Bargteheide. Basketball-Club verpflichtet Şükran Gencay und steigt in die 1. Regionalliga auf. Vorgänger wird Sportdirektor.

Einige Wochen lang war es ruhig um die Meistermannschaft der TSV Bargteheide Bees. Nun verkündet die Basketball-Abteilung des Vereins mitten in der Sommerpause zwei spektakuläre Neuigkeiten, die deutlich machen: Die Basketball-Euphorie in Stormarn ist real. Neuer Headcoach der Bees wird die Hamburgerin Şükran Gencay, die unter Kennern der Sportart als wohl beste Trainerin Deutschlands gilt. Dieser Coup ist verbunden mit einer sportlichen Richtungsentscheidung, die noch vor wenigen Monaten fast unmöglich schien. Nach dem Titelgewinn in der 2. Regionalliga wird der TSV das Aufstiegsrecht für die 1. Regionalliga Nord wahrnehmen.

„Die Aussicht, Şükran als Trainerin gewinnen zu können, hat bei uns noch einmal einen Schub ausgelöst“, sagt Abteilungsleiter Jan Böh. „Sie bringt uns mit ihrem Know-how und ihrer Professionalität auf ein neues Level. Die erste Mannschaft und der gesamte Basketball in Bargteheide wird davon profitieren.“ Zuvor war noch nicht klar gewesen, ob der Verein den großen Schritt in die 1. Regionalliga wagen würde. Der Etat muss dafür vervielfacht, die Rahmenbedingungen deutlich verbessert und eine neue Halle gefunden werden.

Den ETV führte die Trainerin von der Kreisliga bis in die dritthöchste Spielklasse

Gencays Ja zu Bargteheide sorgte offenbar für den benötigten Domino-Effekt. Durch die Verpflichtung der Trainerin habe es die Zusage eines Sponsors und einige Spenden gegeben, so Böh. Nach Angaben des Vereins konnten bislang rund 32.000 der geplanten 50.000 Euro eingesammelt werden. „Wir sind unseren Partnern und den vielen privaten Spendern extrem dankbar. Es ist unglaublich, wie groß die Unterstützung ist“, sagt der Abteilungsleiter. Während der Verein aufsteigt, wird die neue Trainerin zunächst auf niedrigerem Niveau arbeiten als bislang.

Sie coachte zuletzt den Eimsbütteler TV in der Pro B, der dritthöchsten Spielklasse. Als Rückschritt sieht die 36-Jährige den Wechsel nach Stormarn aber nicht an. „Die ansteckende Begeisterung und Leidenschaft der Bees sowie die sportliche Herausforderung haben den Ausschlag gegeben, warum ich mich für Bargteheide entschieden habe“, sagt Gencay. „Es ist ein sehr stabiles Fundament vorhanden, und ich möchte mit meiner Erfahrung dem Team und dem Verein helfen, auch die nächsten Hürden zu meistern.“ In Hamburg-Eimsbüttel schrieb Gencay eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte. Innerhalb von nur acht Jahren führte sie die Herren-Mannschaft von der untersten Liga, der Kreisliga Hamburg, in die drittklassige Pro B. Gencay wurde so zum höchstklassigsten weiblichen Headcoach im Herrenbereich.

Die vergangene Saison endete für den ETV zwar mit dem Abstieg. Allerdings trat der Amateurverein in der Pro B gegen etablierte Proficlubs an, die vor allem finanziell deutlich größere Möglichkeiten hatten. In Personalunion war Gencay, die als Spielerin viele Jahre selbst in der Regionalliga aktiv war, zudem Abteilungsleiterin. Sie begann als Jugendtrainerin und war insgesamt 15 Jahre beim ETV tätig. Ihre Ämter beim Stadtteilverein hatte sie zum Ende der abgelaufenen Saison niedergelegt.

Bei den Bees beginnt Gencay direkt mit der Arbeit. Bereits am kommenden Sonnabend, 2. Juli, wird ein Tryout abgehalten. Der offizielle Trainingsstart ist für den 1. August geplant. Auf die Frage nach dem Saisonziel sagt die Trainerin: „Ich will ein starkes Team zusammenstellen und formen, das mit gutem Basketball noch mehr Bargteheider und die Umgebung für diese tolle Sportart begeistert, Spaß hat und gleichzeitig die sportliche Herausforderung gemeinsam und erfolgreich anpackt.“ Tabellarisch dürfte es für die Stormarner zunächst um den Klassenerhalt gehen.

Halle der Dietrich-Bonhoeffer-Schule soll Heimspielstätte werden

Der Kontakt zu Gencay kam über ihren Vorgänger Said Ghalamkarizadeh zustande. Der langjährige Trainer der Bees hatte bereits während der vergangenen Saison seinen Rücktritt angekündigt, weil er aus beruflichen und privaten Gründen kürzertreten wollte. Nach dem sensationellen Meistertitel und im Anschluss an das letzten Saisonspiel des ETV unterhielten sich Ghalamkarizadeh und Gencay kurz. Daraus entwickelten sich weitere Gespräche und schließlich ein Treffen zwischen der B-Lizenzinhaberin mit Mannschaft und Abteilungsleitung der Bees. Zu der Nachfolgeregelung gehört auch, dass der bisherige Trainer nun doch in offizieller Funktion bleibt – als Sportdirektor.

Während sich seine Nachfolgerin ganz auf das Coaching konzentrieren soll, wird Ghalamkarizadeh unter anderem als Bindeglied zwischen Trainerin und Abteilungsvorstand fungieren. Zudem kümmert er sich um den Aufbau professionellerer Strukturen und koordiniert die Organisation rund um die 1. Regionalliga. „Ich freue mich sehr über den neuen Aufgabenbereich und die Zusammenarbeit mit Şükran. Ich verfolge ihre Laufbahn schon sehr lange und war oft als Fan bei den Spielen ihrer Mannschaft“, sagt der 43-Jährige. „Dass sie nun Trainerin unserer Bees wird, ist einfach fantastisch und motiviert alle, noch besser zu werden. Sie kann unsere talentierte junge Mannschaft entwickeln. Es wird nicht darum gehen, viele neue Spieler aus ganz Deutschland zu rekrutieren.“

Noch ist die Arbeit für das Abenteuer 1. Regionalliga nicht beendet. Vor allem müssen die Bees einen Ort für die Heimspiele finden. Die Sporthalle des Kopernikus Gymnasiums am Louise-Zietz-Weg, wo die Mannschaft bislang ihre Erfolge feierte, genügt nicht den Ansprüchen der neuen Liga. Die erste Option ist die Halle der Dietrich-Bonhoeffer-Schule, die aber noch neu liniert werden muss. „Da suchen wir nach einer schnellen Lösung“, sagt Ghalamkarizadeh. „Für mich ist es ein Muss, dass wir als Bargteheide Bees auch in Bargteheide spielen.“