Bargteheide. Teamgeist statt Geld: Stormarner machen den Titel in der 2. Regionalliga Nord mit einem 76:70 über Bremen perfekt.

Die TSV Bargteheide Bees haben es geschafft: Durch ein 76:70 (47:39) in einem mitreißenden Basketball-Spiel gegen die Weser Baskets Bremen/TTS Neustadt haben die Stormarner vorzeitig die Meisterschaft in der 2. Regionalliga Nord gewonnen. Nach der Kunde von der gleichzeitigen Niederlage des Titelkonkurrenten Itzehoe sprangen und tanzten die Spieler und Trainer Said Ghalamkarizadeh durch die Halle am Louise-Zietz-Weg.

Zunächst gab es nur eine SMS als zweifelhafte Sicherheit, ein paar Worte, die den TSV Bargteheide zum Meister machten. „75:77 verliert Itzehoe. Glückwunsch!“, schrieb die Vereinsvorsitzende der Itzehoe Eagles, deren zweite Mannschaft mit einem Sieg gegen den EBC Rostock II die Entscheidung auf den letzten Spieltag hätte vertagen können. In den Stolz mischte sich eine Rest-Angst, zum Schalke 04 des Basketballs zu werden und einen Titel zu früh zu feiern. Doch schließlich gab es Gewissheit, und die Bargteheider Freude brach sich Bahn. Freude über einen sportlichen Coup, mit dem wirklich niemand gerechnet hatte, auch nicht die Bargteheider selbst.

Der Kapitän erinnert an den minimalen Trainingsaufwand

Kapitän Tobias Schümann sagte: „Für einen Verein wie Bargteheide ist das unglaublich geil. Wir zahlen niemandem Geld, bei anderen Vereinen ist das anders. Der Trainingsaufwand ist definitiv nicht so hoch wie bei den anderen, wir sehen uns im Kollektiv einmal die Woche – wenn’s hochkommt. Vor der Saison haben wir als Ziel ausgerufen, in der Liga zu bleiben, auch wenn wir wussten, dass wir Potenzial haben. Nach den ersten Siegen haben wir es selbst nicht richtig geglaubt, aber dann wurde mit der Zeit immer klarer, dass wir mehr draufhaben.“

Auch Topscorer Steffen Hönicke blickte noch mal zurück, um zu erklären, was für ein unwahrscheinliches Meisterstück die Bees da geliefert haben: „Das ist die vierte Saison in der Liga. In der ersten sind wir sportlich abgestiegen und nur durch eine Wild Card dringeblieben. Die zweite Saison ist abgebrochen worden, da haben wir auch gegen den Abstieg gespielt. Die letzte Saison hat eigentlich gar nicht richtig stattgefunden – und jetzt sind wir Meister.“

Große Vereine wie Bremen und Itzehoe haben andere Möglichkeiten

Der Bargteheider Trainer hatte während der extrem intensiven und spannenden Partie ebenfalls alles gegeben, gestikuliert und geschrien, seine Mannschaft aber auch immer wieder zur Ruhe aufgefordert. Nach dem Sieg hielt er keine Emotionen mehr zurück. „Das ist ein unglaubliches Gefühl“, sagte Ghalamkarizadeh. „Wir sind ein Amateurverein mit 110 Leuten in der Sparte. Große Vereine wie Bremen und Itzehoe haben alle Möglichkeiten. Unsere Halle ist 40 Jahre alt, die Körbe fallen nach jedem Dunk auseinander. Hier spielen und trainieren wir, hier bin ich zur Schule gegangen, hier habe ich Abi gemacht. Wir sind vor vier Jahren aufgestiegen, nur durch die Wild Card dringeblieben, wir wollten uns etablieren. Und statt uns zu etablieren haben wir das Ding gewonnen. Das ist schon abgefahren.“

Was die Bargteheider vom Abstiegskandidaten zum besten Team der Liga machte, war im „Finale“ gegen Bremen eindrucksvoll zu beobachten. Der kleine Kader aus sehr talentierten Einzelspielern hat sich über die Jahre und während der laufenden Saison zu einer eingeschworenen Einheit entwickelt. Nur so wurden die zahlreichen engen Spiele gewonnen. Spiele, die Bargteheide in den vergangenen Jahren wohl noch verloren hätte. Sechsmal lagen in dieser Saison nur ein paar Punkte zwischen Sieg und Niederlage, fünfmal jubelten am Ende die Bees. „Wir hatten die gemeinsame emotionale Basis, um diese Spiele zu gewinnen“, sagte der Coach.

Folgt nach der grandiosen Saison auch der Aufstieg?

So auch gegen Bremen. Aus einer zeitweise recht deutlichen Führung wurde zu Beginn des letzten Viertels plötzlich ein knapper Rückstand. Doch die Hausherren erzwangen den Sieg, angetrieben von ihren lautstarken Fans. Sogar die Ausfälle mehrerer Leistungsträger wie Spielmacher Felix Geyer steckten die Bees weg.

Doch eine Frage bleibt: Resultiert aus der grandiosen Saison der Aufstieg in die 1. Regionalliga? Kapitän Schümann ließ durchblicken, dass zumindest Teile der Mannschaft an diesem Abenteuer interessiert wären. „Jetzt müssen wir gucken, was die nächste Saison bringt, ob wir es irgendwie bewerkstelligt kriegen, sogar aufzusteigen“, sagte er.

Der Trainer drückte zunächst auf die Bremse: „Das kostet alles Geld, und wir haben kein Geld.“ Es müssten sich Sponsoren finden - ein, zwei, drei Firmen aus Bargteheide. „Mit so einem kleinen Kader und Bedingungen wie jetzt kann man nicht in die 1. Regionalliga gehen.“ Gänzlich ausgeschlossen ist ein Aufstieg also nicht. Es wäre nicht die erste große Überraschung der Saison.