Hamburg/Braak. Warum Karoline Marburger und Jens-Peter Koppermann die Rallye Baltic Sea Circle in 25 Jahren erneut fahren wollen.
Nach der wilden Hatz bei der Rallye Baltic Sea Circle (RSC) rund um die Ostsee zog es Karoline Marburger und Jens-Peter Koppermann gleich wieder ans Baltische Meer. Auf Fehmarn will es das Paar allerdings deutlich ruhiger angehen lassen: ein wenig surfen, ein paar Seiten lesen, viel schlafen. Und sich Zeit nehmen, jene verrückte Hochzeitsreise Revue passieren zu lassen, die das Stormarner Bullimoon-Team innerhalb von nur 16 Tagen durch neun Länder führte.
Die Entscheidung zur Teilnahme nicht bereut
„Nein, wir haben die Entscheidung nicht bereut“, beteuert Karoline (36), die in Braak aufgewachsen ist und inzwischen bei der Deutschen Raumfahrtagentur in Bonn arbeitet. Unterwegs habe man gemeinsam unglaublich viel gesehen, das noch lange in Erinnerung bleiben werde: faszinierende Landschaften, wilde Natur, die Mitternachtssonne am Polarkreis und weiße Nächte im Baltikum.
Die Erwartungen hätten sich vollauf erfüllt, zieht auch Ehemann und Copilot Jens-Peter (36) ein durchweg positives Fazit. „Wir haben viele nette, hilfsbereite und gastfreundliche Menschen kennengelernt und werden mit einigen sicher auch in Kontakt bleiben“, sagt der Berufssoldat, der im wichtigsten westlichen Fliegerhorst der Bundeswehr in Nörvenich zwischen Köln und Aachen stationiert ist.
Betagter Bulli sorgt für 22-stündige Zwangspause
Dabei lief auf den 7300 Kilometern zwischen dem Start auf Gut Basthorst im Herzogtum Lauenburg und dem Ziel am Sonntag auf dem Hamburger Fischmarkt längst nicht alles nach Plan. Nach einem stürmischen Abstecher samt Tour-Party auf den felsigen Lofoten und dem Erreichen des Nordkaps mit dem berühmten stählernen Globus als Wahrzeichen bockte am Tag 9 auf einmal ihr 23 Jahre alter VW-Bulli. „Mitten in der finnischen Provinz gab es plötzlich Probleme mit der Kupplung“, berichtet Jens-Peter.
Zum Glück sei aber Team 53 in der Nähe gewesen, mit dem man sich in Norwegen angefreundet hatte. Eike und Johanna aus Osnabrück waren ebenfalls mit einem VW-Bus T4 unterwegs und konnten quasi Erste Hilfe leisten. „Gemeinsam haben wir die Leitungen entlüftet und Bremsflüssigkeit nachgefüllt, die auch das Kupplungssystem versorgt“, so Jens-Peter. Weil man der Ursache für den Verlust aber nicht auf die Spur kam, verordneten sich die Bullimooner eine Zwangspause.
Vom Auto aus mit selbstgebastelten Ruten geangelt
Bestärkt hätten sie zwei Finnen, die vom besten Mechaniker der Region schwärmten, der in Simo seine Werkstatt habe. Außerdem gebe es dort auch einen Campingplatz, der malerisch am Fluss Simojoki liege. Der hochgelobte Mechaniker hat dann tatsächlich dafür gesorgt, dass der 1999 gebaute T4 mit 312.000 Kilometern auf dem Tacho wieder schnurrte und das Paar mit 22-stündigem Zeitverzug zuverlässig weiter gen Heimat brachte.
Dabei waren unterwegs noch einige überraschende Herausforderungen zu meistern, die die einfallsreichen BSC-Organisatoren den teilnehmenden Teams ins Roadbook geschrieben hatten. Etwa am Strand Ski zu laufen. Oder vom Auto aus mit selbstgebastelten Ruten zu angeln. Oder das Gefährt vor einem selbstgewählten Hintergrund Camouflage-like so zu tarnen, dass man es möglichst nicht mehr sieht. Das Stormarner Team stellte den weißen Bulli auf einem Pass in Norwegen kurzerhand vor eine weiße Felswand.
30 Grad im finnischen Schanzenareal von Lahti
Wider Erwarten heizte die Wintersportnation Finnland den Bullimoonern aus Deutschland ordentlich ein. Zeigte das Thermometer am Nordkap noch eisige fünf Grad, so herrschte im berühmten Schanzenareal von Lahti brütende Hitze mit Temperaturen von 30 Grad im Schatten. Da wirkten die weihnachtlichen Klänge beim Besuch im finnischen Santa Claus Village nahe des Biathlon-Zentrums Rovaniemi besonders skurril.
Zum schwunghaften Handel entwickelte sich für das Stormarner Team die Challenge, etwas zu tauschen, was man im Land zuvor gerade erst erhandelt hat. Ausgangspunkt war eine blaue Büroklammer. In Estland erwuchs daraus eine Kuchenform, in Lettland zwei Töpfe Honig. Von denen Karoline und Jens-Peter einen im polnischen Danzig in zwei Flaschen leckeres, lokales Lagerbier eintauschten.
888 Euro für das Kinderhospiz Sternenbrücke gesammelt
Die gönnten sie sich schließlich nach der Zieleinfahrt am Sonntagnachmittag auf dem Hamburger Fischmarkt. „Da wir durch die Bulli-Reparatur fast einen Tag verloren haben, fehlten uns am Ende einige Challenge-Punkte, um ganz vorn mit dabeisein zu können“, erzählt Teamchefin Karoline. Das habe dem Spaß am großen Abenteuer Baltic Sea Circle aber keinen Abbruch getan.
Zumal am Ende ihrer Spendensammlung für das Hamburger Kinderhospiz Sternenbrücke statt der vom BSC-Veranstalter geforderten 750 sogar 888 Euro zusammengekommen waren. Zuletzt hatte das Autohaus Herbert Hansen aus Braak das Aufkommen noch einmal deutlich aufgestockt.
Nun planen die beiden sogar ein Comeback. „Die Rallye in 25 Jahren zur Silberhochzeit zu wiederholen wäre cool und sicher spannend“, sagt Karoline.