Ahrensburg. Freiwillige Feuerwehren nach Starkregen mit 80 Einsätzen binnen zwei Tagen. Kanalisation von Wassermassen oft überfordert.
Jenseits des großen Teichs ist Wasser gerade ein überlebenswichtiges, kostbares Gut. In Nordamerika leiden die Menschen bei Temperaturen knapp unterhalb der 50-Grad-Marke. In der kanadischen Provinz British Columbia wurde gerade ein landesweiter Rekord von 49,5 Grad gemessen. Ganz anders präsentiert sich hingegen das Wetter im Kreis Stormarn. Hier kam es in den vergangenen drei Tagen zu mehreren heftigen Gewittern mit Starkregen. „Allein am Dienstag und Mittwoch verzeichneten wir 80 Feuerwehreinsätze nur in Stormarn“, sagte Carsten Horn, Leiter der Integrierten Regionalleitstelle in Bad Oldesloe dieser Zeitung. Zum Glück sei es aber in keinem einzigen Fall zu Personenschäden gekommen.
Auch am Donnerstag herrschte noch erhöhte Einsatzbereitschaft. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte für die Vormittagsstunden zwischen 9.45 und 12 Uhr erneut eine „amtliche Warnung vor Dauerregen“ herausgegeben. Nach anfänglich registrierten Niederschlagsmengen zwischen 15 und 30 Litern pro Quadratmeter avisierte der DWD weiteren Dauerregen wechselnder Intensität mit bis zum 15 Litern pro Quadratmeter.
In Meddewade tritt Westerbek über die Ufer
Erneut mussten im Kreisgebiet vier Freiwillige Feuerwehren ausrücken, um überflutete Straßen zu sichern, Keller auszupumpen und die Verkehrswege von abgebrochenen Ästen zu befreien. Erst im Laufe des Nachmittags kam es zu einer deutlichen Entspannung der Lage.
Besonders gefordert war am Mittwochabend die freiwillige Wehr von Meddewade. Nach heftigen Regengüssen war die Westerbek über ihre Ufer getreten und hatte sich unter anderem über die Dorfstraße ergossen. Letztlich überschwemmten die Fluten sogar den Sportplatz und drohten die Anfang der 2000er-Jahre für rund 620.000 Euro umfassend sanierte „Alte Schule“ einzuschließen.
In Großhansdorf fällt Baum auf die Straße
Um das mehr als 160 Jahre alten Backsteingebäude zu schützen, pumpten die Retter erst das Wasser in die Kanalisation. Anschließend wurde der inzwischen als Dorfgemeinschaftshaus genutzte Bau mit Hilfe des Technischen Hilfswerks durch das Aufstapeln von Sandsäcken an Zuwegungen und Türen zusätzlich gesichert. Mit Erfolg, das Eindringen des Wassers in die „Alte Schule“ konnte letztlich verhindert werden.
Am Mittwochnachmittag war das Unwetter bereits über Stormarns Süden hinweggezogen. Am Waldreiterweg in Großhansdorf fiel ein Baum quer über die Straße und beschädigte dabei unter anderem eine Telefonleitung.
Amt Trittau besonders stark betroffen
Bereits am Dienstag ist es im Kreisgebiet zu zahlreichen Einsätzen gekommen. Besonders betroffen war etwa das Amt Trittau. In Lütjensee stand teilweise die Hamburger Straße unter Wasser, das sich im Bereich einer Baustelle angesammelt hatte. Die Freiwillige Feuerwehr konnte hier schnell Abhilfe schaffen und die wichtigste Verkehrsader der Gemeinde wieder befahrbar machen.
Kurz zuvor war die Wehr bereits in die Bahnhofstraße im Ortsteil Dwerkaten gerufen worden. Auch sie war durch Wassermassen, die teilweise von den angrenzenden Feldern auf die Fahrbahn strömten, unpassierbar geworden. Nachdem die Einsatzkräfte die Straße zunächst vollständig gesperrt hatten, suchten sie die Abläufe an den Bordsteinen, entfernten die Schmutzkörbe und unterstützten so den Abfluss des Wassers.
In Grönwohld mehrere Kellerräume vollgelaufen
Im benachbarten Grönwohld waren derweil mehrere Kellerräume vollgelaufen, insbesondere in der Straße Radeland. Überfordert zeigte sich zudem die Kanalisation in der Dorfstraße. Hier sprudelte das Wasser aus den Gullys und überflutete auf größeren Abschnitten die Fahrbahn.
Alles in allem blieb der Kreis Stormarn vor größeren Schäden verschont. Von der Gewitterfront deutlich stärker betroffen waren hingegen die Kreise Segeberg und Steinburg. Die zuständige Regionalleitstelle in Elmshorn verzeichnete zwischen Mittwochmittag und Donnerstagmorgen, 1 Uhr, insgesamt 247 wetterbedingte Einsätze, von denen die deutliche Mehrheit auf diese beiden Kreise entfiel.
Aquaplaning verursacht Unfälle auf der A 7
In Bad Schwartau (Ostsholstein) flutete der Regen die Baugrube eines Einfamilienhauses. Dabei wurden die Seitenwände unterspült, sodass Einsturzgefahr drohte. Den rund 60 Einsatzkräften gelang es jedoch, die Wände zu stabilisieren und das Haus zu sichern.
Der Starkregen in der Region führte unterdessen zu mehreren Unfällen auf der Autobahn 7. Bei Neumünster geriet am Mittwochabend ein Fahrzeug mit sechs Insassen durch Aquaplaning ins Schleudern und überschlug sich mehrfach. Alle Personen mussten nach der Bergung in drei verschiedene Krankenhäuser transportiert werden.