Stongfjorden. Timo Peters ist Reisender aus Leidenschaft. Über das größte Abenteuer seines Lebens hat der Globetrotter jetzt ein Buch geschrieben.

Was passiert, wenn ein Reisejournalist, der seinen Blog Bruderleichtfuss nennt, die Füße stillhalten muss? Timo Peters – gebürtiger Ostfriese, Globetrotter und der Liebe wegen mittlerweile sesshaft in Norwegen – hat in der coronabedingten Reisepause ein Buch über sein größtes Abenteuer geschrieben: Als absolute Landratte hatte er sich 2014 nach dem Motto „Hand gegen Koje“ auf Segeljachten verdingt und so via Kanaren und Kapverden den Atlantik überquert.

„Weil ich Freunden und Familie immer wieder davon erzählen muss, dachte ich: Dann kann ich es eigentlich auch mal aufschreiben“, erzählt der 37-Jährige, der schon durch die halbe Welt getrampt ist, am Telefon.

Ostfriese lernte Norwegerin in Brasilien kennen

Die Verbindung nach Stongfjorden ist tadellos, obwohl das Dorf sehr abgeschieden zwischen den Bergen und Fjorden der Küstenregion Westnorwegens liegt – mehr als 400 Kilometer von der Hauptstadt Oslo entfernt. In Aurich auf dem platten Land aufgewachsenen und am liebsten in Südamerika und dem Nahen Osten unterwegs, hätte es sich Peters nicht träumen lassen, dass er mal hier im Norden landet.

Mittlerweile ist Timo Peters leidenschaftlicher Norwegen-Wanderer.
Mittlerweile ist Timo Peters leidenschaftlicher Norwegen-Wanderer. © Unbekannt | Privat

Doch als er die hübsche Norwegerin, die er in Brasilien kennengelernt hatte, das erste Mal in ihrer Heimat besuchte, sei es um ihn geschehen gewesen, sagt er mit einem Lachen. „Ich wusste nicht, in wen ich mich mehr verliebt hatte: in meine Freundin oder in ihr Land.“

Krönender Abschluss eines Segelabenteuers

Dass sich sein Leben durch diese Bekanntschaft komplett verändert hat, kann man getrost als den krönenden Abschluss seines Segelabenteuers bezeichnen. Denn Timo Peters hat seine Freundin in der Hafenstadt Recife im Nordosten Brasiliens getroffen, wo seine Reise endete. „Meine Mitsegler und ich haben dort beim Karneval eine Woche unser Überleben gefeiert“, erinnert sich der 37-Jährige.

Abenteuer auch an Land: Timo Peters (r.) beim Pre-Karneval in Midelo.
Abenteuer auch an Land: Timo Peters (r.) beim Pre-Karneval in Midelo. © Unbekannt | Privat

Begonnen hatte seine abenteuerliche Reise in der englischen Enklave Gibraltar im Süden Spaniens – nachdem er, auf der Suche nach einer Mitfahrgelegenheit, in den Hafenkneipen unzählige Biere mit Seglern getrunken hatte, die Richtung Südamerika in See stechen wollten. Eine Schnapsidee war sein Vorhaben aber keineswegs, „Die Idee, per Anhalter über den Atlantik zu segeln, entstand nach und nach“, so Peters.

Peters studierte zuvor in Hamburg

Monate zuvor habe er sich eigentlich nur auf der Plattform Couchsurfing nach einer Unterkunft in Portugal umgesehen und sei dort zufällig auf das Angebot „A Couch on a Boat“ gestoßen. Während er mit dem Eigentümer der Jacht Tagestörns an der portugiesischen Küsten entlang segelte, entdeckte Peters den Spaß am Segeln. Zudem ließ es sich an Bord gut schreiben.

Peters, der zwischen seinen Reisen in Hamburg Zivildienst gemacht, Grundschullehramt studiert und zehn Jahre in einer WG gewohnt hatte, legte seine Sportbootführerscheinprüfung in Wilhelmsburg ab. Irgendwann hörte er davon, dass man über die Plattform „Hand gegen Koje“ Mitsegelgelegenheiten auch über den Atlantik finden könnte.

Nordlicht bekam Panikattacke an Bord

„Da war mein Tramperherz angestachelt“, erinnert er sich. Doch es stellte sich heraus, dass die Kapitäne ihre potenziellen Mitsegler lieber persönlich statt im Internet kennenlernen wollten. Daher die Reise nach Gibraltar: Der Hafen am Nadelöhr zwischen Mittelmeer und Atlantik ist ein beliebter Ausgangspunkt für alle, die via Kanaren und Kapverden über den Atlantik wollen.

Er lernte Randy kennen, einen Einhandsegler, der für die erste Etappe seiner Rückreise nach Amerika Begleitung suchte. An Bord der „Mystique“ war Peters zwar das einzige Crewmitglied, aber dennoch eine wichtige Unterstützung beim Navigieren durch die viel befahrene Passage vor Gibraltar und beim nächtlichen Ausschau halten nach den schlecht beleuchteten marokkanischen Fischerbooten. Dann, eines Tages, war plötzlich nur noch Meer ringsherum. Und Peters bekam eine heftige Panikattacke. „Trotz guten Wetters und einer friedlichen See. Zum Glück ging sie nach einem Tag vorbei“, erinnert er sich.

Todesangst: Vorstak des Schiffs gebrochen

Timo Peters, „Couchsailing - Wie ich per Anhalter über den Atlantik reiste“, Kiepenheuer & Witsch, 320 Seiten, als Taschenbuch 12 Euro und als E-Book 9,99 Euro).
Timo Peters, „Couchsailing - Wie ich per Anhalter über den Atlantik reiste“, Kiepenheuer & Witsch, 320 Seiten, als Taschenbuch 12 Euro und als E-Book 9,99 Euro). © Unbekannt | Privat

War der Grund für diese Angst nur die neue Erfahrung gewesen, kein Land mehr zu sehen, erlebte er an Bord der „Libertalia“ auf dem Weg zu den Kapverden wirkliche Todesangst. „Es war ein komischer Wind aus einer blöden Richtung“, schildert er die Umstände knapp. Mit dramatischen Folgen für das Schiff: Vorne brach das Vorstak, hinten der Baum des Besanmastes, zwei Segel gingen kaputt. Die vierköpfigen Crew dagegen kam mit dem Schrecken davon.

Insgesamt dauerte die Überfahrt nach Brasilien 30 Tage – das waren aber nur die reinen See-Tage. Mit zu der Reise gehörten aber auch die vielen Tage in den Häfen und die Bekanntschaften, die er dort machte. „Vom Millionär bis zu Hippie-Aussteiger, von der jungen Familie mit kleinen Kindern bis zum verschrobenen Seebären – bei dieser Art zu reisen lernt man lernt die unterschiedlichsten Segler kennen“, so Peters. „Das ist genauso spannend wie das Couchsailing an sich.“

Besondere Überraschung für die Hamburger Leser

Peters, der durch seinen Blog bruderleichfuss.com und sein Online-Magazin Fjordwelten auch in Hamburg bekannt ist, hat sich für die Leser in seiner ehemaligen Heimatstadt etwas Besonderes ausgedacht. „In der vielleicht schönsten Buchhandlung der Stadt, Dr. Götze Land & Karte am Alstertor, habe ich insgesamt 20 Postkarten mit persönlichen Grüßen in meinen Büchern verstecken lassen“, sagt er am Ende unseres Telefonats.

Lesen Sie auch:

„Als kleine Überraschung für die Couchsailing-Leser dort, und um einen schönen Grund zu haben, meine Social-Media-Follower in den lokalen Buchhandel zu schicken statt immer nur zu Amazon.