Ratzeburg. Die Entscheidung über die Zukunft des Rettungsdienstes wurde erneut vertagt. Viel Ärger und Probleme, aber nur wenige Bewerber.
Die Neuvergabe des Rettungsdienstes durch den Kreis Herzogtum Lauenburg gerät zum Dauerbrenner. Der vergangenen Montag in einer Sondersitzung tagende Haupt- und Innenausschuss hat die Entscheidung erneut verschoben. Doch die Zeit läuft, schon am 1. Januar 2022 soll die Neuregelung greifen. Bereits am Donnerstag soll nach der Kreistagssitzung ein weiterer Anlauf starten, die „Kuh vom Eis zu bringen“, wie es ein Kreispolitiker formuliert.
Die beabsichtigte Aufteilung des Kreisgebietes in drei Regionen jeweils mit eigenem Rettungsdienst erweist sich als komplex und extrem konfliktträchtig. Im hinter verschlossenen Türen tagenden Ausschuss sind die Mitglieder zu keinem Ergebnis gekommen. Ein Grund: Es läuft noch eine Klage, und ein Bieter hat die Beteiligung von Politikern am Verfahren gerügt, denen er eine zu große Nähe zu Mitbewerbern vorhält.
Wie geht es mit dem Rettungsdienst im Herzogtum Lauenburg weiter?
Vor einer Vergabeentscheidung solle noch mal juristischer Sachverstand bemüht werden, bestätigt der Ausschussvorsitzende Norbert Brackmann (CDU). Alle Beteiligten müssten sich sicher sein, auf gesicherter Grundlage zu entscheiden.
Mindestens ebenso schwer wiegt der Umstand, dass sich nach Informationen unserer Redaktion nur sechs Dienstleister beziehungsweise Bietergemeinschaften um die drei Lose bewerben. Für den Standort Mölln geht mit dem DRK-Kreisverband Herzogtum Lauenburg gar nur die Organisation ins Rennen, die bisher kreisweit den Rettungsdienst organisiert und zum größten Teil mit eigenem Personal (150 Mitarbeiter) auch sichergestellt hat.
Vorlauf für den Umbau des Rettungsdienstes werde benötigt
Im Nord- und im Südkreis bewerben sich neben Bietergemeinschaften einerseits der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), andererseits die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Beide sind bislang von je einem Standort aus im Einsatz, die DLRG hat im Südkreis in Lauenburg ihre Rettungsstation.
„Wir benötigen mal die Entscheidung“, bestätigt Kai Steffens. Der Geschäftsführer der 2020 eigens gegründeten Herzogtum Lauenburg Rettungsdienstgesellschaft bedauert, dass eine späte Änderung des Landesrettungsdienstgesetzes im Herbst 2020 das Ausschreibungsverfahren verzögert habe. Auch wenn Fahrzeuge, viele Standorte und weitgehend das Material Eigentum des Kreises seien, benötige man doch Vorlauf für den Umbau des Rettungsdienstes, so Steffens. „Ziel war ein halbes Jahr.“
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„Wir müssen schauen, ob wir das im Zeitrahmen bewältigen“, sagt der Ausschussvorsitzende Brackmann. Gelinge dies nicht, „sieht das Vergaberecht eine Interimsvergabe vor“. Doch selbst eine Verlängerung der augenblicklichen Regelungen mit dem DRK stößt auf Vorbehalte. „Wer sagt uns, dass es nicht nur darum geht, Zeit zu gewinnen, weil Mitbewerber nicht konkurrenzfähig sind?“, so ein DRK-Retter.