Das Erzbistum Hamburg will acht der 21 Schulen schließen. Auch Senat und Bürgerschaft trifft ein Teil der Verantwortung.

Mit einem Schlag, besser gesagt mit einem Kahlschlag, hat das Erzbistum Hamburg viel von dem Ansehen, das es für sein traditionsreiches Schulwesen in der Stadt genießt, eingebüßt. Die Katholiken sind mit – noch – mehr als 9000 Schülern nicht nur der größte private Schulträger, sie erheben auch das geringste Schulgeld und ermöglichen es damit Familien mit niedrigen Einkommen, ihre Kinder auf eine Schule mit christlicher Prägung zu schicken. Die katholischen Schulen sind Schulen der Vielfalt und werden wegen ihrer pädagogischen Qualität geschätzt.

Seit zwei Monaten ist öffentlich bekannt, dass das Erzbistum in einer Verschuldungsspirale steckt, deren Dramatik hausintern viel zu lange nicht erkannt, wenn nicht gar ignoriert wurde. Angesichts einer jetzt ermittelten Überschuldung von 79 Millionen Euro, die sprunghaft auf mehr als 350 Millionen Euro bis 2021 emporschnellen könnte, wird niemand bestreiten, dass harte Einschnitte erforderlich sind.

Die Entscheidung, bis zu acht der 21 katholischen Schulen zu schließen, mag beim ausschließlichen Blick auf die roten Zahlen noch überzeugen. Schließlich weisen gerade die Schulgebäude einen hohen Sanierungs- und Modernisierungsbedarf auf. Darüber hinaus ist das Vorgehen allerdings wenig nachvollziehbar. In Zeiten, in denen Beteiligung ein zentrales Element demokratischer Kultur ist oder wenigstens sein sollte, wurden die engagierten Eltern und Kollegien gerade nicht in die Überlegungen einbezogen. Vielleicht hätten die unmittelbar Betroffenen die eine oder andere kreative Idee gehabt, um eine Schließung zu vermeiden. Mindestens aber hätten die Verantwortlichen des Erzbistums durch frühzeitige Information über den Ernst der Lage versuchen müssen, Verständnis zu wecken. Wer erst entscheidet und dann informiert, der schürt Empörung und Protest.

Zweitens: Die Auswahl der acht Standorte weckt den Verdacht, dass in erster Linie dort Schulen geschlossen werden, wo nicht so zahlungskräftige Eltern wohnen. Mit anderen Worten: Das Erzbistum verabschiedet sich jedenfalls ein Stück weit vom Prinzip der sozialen Verantwortung. Es kommt hinzu, dass die Schulschließungen eine regionale Schieflage aufweisen. Wenn alle acht Standorte tatsächlich aufgegeben werden sollten, dann gibt es kein katholisches Schulangebot mehr im Bezirk Harburg. Dort liegt die größte katholische Gemeinde in Hamburg.

Und drittens eine Frage, wahrscheinlich die wichtigste: Sind wirklich alle Möglichkeiten ausgelotet worden, um die harten Schließungen zu vermeiden oder wenigstens abzumildern? Zweifel sind angebracht. Es hat vorher offensichtlich keine vertraulichen Gespräche des Erzbistums mit der Schulbehörde gegeben. Damit wurde eine Chance vertan, über Kooperationen oder die Übernahme von Standorten in staatliche Regie ohne öffentlichen Druck zu sprechen. Das wird jetzt ungleich schwieriger. Es sollte nun aber gleichwohl das Minimalziel sein, die drei Standorte, die derzeit auf der Kippe sind, doch noch zu retten. Auch Senat und Bürgerschaft trifft ein Teil der Verantwortung. Die aktuelle Schulentwicklung hat die Schulen in freier Trägerschaft vor immense finanzielle Herausforderungen gestellt – Ganztagsbetrieb und Inklusion sind dazu zwei Stichwörter. Die staatliche Finanzierung der Privatschulen, die den Vergleich mit anderen Ländern nicht scheuen muss, darf deswegen nicht in Stein gemeißelt sein. Das gilt vor allem für die Schulbau-Investitionen.