufstelle in Köln sehr geholfen. Das Gefühl, nicht allein zu sein und verstanden zu werden, war extrem wertvoll“, sagt er.

Regenbogenfahne soll wieder gehisst werden

Um die queere Community im Kreis sichtbarer zu machen, will sie mit mehr öffentlichkeitswirksamen Aktionen für Aufmerksamkeit sorgen. So soll das Hissen der Regenbogenfahne vor dem Bargteheider Rathaus am 28. Juni, dem Christopher Street Day, in diesem Jahr erstmals von einer Veranstaltung begleitet werden. Zudem will die Gruppe noch einen Appell formulieren, in dem alle Bürgermeister und der Kreistag aufgerufen werden, als Zeichen für Toleranz und Vielfalt im Kreis und in den Kommunen am 28. Juni ebenfalls die Regenbogenfahne zu hissen.

Alle Interessierten sind nun eingeladen sich an der Organisation und Vernetzung zu beteiligen. Kontaktaufnahme per E-Mail an nils.bollenbach@gruene-stormarn.de oder über die Facebook-Gruppe „Queeres Leben in Stormarn“. Das nächste digitale Treffen findet am Dienstag, 4. Mai, um 19 Uhr statt. Den Zugang gibt es ebenfalls per E-Mail.