Bargteheide. Seinen Erfolg als Autor verdankt von Horn zum Teil dem Hamburger Abendblatt. Das hatte nämlich einen Wettbewerb ausgeschrieben.
Warteschlangen in Freizeitparks, Omas Lieblingsbrotbelag oder Urlaub in Oberammergau: Die Geschichten von Dietrich von Horn sind vor allem eins: aus dem Leben gegriffen. Kein Wunder, er hat sie schließlich selbst genauso erlebt. Mit einer scharfen Beobachtungsgabe und vor allem mit viel Witz erzählt der Bargteheider in seinem neuen Buch „Was Opa so erzählt“ Geschichten aus seinem Leben als Großvater. Das Buch ist kürzlich im „Schwarzkopf & Schwarzkopf“-Verlag erschienen.
Es ist bei Weitem nicht das erste Werk des 77-Jährigen. In der Literaturszene ist er mittlerweile ein alter Hase. „Ich kam schon während des Berufslebens mit dem Schreiben in Berührung“, erzählt er. Von Horn arbeitete bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2006 als Lehrer an der heutigen Johannes-Gutenberg-Schule in Bargteheide. Damals gab er gemeinsam mit anderen Lehrerkollegen Erdkundebücher heraus. „Der Erfolg der verkauften Bücher motivierte mich, weiterzumachen.“
Zu Beginn seines Ruhestandes ging es mit dem Schreiben dann so richtig los. „Ich tat erst einmal das, was jeder macht, wenn er alt wird: Ich schrieb über mein eigenes Leben.“ Er wollte die Erinnerungen seiner Kindheit und Jugend konservieren. Das ist es auch, was ihn bis heute beim Schreiben antreibt: Die Erinnerung am Leben erhalten.
Er schrieb über de Nachkriegsjahre und die 68er-Bewegung
Dietrich von Horns Leben beginnt am Ende des Zweiten Weltkrieges. Sein Vater ist 1945 in Italien gefallen, da war er gerade ein halbes Jahr auf der Welt. Er hat den Vater nie kennengelernt. Die Mutter führte ihr Leben als Witwe weiter. „Über meinen Vater hat sie eigentlich nie gesprochen, ich weiß kaum etwas über ihn.“ Vielleicht hätte er sich das gewünscht. Auf jeden Fall hat ihn das angetrieben, seine Erinnerungen selbst festzuhalten. Er schrieb darüber, wie er die Nachkriegsjahre oder die Zeit der Studentenproteste und 68er-Bewegung erlebte. „Das mit dem Revolutionieren hatte sich für mich schnell erledigt. Mir reichten lange Haare und die Rolling Stones“, erzählt er lachend. Aber es blieb nicht beim autobiografischen Erzählen.
Dass Dietrich von Horn heute ein erfolgreicher Autor ist, verdankt er nach eigener Aussage zu einem nicht unwesentlichen Teil dem Hamburger Abendblatt, das vor knapp zehn Jahren einen Schreibwettbewerb organisierte. Von Horn nahm teil, reichte seinen Roman „Aber sonst ist eigentlich nicht viel passiert“ ein, der von dem fiktiven norddeutschen Dorf Großlüttsee handelt. „Zu meiner großen Überraschung habe ich den ersten Preis gewonnen“, sagt der 77-Jährige. „Das war schon ein nettes Ding.“
Der Autor ist in seiner Familie der Hahn im Korb
Über den Abendblatt-Kulturredakteur Thomas Andre bekam der Bargteheider Kontakt zu Verlagen, so kam es zu Veröffentlichungen von Büchern wie „111 Gründe, Lehrer zu sein“ oder „111 Gründe, Mallorca zu lieben“. Gemeinsam mit seinem Freund Hein-Dirk Stünitz schrieb er darüber, wie man im Ruhestand am besten überlebt. In „Oma, Opa, kann ich ein Eis?“, das 2017 erschien, erzählt der Autor vom Glück des Lebens mit seinen Enkelkindern.
„Was Opa so erzählt“ ist quasi eine Fortsetzung. In neun Kapiteln unterteilt findet der Leser hier weitere Schnipsel aus dem Alltag eines Großvaters, die fast ein bisschen an Loriot erinnern. Von Horn ist Vater von zwei Töchtern und vier Enkeltöchtern, also wahrlich der Hahn im Korb der Familie. „Ich finde es toll, unter Frauen zu sein“, sagt er. „Der Umgang ist entspannt, menschlich und liebevoll – ob das typisch weibliche Eigenschaften sind, weiß ich nicht.“
Seine beiden Töchter leben in Plön und Schwentinental. Mindestens zweimal die Woche sehen er und seine Frau die vier Enkeltöchter, die mittlerweile zwischen vier und elf Jahre alt sind. Seine Frau unterstützt oft beim Essen kochen, der Großvater verbringt Zeit mit seinen Enkelinnen Jonna, Jente, Juli und Liv und packt mit an, wenn es etwas zu tun gibt. Für die Familie ist die enge Bindung eine klassische Win-Win-Situation. Die Eltern werden entlastet. Und: „Für mich ist es ein schönes Gefühl, gebraucht zu werden.“
Dietrich von Horn hat immer ein Notizbuch in der Tasche
Zur Freude seiner Leser springt da oft die ein oder andere lustige Geschichte heraus – etwa wenn „Livi“ mal wieder ins Bällebad möchte oder Opa ein paar neue Schuhe braucht, weil er sonst „aussieht wie ein Obdachloser“. An dem Buch hat von Horn insgesamt drei Jahre geschrieben.
Für witzige Situationen im Alltag hat er immer ein kleines Notizheft dabei, in dem er skurrile Begebenheiten festhält. Ordentlich aufschreiben tut er sie dann meist in einer festen Routine. Vormittags ab 10 Uhr und noch einmal am Nachmittag sind seine Schreibzeiten. Eine Hauptrolle in den Geschichten spielt auch stets seine Frau, die übrigens vorab immer liest, was ihr Mann auf dem Papier so verzapft.
Und auch die Enkelkinder wissen Bescheid, dass der Opa über sie schreibt – und finden das toll. „Neulich habe ich gesehen, dass das Buch bei Jente am Bett liegt.“ Bei seiner ältesten Enkeltochter übrigens stelle sich so langsam ein vorpubertäres Verhalten ein – da erinnert er sich selbst noch an seine Jugend, als er 14 wurde und das Verhältnis zur Mutter auf einmal schwierig wurde.
„Bis dahin war alles toll“, erinnert er sich lachend. Danach habe man sich gegenseitig schon das ein oder andere Mal auf die Palme gebracht – und das wird ihm mit seinen Enkeltöchtern sicher nicht anders gehen. Aber ein Gutes hat das Ganze: Der Stoff zum Schreiben wird ihm so schnell ganz sicher nicht ausgehen.