Bad Oldesloe. Klaus E. Spieldenner hat sein achtes Hamburg-Buch „Elbgier“ veröffentlicht. Schauplatz des Geschehens ist der Star-Club auf St. Pauli.
Ein sonniger Vormittag auf der Reeperbahn. Zwischen der schrillen Bar von Deutschlands bekanntester Drag-Queen Olivia Jones und dem berühmten Musikclub „Große Freiheit 36“, zwischen blinkenden Reklameschildern, Stripclubs und Fassaden im Leomuster, irgendwo hier, in einem Hinterhof der Großen Freiheit, erinnert heute noch eine Gedenktafel an den Star-Club.
Spur führt die Ermittler in die Vergangenheit
Der einstige Musikclub auf St. Pauli war von 1962 bis 1969 Anlaufstelle für die Jugendlichen und Musikbegeisterten ihrer Zeit. Der Name war Programm: Bekannt wurde der Star-Club durch die Auftritte der Beatles, aber auch viele weitere namhafte Musiker wie Jimi Hendrix oder Ray Charles gastierten in dem Musikclub. Genau der ist in Klaus E. Spieldenners neuem Hamburg-Krimi „Elbgier“ Ort des Geschehens. Im März ist das Buch bei CW Niemeyer Buchverlage erschienen. Und worum geht es? 50 Jahre nach der Schließung gerät der legendäre Club im neuen Werk des Oldesloer Autors wieder in die Schlagzeilen. Die Villa des letzten Geschäftsführers wird verwüstet, der neue Besitzer mit einem Kopfschuss getötet.
Das Team des Landeskriminalamts 41 unter Leitung von Hauptkommissarin Sandra Holz nimmt sich des Falles an. Was haben die Täter in der Villa gesucht? Die Spur führt die Ermittler in die Vergangenheit. Doch verschwundene Zeitzeugen und fehlende Motive lassen Sandra Holz und ihre Kollegen im Dunkeln tappen. Als ein gesuchter Terrorist der Roten Armee Fraktion (RAF) und weitere Tote auftauchen, ahnen die Beteiligten: Es geht hier um mehr als musikalische Erinnerungen.
Größter Erfolg des Autors war Krimi „Elbtod“
„Elbgier“ ist Spieldenners achter Hamburg-Krimi. 2007 begann der gebürtige Saarländer, der sein Berufsleben bei der Bundeswehr verbrachte, aus Langeweile mit dem Schreiben. Zwei Bücher veröffentlicht er unter einem Pseudonym, 2013 findet er mit seinem Oldenburg-Krimi „Unter Flutlicht“ seinen ersten Verlag. 2015 erscheint im CW Niemeyer-Verlag sein erster Hamburg-Krimi, „Start Ziel Tod“. Es folgen weitere. Sein größter Erfolg gelang ihm 2017 mit „Elbtod“ über die Elbphilharmonie mit acht Auflagen sein bisher meist verkauftes Buch. Stets an seiner Seite steht ihm seine Protagonistin und Kommissarin Sandra Holz, die auch im aktuellen Krimi wieder aufs Schärfste ermittelt.
„Ich wollte schon immer einen Krimi über die Reeperbahn schreiben“, sagt der 67-Jährige, der heute mit seiner Frau in Bad Oldesloe lebt. Seine anderen Hamburg Krimis spielen zum Beispiel im Umkreis des Hamburger Sportvereins (HSV), des Gefängnisses Santa Fu oder des Hamburger Doms. „Die Reeperbahn fehlte mir irgendwie noch in der Sammlung“, sagt Spieldenner.
Spieldenner peppt Lesungen musikalisch auf
Zunächst jedoch sei ihm keine Geschichte eingefallen, die gepasst hätte. „Diese ganzen Reeperbahn-Klischees sind ja schon so abgeklappert.“ Aber: Klaus E. Spieldenner hat ein großes Faible für Musik. Mit 15 Jahren fing er an, Gitarre zu spielen, schrieb viele Songs. Auch seine Lesungen sind stets musikalisch aufgepeppt.
Der Star-Club kam ihm in den Sinn. „Ich war 15, als der eröffnet wurde“, sagt der Autor. Langsam entstand in seinem Kopf eine Geschichte. „Ich konnte nachts nicht schlafen, weil ich darüber sinnierte, wie ich Star-Club, gestohlene Gitarren, Rauschgift und Rock ’n’ Roll unter einen Hut bekomme.“ Wie das alles und die Geschichte eines RAF-Terroristen miteinander zusammenhängt, können Leser in „Elbgier“ nachlesen.
Gutschein setzte den Impuls fürs erste Buch
Übrigens: In Hamburg gelebt hat Klaus E. Spieldenner selbst nie. Geboren 1954 im Saarland, lebte er viele Jahre in Niedersachsen, bevor er 2013 in den Kreis Stormarn zog. Aber: „Meine Schwester wohnte lange in Hamburg. Dadurch habe ich eine enge Verbindung zur Hansestadt. Hamburg bereitet mir große Freude. Es ist so bunt.“
Freude bereitet Spieldenner nicht nur Hamburg, sondern auch Bücher. Das Lesen begleitet ihn, seit er ein kleiner Junge war. Sein Vater arbeitete in einem Stahlwerk. „Dort gab es eine Hüttenbücherei. Ich habe alles gelesen, was es dort gab“, sagt der Autor. Das Lesen hat ihn seitdem begleitet. „Ich habe in meinem Leben so viel gelesen. Ich weiß, woher die Lust zum Schreiben kommt“, so Spieldenner. Irgendwann fing er einfach damit an. Seine Tochter schenkte ihm zu Weihnachten einen Gutschein für Book-on-Demand – eine Möglichkeit, Bücher ohne Verlag zu publizieren. „Damit habe ich mein erstes Buch veröffentlicht“, so der Autor. „Dank für die Appläuse!“ war ein Musiker-Krimi, Musikzeitschriften hatten Interesse daran. „Ich habe auf einmal gute Zahlen verkauft“, so Spieldenner. Der Erfolg motivierte ihn, mit dem zweiten Roman weiterzumachen – und dann noch weiter.
Meisten Teil der Zeit nimmt Recherche ein
Der Oldesloer ist im Ruhestand und nutzt seine Zeit zum Schreiben. Ob er eine bestimmte Routine hat? „Ich lebe die Recherche“, sagt er. „Ich verbringe immer mehr Zeit mit der Recherche als mit dem Schreiben.“ Dass er als Autor die Möglichkeit hat, für seine Bücher interessante Einblicke zu bekommen, schätzt er sehr. „Ich war in der Elbphilharmonie, im Chilehaus und habe eine Woche auf dem Dom in einer Fischbude gearbeitet“, sagt Spieldenner.
Geschrieben hat der Autor seine Krimis meist in zwei Monaten. „Ich bin ein Schnell-Schreiber. Manchmal werden es auch mal 20.000 Zeichen am Tag“, sagt er. Von 11 bis 14 Uhr und von 16 bis 19 Uhr – ungefähr so sieht seine tägliche Routine aus. „Früher habe ich auch nachts geschrieben, das mache ich heute nicht mehr. Meine Frau passt auch auf, dass ich es nicht übertreibe.“ Motivationsprobleme hat Spieldenner übrigens nie – eine gute Nachricht für seine Leser. Um den nächsten Krimi muss sich also wohl niemand Sorgen machen.